Die Klassefrau
konzentrieren. Sie konnte erst dann fortfahren, wenn sie sich zwang daran zu denken, wie wichtig es für sie war, sich selbst zu schützen. Leider nahmen die Arbeitspausen den größten Teil ihres Tages ein … und sie konnte es nicht leugnen.
»Bobby, Bobby, Bobby «, seufzte Peter und lehnte sich auf dem roten Vinylsitz im Mission Coffee Shop zurück. »Wenn du so weitermachst, bist du die längste Zeit mein Lieblingsinformant gewesen.«
»Ich sag dir, Drake -«, erklärte der bleiche Bobby und schlürfte geräuschvoll seinen Kaffee.
»Du hast mir schon jede Menge Mist erzählt«, unterbrach ihn Peter.
»Für so was hab ich echt keine Zeit«, sagte Consuela und stand auf. Sie liebte es, in die Rolle des bösen Bullen zu schlüpfen, insbesondere wenn sich ihre Tage ankündigten. »Komm schon, Peter, vergessen wir das Ganze. Er kann die Rechnung übernehmen. Er hat uns nichts geliefert, was auch nur eine Tasse Kaffee wert gewesen ist.«
Dass auf dem Tisch sechs mittlerweile leere Teller standen und sich die Rechnung auf weit mehr als eine Tasse Kaffee belaufen würde, beunruhigte Bobby verständlicherweise sichtlich.
»Jetzt wartet doch mal!«, rief er und packte Consuela am Arm. »Ihr verlangt von mir, die Mafia zu verpfeifen! Ich brauch euch ja wohl nicht zu sagen, wie gefährlich es ist, zu singen.«
»Deshalb bezahlen wir dich ja so gut, Bobby«, gab Peter gut gelaunt zurück. »Natürlich nur, wenn deine Informationen es auch wert sind.«
»Wenn jemals rauskommt, dass ich -«
»Das kommt nie raus, Bobby«, versicherte Consuela und nahm seine Hand von ihrem Arm. »Und außerdem sind die Täter bald hinter Gittern, dann bist du in Sicherheit.«
»Keiner ist in Sicherheit vor der Mafia«, widersprach Bobby.
»Wenn du in Sicherheit sein willst, solltest du nach Florida ziehen und am Strand Muscheln suchen«, riet Peter. »Komm schon, Bobby, raus damit! Du weißt doch was. Verdien dir deine Mahlzeit. Gib uns einen Namen, eine Beschreibung, irgendetwas !«
»In Ordnung, in Ordnung !«, maulte Bobby, blickte sich verstohlen um und zog sich die Baseballkappe noch etwas tiefer ins Gesicht. »Es heißt, Dinetti hat einen Neuen, einen Typen namens Bertoch.«
Peter stieß sein Wasserglas um und verschüttete mehr als die Hälfte davon auf dem Tisch.
»Hey«, Consuela hob die Augenbrauen, »wie ungeschickt von dir.«
»Du sagst es«, erwiderte Peter ironisch. »Also, was ist mit diesem Bertoch, Bobby?«, fragte er, während er das Wasser mit einer Serviette aufwischte. »Hast du eine Beschreibung, eine Adresse, irgendwas?«
»Es heißt, er benutzt einen Fotoladen auf der Geary als Schlupfloch. Camera City. Hat null Ahnung von Kameras, sollte also leicht zu finden sein.«
Peter zog seine Brieftasche heraus. »Ich habe das dringende Bedürfnis, meine Fotoausrüstung aufzumotzen. Wie sieht's bei dir aus, Consuela?«
»Ich bin dabei. Gut gemacht, Bobby«, meinte Consuela und griff nach der Rechnung auf dem Tisch. »Wirklich gut. Geh solange Muscheln sammeln, bis wir die Täter gefasst haben.«
Peter beugte sich über den Tisch, stopfte ein paar Geldscheine in Bobbys Jacketttasche und stand auf. »Bis später, Bobby.«
»Ja, ja, klar«, sagte Bobby und rutschte noch tiefer in die Plastikpolster. »Ich glaube, ich kümmer mich jetzt lieber um meine Sonnenbräune.«
»Gute Idee«, pflichtete Peter ihm bei.
Er und Consuela bezahlten am Tresen und gingen zu seinem BMW.
»Also, woher kennst du Bertoch?«, wollte Consuela wissen.
»Ich kenne ihn nicht. Ich habe seinen Namen heute Morgen zum ersten Mal gehört.«
»Tatsächlich. Durch wen?«
» Von wem «, korrigierte Peter und ging zur Fahrertür. »Das erzähle ich dir später. Komm schon, spielen wir die eifrigen Fotofans.«
Das Camera City war ein winziger Laden neben dem California Pacific Medical Center in der Geary Street. Es klingelte nicht, als Peter und Consuela eintraten. Die Schaukästen und Regale waren größtenteils leer. Von einem Verkäufer war weit und breit nichts zu sehen.
»Da fragt man sich, womit Bertoch seine Brötchen verdient, nicht wahr?«, meinte Peter.
»Ich komme fast um vor Neugier«, sagte Consuela.
»Hallo! Hallo, ist jemand da? Hallo!«, rief Peter laut.
Hinter dem Vorhang, der den hinteren Teil des Ladens verbarg, trat ein Mann hervor. Er war Anfang dreißig, nicht ganz so groß wie Peter und trug ein weißes Hemd, eine Krawatte und eine graue Hose, die ihm ein wenig zu groß war. Sein schwarzes Haar war streng aus seiner
Weitere Kostenlose Bücher