Die Klassefrau
das zu gefährlich erschien, ehe er den Schlüssel in seiner Tasche ertastete.
»Du bist wirklich in einem jämmerlichen Zustand, Drake«, murmelte er vor sich hin, als er erneut auf die Tür zuging und sie öffnen wollte, ehe ihm einfiel, dass er sie abgeschlossen hatte. Er drehte den Schlüssel um und riss die Tür auf. »Kommst du?«, fragte er.
»Du wirst mich doch nicht wieder über deiner Schulter tragen?«, erkundigte sie sich und trat auf ihn zu.
»Nur wenn ich dich in mein Bett tragen würde. Verdammt!« , stieß er hervor.
Reflexartig streckte er die Hand aus und legte sie an ihre Wange, ehe er sie an sich zog und sie küsste. Mit einem leisen Stöhnen legte sie die Arme um seinen Hals, als er sie an sich presste und seine Zunge zwischen ihre Lippen glitt. Sein Körper schrie geradezu nach mehr.
Schwer atmend, zitternd mit von Sehnsucht erfülltem Herzen schob er sie schließlich von sich.
»Peter!« Ihre Stimme war sanft und flehend.
Er musste einen Augenblick die Augen schließen, um wenigstens ansatzweise seine Beherrschung zurückzugewinnen. »Ich liebe es, wie du meinen Namen sagst«, erklärte er mit rauer Stimme, griff nach ihrer Hand und zog sie aus seiner Wohnung. Er machte sich nicht die Mühe, die Tür abzuschließen, sondern zog sie hinter sich her ins Treppenhaus und dann hinaus in die Nacht. Doch er nahm die Kälte gar nicht wahr. Mallory hatte nicht nur sein Herz entzündet, sondern auch seine Seele und seine Libido, und hatte einen Flächenbrand ausgelöst, den eine kalte Januarnacht nicht zu löschen vermochte.
Sorgfältig vermied er jede Berührung, während er ihr die Wagentür aufhielt.
Zum ersten Mal, seit er den BMW gekauft hatte, wurde ihm bewusst, wie winzig der Zwischenraum zwischen Fahrer- und Beifahrersitz war. Er konnte die Hitze, die Mallorys Körper ausstrahlte, förmlich spüren. Der Duft ihrer Haut war die reine Folter, und er bemerkte, dass auch sie immer noch ziemlich schwer atmete.
Seine Hände krampften sich um das Steuerrad, bis seine Knöchel weiß hervortraten, aber er fuhr Mallory nach Hause. Sein Kopf war vollkommen leer. Jede Art von Smalltalk erschien ihm höchst unangemessen nach allem, was sich gerade in seinem Apartment abgespielt hatte. Abgesehen davon – wenn er sein Herz erleichtern und ihr die Wahrheit darüber sagen würde, was er empfand, würde sie wahrscheinlich aus dem Wagen springen und mit dem nächstbesten Taxi nach Alaska fliehen.
In seiner Wohnung war er möglicherweise nicht ganz bei Sinnen gewesen, doch nun überschlugen sich seine Gedanken geradezu. All das ging viel zu schnell für Mallory Atkinson. Sie musste sich zuerst mit ihren Gefühlen vertraut machen, bevor sie sich auf seine Emotionen einließ.
Drei Jahre? Ihr Vater hatte drei Jahre um ihre Mutter geworben? Peter konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, es länger als drei Wochen auszuhalten.
Er lenkte den BMW in ihre Einfahrt, machte jedoch keine Anstalten auszusteigen.
»Willst du mich nicht zur Haustür begleiten?«, hörte er sie neben sich sagen.
Peter unterdrückte ein Stöhnen. Aber er stieg aus, ging um den Wagen herum und öffnete Mallory die Tür. Sittsam stieg sie aus und ging zu ihrer Haustür, ohne sich umzudrehen und nachzusehen, ob er ihr folgte. Was er tat. Sie stand im Schatten der Verandabeleuchtung, so dass er das Funkeln in ihren grünen Augen nicht sehen konnte, als sie ihm ihren Schlüssel gab. Aber er wusste, dass er da war.
»Dräng mich nicht, Mallory«, murmelte er, als er die Tür für sie aufschloss.
»Dich drängen? Moi? «, sagte Mallory, schlang die Arme um seinen Nacken und küsste ihn.
Der Kuss war so schmerzlich süß und sanft und verlangend, dass Peter beinahe die Tränen kamen. Dann löste sie sich von ihm und trat ins Haus.
»Gute Nacht, Tarzan.«
»Gute Nacht, Jane.«
8
Im Tiefschlaf wälzte Mallory sich unruhig in ihrem Bett hin und her. Schon wieder hatte sie eine Vision von einem früheren Leben, von Peter, der von Kugeln durchsiebt sein Leben aushauchte.
Sie wollte nicht von der Wahrheit, vom Tod träumen. Nicht nachdem sie Peter am Vorabend so leidenschaftlich geküsst hatte. Nicht nachdem sie sich seit so vielen Jahren zum ersten Mal wieder lebendig fühlte. Aber nach und nach legte sich ihre Unruhe, da jenes goldene Licht ihre Träume durchflutete, wann immer sie Peter küsste.
Ja! Das war der Traum, den sie wollte. Sie war wieder Mallory, er wieder Peter, und was sich hier gerade abspielte, war weit mehr als
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