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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Eingangsbereich seines Zweizimmerapartments Schritte gehört. Er sei aus dem Bett gesprungen und habe die Schlafzimmertür geöffnet. Vor ihm hätten vier oder fünf Männer in schwarzen Kampfanzügen gestanden, die Gesichter maskiert. »Die sahen wie Ninjas aus!«, erklärt Laue.
    »Kein Ton, sonst bist du tot!«, habe einer der Kerle gezischt. Ein anderer holte eine Drahtschlinge aus der Jacke und schlang sie ihm um den Hals. Er zog die Schlinge so weit zu, dass Knut Laue gerade noch atmen und schlucken konnte.
    »Trink das, na los!«, fuhr ihn der dritte Eindringling an. Er öffnete einen Glasflakon und nötigte ihn, die darin befindliche Flüssigkeit zu trinken. Zur Bekräftigung drückte ihm ein weiterer Mann die Spitze eines Fleischermessers in die Seite.
    Das Zeug aus dem Flakon schmeckte bitter, und Laue durchzuckte der Gedanke, dass es höchstwahrscheinlich K.-o.-Tropfen waren. Diese Typen wollten bestimmt seine Erfindung klauen! Irgendjemand musste ihnen gesteckt haben, dass er die fertigen Bauzeichnungen auf seinem Notebook abgespeichert hatte – und dass diese Erfindung einige Millionen Euro wert war.
    Mit dem Mut der Verzweiflung packte Laue die Schlinge um seinen Hals und schaffte es irgendwie, sie dem Angreifer zu entwinden. Er verteilte Faustschläge in alle Richtungen und bekam schmerzhafte Messerstiche in beide Arme ab.
    Schließlich sei es ihm gelungen, einem der Kerle sein Messer zu entreißen.
    »Ich habe es dem verfluchten Schwein in seinen Wanst gerammt!«, stößt Laue hervor. »Dann wurde mir schwarz vor Augen – anscheinend fingen die K.-o.-Tropfen an zu wirken. Gerade erst vor einer Viertelstunde bin ich wieder zu mir gekommen. Die Kerle sind natürlich über alle Berge – und mein Notebook mit den Bauzeichnungen auch! Also machen Sie schon, Herr Wachtmeister!«, drängt Laue. »Sie müssen die verdammten Hunde schnappen!«
    Der Polizeibeamte, der Laues Aussage aufnimmt, wechselt einen Blick mit seinem Kollegen. Der hat unterdessen die Personalien des vermeintlich Geschädigten überprüft: Knut Laue ist wegen Betrugs mehrfach vorbestraft. Als Erfinder ist er dagegen bislang nicht in Erscheinung getreten.
    Seine Beschreibung der Männer, die ihn angeblich überfallen haben, bleibt ebenso vage wie die Erfindung, die ihm gestohlen worden sei. »Eine revolutionäre neue Antriebstechnik«, lässt er sich lediglich entlocken. »Mehr sage ich dazu erst, wenn das alles patentiert ist!«

    Die zuständige Kripo-Dienststelle übernimmt die Ermittlungen. Ein Spurensicherungsteam untersucht Laues Wohnung und findet keinerlei Spuren, die zu seiner Schilderung passen. Noch am selben Tag wird der Mann ins Institut für Rechtsmedizin gebracht. Als diensthabender Rechtsmediziner begutachte ich seine Verletzungen und veranlasse, dass sein Blut und sein Urin toxikologisch untersucht werden.
    An beiden Ober- und Unterarmen, an der Brust und am Unterbauch weist der Geschädigte zahlreiche Schnittverletzungen auf. Sie sind allesamt glattrandig und reichen maximal einen halben Zentimeter tief ins Unterhautfettgewebe. Bei heftigen Kampfhandlungen, wie sie angeblich stattgefunden haben, kann er sich diese Verletzungen nicht zugezogen haben. Vielmehr weisen sie die charakteristischen Merkmale von Selbstverletzung auf: Sie verlaufen gleichmäßig, sind nur oberflächlich, folglich harmlos und befinden sich durchweg in weniger schmerzempfindlichen Körperregionen.
    Dagegen weisen Laues Hände und Handgelenke nicht einmal einen Kratzer auf. Auch dieses völlige Fehlen von Abwehrverletzungen spricht dafür, dass er sich die angeblich im Kampf erlittenen Wunden selbst zugefügt hat.
    Des Weiteren kann ich keinerlei Anzeichen für den angeblichen Strangulationsversuch entdecken. Eine Drahtschlinge hätte zwangsläufig eine Strangulationsmarke oder wenigstens bandförmig angeordnete Abschürfungen an Laues Halshaut hinterlassen müssen. Auffällig ist zudem, dass er weder am Körper noch an den Armen Zeichen stumpfer Gewalteinwirkung aufweist, wie sie bei einem heftigen Handgemenge eigentlich unvermeidlich sind.
    Ungefragt erzählt Laue mir während der Untersuchung die gleiche Story, die er einige Stunden vorher schon den Polizeibeamten aufgetischt hat. Dabei fällt mir auf, dass er seine Geschichte herunterleiert wie einen auswendig gelernten Text. Zwischendurch gerät er allerdings mehrfach ins Stocken.

    Am nächsten Tag telefoniere ich mit Kriminaloberkommissar Markus Hüther, der die Ermittlungen im Fall Knut

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