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Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)

Titel: Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Tsokos
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Zeit über betriebsbereit. Als Frau Murke vergangenen Monat eingezogen ist und sich beschwert hat, haben wir ihr gleich den Handwerker geschickt. Und nachdem ihr Ex-Mann, dieser Herr Sandkühler, uns letzte Woche mitgeteilt hat, dass die Therme immer noch nicht zufriedenstellend funktioniert, da haben wir ja umgehend eine andere Wartungsfirma beauftragt.«
    Er beugt sich vor und klopft mit der Spitze seines Zeigefingers auf den Schnellhefter. »Das steht alles da drin! Der Techniker von dieser Firma hatte mit Frau Murke schon einen Termin vereinbart – Montag letzter Woche um 15 Uhr!«
    Die Hauptkommissarin nimmt den Schnellhefter an sich und steht auf. »Zu diesem Zeitpunkt war die ganze Familie seit mindestens 24 Stunden tot«, antwortet sie. »Und den, der daran schuld ist, werden wir finden.«
    Die Hand, die Alexander Grabowski ihr zum Abschied hinhält, ignoriert sie. Ob die Hausverwaltung und die dahinterstehende Immobiliengesellschaft für den tödlichen Defekt der Therme juristisch verantwortlich sind oder nicht, sagt sich die Hauptkommissarin – so oder so haben sie sich aus reiner Profitgier zumindest moralisch mitschuldig gemacht.
    Aber für moralische Schuld ist die Kripo genauso wenig zuständig wie die Rechtsmedizin.

    Die zuständige Staatsanwältin beauftragt einen Sachverständigen mit der Untersuchung der Therme in der Otto-Hensel-Straße. Noch immer ist ungeklärt, was genau es mit dem Defekt der Heizanlage auf sich hat.
    Bei der äußeren Überprüfung ist keine undichte Stelle im Abgasrohr festzustellen. Doch der erfahrene Techniker und der bei der Überprüfung der Anlage ebenfalls anwesende Kriminalhauptkommissar wollen ihren Augen nicht trauen, als die Anlage schließlich vollständig demontiert ist. Das Abzugsrohr in der Wand ist mit Stofffetzen und Zeitungspapier völlig verstopft!
    So hat Hollbruck das also gemacht!, sagt sich Felix Glatter, während er Lumpen und Papierknäuel aus dem Wandloch hervorzieht. Er streicht die Zeitungsblätter notdürftig glatt, überfliegt Überschriften und Berichte – und da wird ihm klar, dass er den Falschen verdächtigt hat.
    Die Zeitungen sind allesamt über fünf Jahre alt. Jeanette Murke aber ist mit den Kindern und Hollbruck erst vor wenigen Wochen hier eingezogen.
    Hauptkommissar Glatter fischt sein Handy aus der Jackentasche. Er berichtet Sandra Möller von seiner Entdeckung und lässt sich seinerseits berichten, was sie von dem Hausverwalter Grabowski erfahren hat.
    »Wir brauchen den Namen und die aktuelle Adresse der Leute, die vor den Murkes hier gewohnt haben«, sagt Glatter zum Abschluss.

    Sigrid Bertone stammt aus Sachsen-Anhalt und war kurzzeitig mit dem sizilianischen Pizzabäcker Carlo Bertone verheiratet. Sich selbst und den gemeinsamen Sohn Angelo hat sie mit Gelegenheitsjobs und in den letzten zehn Jahren überwiegend mit Hartz IV durchgebracht.
    Mittlerweile ist Angelo 25 Jahre alt, doch er wohnt immer noch bei seiner Mutter und ist wie sie selbst arbeitslos. Entsprechend bescheiden ist ihre Unterkunft in Berlin-Reinickendorf, wo die Kriminalbeamten schließlich die Bertones aufspüren. Und doch wirkt die Dreizimmerwohnung in einem Mietblock aus den 1950er Jahren erheblich komfortabler als die Behausung in der Otto-Hensel-Straße, aus der die Bertones im vergangenen März ausgezogen sind.
    Sigrid Betone zuckt zusammen, als ihr die Kriminalhauptkommissare Möller und Glatter ihre Ausweise zeigen.
    »Sie wissen wohl schon, warum wir hier sind?«, fragt Sandra Möller und lächelt der 47-jährigen Frau beschwichtigend zu.
    Der mysteriöse Tod der sechsköpfigen Familie sorgt schließlich seit vielen Tagen für Schlagzeilen.
    Frau Bertone schaut sich hilfesuchend um. Hinter ihr in der kleinen Eingangsdiele taucht ein junger Mann mit süditalienischen Gesichtszügen auf.
    »Der Hausverwalter ist der Verbrecher!«, schreit er die Kripobeamten an. »Diesen Grabowski müssen Sie in den Knast stecken! Uns können Sie die Sache nicht in die Schuhe schieben!«
    Felix Glatter lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er bittet die Bertones, sie erst einmal in die Wohnung zu lassen. Sie nehmen in dem engen Wohnzimmer Platz, und schließlich beginnen Mutter und Sohn von selbst zu reden.
    »Wir haben mehr als fünf Jahre in dieser Bruchbude in der Otto-Hensel-Straße gewohnt«, erklärt Sigrid Bertone. »Und die ganze Zeit über waren Angelo und ich abwechselnd krank. Die Wände waren voller Schimmel, die Dielen unter dem Laminatboden waren

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