Die Klaviatur des Todes: Deutschlands bekanntester Rechtsmediziner klärt auf (German Edition)
Schlafräume mit mobilen Gasheizkörpern aus. Wegen der winterlichen Kälte schlief man bei geschlossenen Fenstern, so dass sich die Raumluft rasch mit großen Mengen Kohlenmonoxid anreicherte. Als der Hausmeister der Herberge am nächsten Morgen kam, um die Schlüssel abzuholen, bot sich ihm ein grauenvoller Anblick. 18 Menschen waren tödlich vergiftet worden. Nur der Gastgeber selbst und seine Freundin, die in einem besser belüfteten Raum übernachtet hatten, waren noch am Leben, allerdings nicht bei Bewusstsein.
Neben Brenner und Abzugsrohren können auch die Schornsteine der Heizungsanlage tödliche Gefahren bergen. Nicht selten kommt es vor, dass Vögel in Schornsteinen ihre Nester bauen oder den Kamin auf andere Weise lahmlegen.
In Nordrhein-Westfalen verstarben im März 2008 eine 41-jährige Frau und ihre beiden Kinder aufgrund einer Kohlenmonoxid-Vergiftung. Ursache war ein Dohlennest im Kamin des dreigeschossigen Hauses. Es saß wie ein Korken im Schornstein und verhinderte weitgehend, dass die Abgase aus der Therme nach draußen entweichen konnten. Da die Familie im Schlaf alle Fenster geschlossen hatte, stieg der Kohlenmonoxid-Gehalt der Raumluft schnell an. Als einem Neffen der Frau auffiel, dass sich die Tante seit Tagen nicht bei ihm gemeldet hatte, war es für jede Hilfe längst zu spät.
In Hamburg nahm vor einigen Jahren eine Studentin ein ausgiebiges Bad, da sie sich von anstehenden Prüfungen gestresst fühlte. Die Badezimmertür hatte sie ebenso wie das Fenster geschlossen. Die Therme war längere Zeit in Betrieb, während die junge Frau in der Badewanne lag.
Als sie das Bad beendete und das Wasser abfließen ließ, spürte sie anscheinend noch keine verdächtigen Symptome. Doch während sie sich in der leeren Wanne weiter der Körperpflege widmete, brach sie ohnmächtig zusammen.
Ihre Angehörigen wurden unruhig, als die junge Frau nach zwei Stunden immer noch im Bad war. Da sie auf Zurufe nicht reagierte, brachen sie schließlich die Tür auf und fanden die Studentin rücklings in der leeren Wanne liegend vor. Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Der sofort gerufene Notarzt konnte nur noch den Tod feststellen.
Doch weder er noch der später eingeschaltete Amtsarzt kamen auf die Idee, dass die Studentin an einer Kohlenmonoxid-Vergiftung gestorben sein könnte. Der Amtsarzt vermutete – trotz des noch jungen Alters der Betroffenen – einen plötzlichen Herztod, da die Studentin gelegentlich über Kopfschmerzen und Brustbeschwerden geklagt hatte. Erst der zuständige Rechtsmediziner erkannte die typischen Befunde: hellrote Leichenflecken, hellrotes Gewebe unter den Fingernägeln, lachsfarbene Muskulatur. Tatsächlich wies das Herzblut der jungen Frau einen Kohlenmonoxid-Gehalt von 64 Prozent auf.
Daraufhin untersuchte die Polizei mit Hilfe des zuständigen Bezirksschornsteinfegers, wie es zu dem tragischen Todesfall gekommen war. Am Fuß des Kaminzugs lag der Kadaver einer frisch verstorbenen Elster. Die Obduktion ergab, dass das Tier gleichfalls einer Kohlenmonoxid-Vergiftung erlegen war. Für kurze Zeit hatte sich der Vogel offenbar gerade an der Stelle verfangen, an der das Abzugsrohr des Heißwasserboilers in den Schornstein einmündete. Nachdem die Elster sich mit dem eingeatmeten Gas vergiftet hatte, stürzte sie zum Boden des Kamins hinab, wodurch das Abzugsrohr der Therme wieder frei war – doch zu spät für die Studentin, die zu diesem Zeitpunkt bereits eine tödliche Menge an Kohlenmonoxid eingeatmet hatte.
Gegen das Eindringen von Vögeln in den Schornstein helfen übrigens sogenannte Dohlengitter, die der Schornsteinfeger anbringen kann. Wenn die Heizungsanlage darüber hinaus regelmäßig und fachmännisch gewartet wird, ist die Gefahr einer Kohlenmonoxid-Vergiftung statistisch gesehen gering. Wer ganz auf Nummer sicher gehen will, kann in seinen Räumen Kohlenmonoxid-Melder anbringen, wie man sie zum Beispiel auch an der Decke von Hotelzimmern vorfindet, zum Teil integriert in Rauchmelder. Diese empfindlichen Sensoren geben optische und akustische Alarmsignale von sich, sobald der Kohlenmonoxid-Wert in ihrer Umgebung einen bestimmten Wert überschreitet.
Hätte sich ein solcher Kohlenmonoxid-Melder in der Gefängniszelle von Lothar Torgau befunden, dann wäre der Strafgefangene vermutlich noch am Leben …
Auf die Tube gedrückt
In Berlin gibt es mehrere große Justizvollzugsanstalten des geschlossenen Maßregelvollzugs für Männer. Wer hier als
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