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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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haben wird als das, das ihr Fräulein Colleville hinterlassen werdet. Ich habe es abgelehnt, weil ich so töricht bin, verliebt zu sein, und weil es mir besonders begehrenswert erscheint, mich mit einer so ehrenwerten Familie wie der eurigen zu verbinden; nach alledem muß Brigitte sich klarmachen, daß ich, wenn Celeste mich ablehnen sollte, noch nicht auf der Straße liege.«
    »Das glaube ich gern«, sagte Thuillier; »aber wir können doch nicht die endgültige Entscheidung der Sache dem kleinen Kopfe Celestes überlassen, wenn sie, wie du sagst, eine Neigung für Felix hat! ...«
    »Das ist mir gleich,« sagte der Advokat, »ich muß aber um jeden Preis aus diesem Zustande herauskommen, den ich nicht mehr ertragen kann; du sprichst von deiner Broschüre, ich bin nicht imstande, sie fertig zu machen; du, der du ja ein Frauenfreund gewesen bist, du mußt doch wissen, was diese bösen Geschöpfe für eine Herrschaft über unser ganzes Dasein ausüben.«
    »Ach,« sagte Thuillier selbstgefällig, »die Weiber haben mich wohl gehabt, aber ihnen wirklich hingegeben habe ich mich nicht oft, ich nahm sie und verließ sie wieder.«
    »Ja, aber bei mir, mit meiner Südländernatur, spricht die Leidenschaft mit, und dann besitzt ja Celeste auch eine ganz andere Anziehungskraft als alle großen Vermögen. Sie ist bei euch, unter euren Augen aufgewachsen, und ihr habt aus ihr ein anbetungswürdiges Kind gemacht; es war nur eine große Schwäche von euch, daß ihr ihr gestattet habt, sich diesen jungen Menschen, der in keiner Weise zu ihr paßt, in den Kopf zu setzen.«
    »Damit hast du zehnmal recht, aber das ist eine Kinderfreundschaft, Felix und sie haben zusammen gespielt, und du bist nur viel zu spät gekommen; es ist doch nur ein Beweis unserer großen Achtung für dich, daß wir, sobald du hervorgetreten bist, auf die früheren Pläne verzichtet haben.«
    »Du ja«, sagte la Peyrade. »Bei deiner Begabung und deinen literarischen Ansprüchen, die übrigens von Geist und gesundem Menschenverstand getragen sind, hast du ein Herz von Gold; deiner ist man sicher, und du weißt auch, was du willst; aber Brigitte – wenn du mit ihr davon sprechen wirst, daß die Heirat beschleunigt werden soll, da wirst du schon sehen, wie sie sich dagegen sträuben wird!«
    »Aber ich denke doch, daß Brigitte dich immer zum ›Schwiegersohn‹, wenn ich mich so ausdrücken darf, haben wollte und will; sollte sie es aber nicht mehr wollen, dann bitte ich dich, mir zu glauben, daß ich in wichtigen Angelegenheiten meinen Willen durchzusetzen weiß. Nur müssen wir uns genau darüber klarwerden, was du verlangst; und dann werden wir losziehen, und du wirst sehen, daß alles gut verlaufen wird.«
    »Ich wünsche«, sagte la Peyrade, »die letzte Hand an deine Broschüre zu legen, denn ich befasse mich vor allem andern mit deinen Angelegenheiten.«
    »Gewiß«, sagte Thuillier, »es handelt sich darum, daß wir nicht angesichts des Hafens scheitern.«
    »Nun, dann mach dir klar, daß ich durch dieses In-der-Luft-Schweben der Heirat unfähig zur Arbeit und wie verdummt bin, und du wirst nicht eine Seite von mir herausbekommen, bis die Frage nicht so oder so entschieden ist.«
    »Aber wie stellst du die Frage?« sagte Thuillier.
    »Ich muß natürlich, da die Entscheidung Celestes gegen mich ausfallen kann, auf eine sehr schnelle Entscheidung dringen. Wenn ich dazu verurteilt werde, eine Vernunftheirat zu schließen, so darf ich die Gelegenheit, von der ich dir erzählt habe, nicht versäumen.«
    »Schön; aber welchen Spielraum willst du uns gewähren?«
    »Ich denke, daß ein junges Mädchen sich in vierzehn Tagen klarwerden kann, was sie will.«
    »Zweifellos,« sagte Thuillier, »aber es widerstrebt mir, daß Celeste sich endgültig entscheiden soll.«
    »Ich unterwerfe mich dem; dann komme ich aus der Ungewißheit heraus, was für mich die Hauptsache ist; außerdem aber ist das, unter uns gesagt, kein solches Wagnis, wie es den Anschein hat; es ist nicht anzunehmen, daß ein Sohn Phellions, das heißt die Verkörperung des starrsinnigen Festhaltens an der Dummheit, in vierzehn Tagen mit seinen philosophischen Bedenken zu Ende gekommen sein wird, und sicher wird ihn Celeste nicht zum Manne nehmen, wenn er nicht Beweise seiner Bekehrung gegeben hat.«
    »Das ist wahrscheinlich. Aber wenn Celeste die» Sache hinziehen sollte, wenn sie diese Alternative nicht akzeptieren will?«
    »Das ist eure Sache«, sagte der Provenzale. »Ich weiß nicht,

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