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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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keine andere Wahl ließ; Minard und Rabourdin als Trauzeugen Celestes; zwei Kollegen Thuilliers im Generalrat; der Notar Dupuis, der den Ehekontrakt aufzusetzen hatte, und endlich der Abbé Gondrin, der Beichtvater Frau Thuilliers und Celestes, der das Paar auch trauen sollte.
    Dieser letzte der Gäste war ein ehemaliger Vikar von Saint-Jacques du Haut-Pas, der auf Grund seiner vornehmen Manieren und seiner Predigerbegabung vom Monseigneur, dem Herrn Erzbischof, von der ärmlichen Pfarre, an der er seine Laufbahn begonnen hatte, an die aristokratische Madeleinekirche berufen worden war. Seitdem seine beiden Beichtkinder auch seine Pfarrkinder geworden waren, besuchte der junge Abbé sie zuweilen, und Thuillier, der ihn aufgesucht und ihm in seiner Weise auseinandergesetzt hatte, wie passend die Wahl la Peyrades sei, wobei er Felix Phellion wegen seiner religiösen Ansichten eifrig anschwärzte, hatte ohne Schwierigkeit bei ihm durchgesetzt, daß er mit seinen salbungsvollen und überredenden Worten zu der Ergebung des Opfers beitrug.
    Als man sich zu Tisch setzen wollte, fehlten noch drei Eingeladene: der junge und der alte Minard und der Notar Dupuis. Dieser letzte hatte am Morgen ein paar Zeilen an Thuillier geschrieben, daß man ihn nicht zum Diner erwarten möge, daß er aber pünktlich um neun Uhr mit dem Kontrakt sich im Salon zu Fräulein Thuilliers Verfügung halten werde. Den jungen Minard entschuldigte seine Mutter damit, daß ihn eine heftige Erkältung ans Zimmer fessele; die Abwesenheit des alten Minard, der mit seiner Frau und seiner Tochter nicht mitgekommen war, blieb unentschuldigt, und da die festgesetzte Zeit schon vorüber war, so bat Frau Minard, die versicherte, daß ihr Mann bestimmt noch erscheinen würde, dringend, daß man ohne ihn zu Tisch gehen möchte. Brigitte gab den Auftrag, daß ihm die Suppe warmgehalten werden solle, denn nach bürgerlichen Begriffen ist ein Diner ohne Suppe kein richtiges Diner!
    Die Mahlzeit verlief in mäßig heiterer Stimmung, und wenn auch das Essen besser war, – was den Schwung und die angeregte Unterhaltung betrifft, welch ein Unterschied mit dem berühmten improvisierten Bankett anläßlich der Wahl zum Generalrat!
    Des Fehlen der drei Eingeladenen gab die erste Veranlassung zu dieser kühlen Stimmung; ferner war Flavia leidend, die la Peyrade bei sich empfangen und mit ihm eine sehr tränenreiche Auseinandersetzung gehabt hatte. Und selbst wenn Celeste von der Wahl, die man für sie getroffen hatte, beglückt gewesen wäre, so hätte sie schicklicherweise ihre Freude äußerlich doch nicht zeigen dürfen; sie brauchte sich daher nicht zu zwingen, ein heiteres Gesicht zur Schau zu stellen, und sie wagte nicht einmal, ihre Patin anzusehen, deren Physiognomie andauernd einen sozusagen schafsmäßigen Ausdruck zeigte; das arme Kind hätte fürchten müssen, daß ein zwischen ihnen gewechselter Blick ihm die Tränen in die Augen treiben würde. Thuillier hatte in so vieler Beziehung eine Bedeutung erlangt, daß er sich steif hielt, und Brigitte, die sich nicht in ihrem Kreise, in dem sie ohne Konkurrenz thronte, befand, war ebenfalls unsicher und verlegen.
    Colleville versuchte zwar, die Temperatur mit einigen lustigen Bemerkungen etwas zu erwärmen, aber das grobe Salz seiner Künstlerscherze wirkte in diesem Milieu wie eine Lachsalve in einem Krankenzimmer, und die stumme Aufforderung Thuilliers, la Peyrades und seiner Frau, »Haltung« zu bewahren, setzte seiner Angeregtheit und seiner lärmenden Plauderlust einen Dämpfer auf. Merkwürdigerweise war es gerade die würdevollste Persönlichkeit der Gesellschaft, der es mit Unterstützung Babourdins gelang, die Stimmung etwas wärmer zu gestalten. Der Abbé Gondrin, ein besonders geistvoller und feingebildeter Mann, besaß wie alle reinen und klardenkenden Seelen ein maßvoll heiteres Wesen, das sich andern mitzuteilen wußte, und die Gesellschaft fing gerade an, lebendiger zu werden, als Minard erschien.
    Nachdem er sich entschuldigt hatte, indem er vorschützte, daß er eine amtliche Angelegenheit, die keinen Aufschub duldete, habe erledigen müssen, wechselte er einen Blick mit seiner Frau, der viel mehr auf eine private Abhaltung schließen ließ. La Peyrade und Thuillier war eine Loge für die erste Vorstellung des »Liebestelegraphen«, der berühmten Féerie, in der Olympia Cardinal debütieren sollte, zugeschickt worden, und sie wußten, was sie von dem Unwohlsein Julien Minards zu halten hatten. Sie

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