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Die Kleinbürger (German Edition)

Die Kleinbürger (German Edition)

Titel: Die Kleinbürger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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werde ihm gegenüber nach dem Grundsatz handeln: Zug um Zug.«
    »Soll ich also ein bißchen mit ihm kokettieren?«
    »Ja, aber nicht zu sehr, mein Engel«, erwiderte Thuillier mit geckenhafter Miene.
    Und er entfernte sich, ohne zu merken, in welches Erstaunen Flavia versetzt worden war.
    ›Er ist eine Macht, dieser junge Mensch,‹ sagte sie sich. ›Nun, wir wollen abwarten.‹
    Sie legte also ihren Haarschmuck von Marabufedern an und ihr hübsches grau- und rosafarbenes Kleid, das ihre zarten Schultern unter der schwarzen Mantille sehen ließ, und sorgte dafür, daß Celeste ihr kurzes seidenes Kleid mit einem Brustschleier und einer Halskrause in breiten Falten anzog, und machte ihr eine Frisur à la Berthe. Um viereinhalb Uhr war Theodosius schon auf dem Posten; er hatte eine nichtssagende, beinahe untertänige Miene aufgesetzt und redete mit süßer Stimme, als er zunächst mit Thuillier in den Garten ging.
    »Mein lieber Freund, ich habe keinen Zweifel, daß Sie siegen werden, aber ich empfinde das Bedürfnis, Ihnen nochmals tiefstes Stillschweigen anzuempfehlen. Wenn man Sie heute abend irgend etwas fragt, besonders in bezug auf Celeste, so geben Sie ausweichende Antworten und lassen Sie den Frager im Ungewissen, das müssen Sie ja damals im Bureau gelernt haben.«
    »Einverstanden!« sagte Thuillier. »Aber wissen Sie irgend etwas Bestimmtes?«
    »Sie werden schon sehen, was ich Ihnen für einen Nachtisch zurechtgemacht habe. Seien Sie vor allem recht anspruchslos. Da kommen die Minards, die muß ich mir kaufen ... Führen Sie sie hierher, und dann verschwinden Sie.«
    Nach den Begrüßungen gab sich la Peyrade Mühe, neben dem Herrn Bürgermeister zu bleiben; und in einem geeigneten Moment nahm er ihn beiseite und sagte zu ihm:
    »Herr Bürgermeister, ein Mann von Ihrer politischen Bedeutung kommt nicht hierher, um sich zu langweilen, wenn er nicht eine Absicht dabei hat; ich maße mir kein Urteil über Ihre Beweggründe an, wozu ich auch nicht das geringste Recht hätte, und es ist nicht meine Aufgabe hier, mich in die Angelegenheiten der Mächtigen dieser Erde zu mischen; aber vergeben Sie mir meine Vermessenheit und haben Sie die Güte, auf einen Rat zu hören, den ich Ihnen zu geben wage. Wenn ich Ihnen heute einen Dienst leiste, so sind Sie in einer Lage, daß Sie mir morgen zwei erweisen können; falls ich Ihnen also irgendwie von Nutzen sein kann, so spricht dabei für mich auch mein persönliches Interesse mit. Unser Freund Thuillier ist unglücklich darüber, daß er so gar nichts ist, und er hat sich in den Kopf gesetzt, etwas zu werden, eine Persönlichkeit in seinem Bezirk ...«
    »Ei, ei!« sagte Minard.
    »Oh, nichts Erhebliches; er möchte gern in den Munizipalrat gewählt werden. Ich weiß, daß Phellion, der die ganze Wichtigkeit eines solchen geleisteten Dienstes ahnt, sich vorgenommen hat, unsern lieben Freund als Kandidaten vorzuschlagen. Nun, vielleicht halten Sie es bei Ihren Absichten für nötig, ihm hierbei zuvorzukommen.
    Die Wahl Thuilliers kann Ihnen nur nützlich ... ich wollte sagen angenehm sein; er wird seinen Platz im Munizipalrate ganz gut ausfüllen, es gibt dort welche, die noch weniger tüchtig sind, als er ... Und im übrigen, wenn er Ihnen eine solche Unterstützung zu verdanken hat, so wird er sicher alles mit Ihren Augen ansehen, er hält Sie ja für eine Leuchte der Stadtverwaltung ...«
    »Ich danke Ihnen, mein Lieber«, sagte Minard; »Sie haben mir da einen Dienst erwiesen, für den ich gar nicht genug dankbar sein kann, und der mir beweist ...«
    »Daß ich die Phellions nicht mag«, erwiderte la Peyrade und benutzte eine Pause, die der Bürgermeister machte, der Angst hatte, einen Gedanken auszusprechen, in dem der Advokat eine Geringschätzung sehen könnte; »ich hasse die Leute, die solch ein Wesen von ihrer Anständigkeit hermachen und edle Gefühle ausmünzen möchten.«
    »Sie scheinen die Leute gut zu kennen,« sagte Minard, »das sind die richtigen Sykophanten! Das ganze Leben dieses Mannes seit zehn Jahren erklärt sich aus der Sehnsucht nach diesem Endchen roten Bandes«, fügte der Bürgermeister hinzu und zeigte auf sein Knopfloch.
    »Nehmen Sie sich in acht!« sagte der Advokat, »sein Sohn liebt Celeste, und er spielt hier die Hauptrolle.«
    »Ja, aber mein Sohn hat eine Rente von zwölftausend Franken für sich ...«
    »Oh,« sagte der Advokat und richtete sich auf, »Fräulein Brigitte sagte neulich, daß sie das zum mindesten bei einem

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