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Die kleine Schwester

Die kleine Schwester

Titel: Die kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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Ausstattung in Dr. Lagardies Haus. Liegt über ihn was vor?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bisher nicht.«
    »Mich hat er nicht umgebracht. Vielleicht hat er überhaupt niemand umgebracht«, sagte ich. »Quest hat seiner Schwester erzählt - so sagt sie wenigstens -, daß er für Dr.
    Lagardie arbeitete - aber ein paar Gangster seien hinter ihm her.«
    »Dieser Lagardie«, sagte French und pickte mit seinem Kugelschreiber auf dem Löschblatt herum, »was meinen Sie denn, was mit dem los ist?«
    »Er hat mal in Cleveland praktiziert. Recht großkotzig in der City. Er muß Gründe gehabt haben, daß er in Bay City untergetaucht ist.«
    »Soso, Cleveland«, meinte French gedehnt und betrachtete eine Ecke der Zimmerdecke. Beifus betrachtete seine Papiere. Maglashan sagte: »Sicher ein Abtreiber. Ich habe den schon lange im Auge.«
    »In welchem denn?« fragte ihn Beifus sanft.
    Maglashan wurde rot.
    French sagte: »Vielleicht nicht in demselben Auge wie die Idaho Street.«
    Maglashan erhob sich heftig. »Wenn ihr euch hier so verdammt schlau vorkommt, dann interessiert es euch vielleicht auch, daß wir bloß die Polizei von einer Kleinstadt sind.
    Wir müssen uns manchmal ganz schön ins Zeug legen. Trotzdem, die Marihuana-Theorie gefällt mir. Vielleicht sparen wir uns damit 'ne Menge Arbeit. Ich werde mir das gleich mal genauer ansehen.«
    Er marschierte zur Tür und verschwand. French sah ihm nach. Beifus auch. Als die Tür sich schloß, sahen sie einander an.
    »Ich wette, heute abend gibt's wieder eine Razzia«, Sagte Beifus.
    French nickte.
    Beifus sagte: »In einer Wohnung einen Stock über einer Wäscherei. Und dann fahren sie an den Strand und schnappen sich drei oder vier Vagabunden und verstecken sie in der Wohnung. Und dann, nach der Razzia, stellen sie sie in eine Reihe, für die Fotofritzen.«
    French sagte: »Du redest zuviel, Fred.«
    Beifus grinste und schwieg. French sagte zu mir: »Wenn Sie mal raten sollten, was würden Sie raten, wonach die in dem Zimmer im Van Nuys gesucht haben?«
    »Einen Aufbewahrungsschein für einen Koffer voll Pot.«
    »Nicht schlecht«, sagte French, »Und was denken Sie, wo er gewesen sein könnte?«
    »Ich habe drüber nachgedacht. Als ich in Bay City mit Hicks redete, hatte er keine Perücke auf. Zu Hause trägt man sie eben nicht. Aber im Bett, im Van Nuys, hatte er sie auf. Vielleicht hat er sie nicht selber aufgesetzt.«
    French sagte: »Und?«
    Ich sagte: »Das wäre nicht so übel, um so einen Schein zu verstecken.«
    French sagte: »Man könnte ihn mit einem Stück Tesafilm ankleben. Ganz gute Idee.«
    Es war still. Die orangerote Fee machte sich wieder ans Tippen. Ich betrachtete meine Fingernägel. Sie hätten sauberer sein können. Nach einer Pause sagte French langsam: »Denken Sie bloß nicht, Sie hätten es überstanden, Marlowe. Raten wir mal weiter. Warum sollte Dr. Lagardie eine Bemerkung über Cleveland zu Ihnen machen?«
    »Ich habe mir die Mühe gemacht, das nachzuprüfen. Ein Doktor kann seinen Namen nicht ändern, wenn er weiterpraktizieren will. Bei dem Eisdorn mußte man an Weepy Moyer denken. Weepy Moyer hatte seine Geschäfte in Cleveland. Zwar, die Technik mit dem Eisdorn war nicht dieselbe, aber ein Eisdorn war es. Sie haben ja selber gesagt, die Jungs könnten was dazugelernt haben. Und bei diesen Gangstern ist immer irgendwo ein Doktor im Hintergrund.«
    »Ziemlich wild«, sagte French. »Ziemlich weit hergeholt.«
    »Würde es mir was nützen, wenn ich es schlüssiger machte?«
    »Können Sie das denn?«
    »Versuchen könnte ich's.«
    French seufzte. »Die kleine Quest ist in Ordnung«, sagte er. »Ich habe mit ihrer Mutter da hinten in Kansas geredet. Sie ist wirklich hergekommen, um ihren Bruder zu suchen.
    Und sie hat Sie wirklich dafür engagiert. Sie hat Sie gut beurteilt. Bis zu einem gewissen Punkt jedenfalls. Sie hatte wirklich den Verdacht, daß ihr Bruder in eine krumme Sache verwickelt war. Haben Sie was an der Sache verdient?«
    »Nicht viel«, sagte ich »Ich habe ihr das Geld zurückgegeben. Sie hatte nicht viel.«
    »Da brauchen Sie wenigstens keine Steuern zu zahlen«, sagte Beifus.
    French sagte: »Wir wollen Schluß machen. jetzt ist der Bezirksrichter dran. Und wie ich Endicott kenne, braucht er nach dem Dienstag noch eine Woche, bis er weiß, wie es laufen soll.« Er machte einen Wink zur Tür hin.
    Ich stand auf. »In Ordnung, wenn ich die Stadt nicht verlasse?« fragte ich.
    Sie machten sich nicht die Mühe zu

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