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Die kleine Schwester

Die kleine Schwester

Titel: Die kleine Schwester Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Chandler
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Verfahren?«
    »Das ist meine Sache«, sagte Endicott kurz. »Jemand hat gestern abend Steelgrave totgeschossen. Es kann eine Frau gewesen sein. Es kann sogar Miss Weld gewesen sein. Es tut mir leid, daß ich das sagen muß, aber die Möglichkeit besteht.«
    Mavis Weld schaute auf ihre Hände. Sie drehte einen weißen Handschuh zwischen den Fingern.
    »Also, nehmen wir mal einen Prozeß an,<, sagte Farrell. »Einen, in dem dieses Foto eines Ihrer Beweismittel ist - falls Sie es da reinziehen können. Sie können es aber nicht reinziehen. Miss Weld wird Ihnen den Gefallen nicht tun.
    Alles, was sie über das Foto weiß, ist das, was man sowieso drauf sieht. Was jeder sehen kann. Einen Zusammenhang könnten Sie nur durch einen Zeugen herstellen, der beeiden könnte, wie und wo es aufgenommen wurde. Ich könnte sogar Sachverständige heranziehen, die das Foto als Fälschung bezeichnen würden.«
    »Ich bin sicher, daß Sie das könnten«, sagte Endicott trocken.
    »Der einzige, der über die Umstände des Fotos etwas aussagen könnte, ist der Mann, der es aufgenommen hat«, fuhr Farrell ruhig fort. »Wie ich höre, ist er tot. Ich nehme an, es ist der Grund, warum er getötet wurde.«
    Endicott sagte: »Dieses Foto allein ist ein klares Indiz, daß Steelgrave zu einer bestimmten Zeit nicht im Gefängnis war und deshalb für den Mord an Stein kein Alibi hatte.«
    Farrell sagte: »Es ist ein Indiz, falls und sobald Sie es als Indiz einsetzen, Endicott. Du lieber Gott, ich muß Ihnen doch nicht das Gesetz erklären. Sie wissen es. Lassen Sie das Bild aus dem Spiel. Es beweist gar nichts. Keine Zeitung würde es wagen, das zu drucken. Kein Richter könnte es als Beweisstück anerkennen, weil es keinen brauchbaren Zeugen für den Zusammenhang gibt. Und wenn das der Beweis ist, den Marlowe unterdrückt hat, dann hat er im juristischen Sinn nichts unterdrückt.«
    »Ich dachte nicht daran, Steelgrave wegen Mordes anzuklagen«, sagte Endicott trocken. »Aber ein bißchen interessiert es mich schon, wer ihn getötet hat. So seltsam das klingt: die Polizei interessiert sich für so was. Ich hoffe, das kränkt Sie nicht.«
    Farrell sagte: »Mich kränkt gar nichts. Deshalb bin ich ja was geworden. Sind Sie sicher, daß Steelgrave ermordet wurde?«
    Endicott starrte ihn nur an. Farrell sagte glatt: »Soweit ich weiß, hat man zwei Revolver gefunden, und beide waren Steelgraves Eigentum.«
    »Woher wissen Sie das?« fragte Endicott scharf. Er beugte sich vor und runzelte die Stirn.
    Farrell ließ seine Zigarette in den Aschenständer fallen und zuckte die Achseln. »Mein Gott, so was spricht sich rum. Mit einer der beiden Waffen war Quest getötet worden, und Stein ebenfalls. Durch die andere war Steelgrave selbst umgekommen. Aus nächster Nähe abgeschossen. Ich will zugeben, daß diese Burschen gewöhnlich nicht diesen Ausweg wählen. Aber nichts ist unmöglich.«
    Endicott sagte: »Zweifellos. Besten Dank für die Vermutung. Leider ist sie falsch.«
    Farrell lächelte ein wenig und schwieg. Endicott wandte sich langsam an Mavis Weld.
    »Miss Weld, unsere Behörde - zum mindesten ihr derzeitiger Amtsverwalter - ist nicht unbedingt auf Publicity aus, wenn diese Publicity jemandem außerordentlich schadet.
    Es ist meine Pflicht festzustellen, ob jemand wegen dieser Morde vor Gericht gestellt werden muß, und gegen ihn Anklage zu erheben, wenn ausreichender Verdacht besteht. Es ist nicht meine Pflicht, Ihre Karriere zu ruinieren, indem ich Ihr Pech oder Ihre geringe Menschenkenntnis gegen Sie verwende, weil Sie mit einem Mann befreundet waren, der zwar nie verurteilt oder auch nur unter Anklage war, der aber zweifellos einmal ein Mitglied einer Verbrecherbande war. Ich bin der Meinung, daß Sie bezüglich dieser Fotografie nicht ganz aufrichtig zu mir waren, aber ich will nicht darauf herumreiten. Es hat keinen großen Sinn, Sie jetzt zu fragen, ob Sie Steelgrave erschossen haben. Aber was ich Sie fragen möchte, ist, ob Sie irgendwelche Kenntnis haben oder Hinweise geben können, wer ihn getötet haben könnte.«
    Farrell sagte schnell: »Kenntnis, Miss Weld - keinen bloßen Verdacht.«
    Sie sah Endicott direkt ins Gesicht. »Nein.«
    Er stand auf und verbeugte sich. »Das ist vorläufig alles, was ich wissen wollte. Danke für Ihren Besuch.«
    Farrell und Mavis Weld standen auf. Ich rührte mich nicht. Farrell sagte: »Werden Sie eine Pressekonferenz abhalten?«
    »Ich glaube, das überlasse ich Ihnen, Mr. Farrell. Sie sind immer

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