Die kleinen Gärten des Maestro Puccini: Roman (German Edition)
mir!
Es war eine große Überwindung, mich zu entschließen, Dir Ihnen eine Stelle zu geben, um Dich Sie näher bei mir zu haben. Wie die Jäger aus Torre sagen: Ihr habt großen Mist gebaut. Auch Ihr sogenannter Bruder wird Ihr Komplize sein, oder zumindest kümmert er sich nicht um Sie oder Ihre würdige Mutter – welch Abgrund von Niedertracht und Prostitution! Ihr seid ein Stück Scheiße! Und mit diesem Aufschrei überlasse ich Euch für immer Eurem Leben! –
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Der Brief trifft Cori hart. Ihr war zwar spätestens seit September, seit der Aufdeckung ihrer Schwindelei klar, daß Giacomos Ehe mit Elvira nicht mehr zu verhindern sein würde, aber die Hoffnung, ihn wenigstens als gelegentlichen Liebhaber wieder an sich binden zu können, schien ihr bis vor kurzem noch einigermaßen realistisch.
Das alles, denkt sie jetzt, muß von langer Hand geplant gewesen sein. Schon seit Ende Juli hat Giacomo sie überwachen lassen. Sie hätte es früher begreifen müssen.
Im April war Luigi Pieri gekommen, um im Namen Giacomos mit ihr zu verhandeln. Sie hatte das nicht als Verhandlung begriffen, nur als Vertröstung.
Was hatte Pieri ausrichten lassen?
Säße ihm, also nicht ihm, sondern dem Maestro, hatte dieser Tropf Pieri gesagt, nicht die dringend zu beendende Oper im Nakken, würde er es vielleicht vorziehen, Zeit zu schinden, um die Lage besser zu überdenken, so aber dränge er auf klare Verhältnisse . Wenn Cori nicht kooperieren wolle, so möge sie mitteilen, wie sie sich eine Entschädigung vorstelle. Er, also nicht er, sondern der Maestro, könne das Band ja einfach so zerschneiden, statt dessen strebe er ein Gentleman’s Agreement an, um ihre nähere Zukunft finanziell zu sichern.
Er hat mir die Ehe versprochen!
Nein, meinte Pieri, eine Position in seiner Nähe , das sei etwas anderes, aber gut, selbst wenn man das als Eheversprechen auslege, theoretisch, so sei in diesem Fall ein gewisses Kranzgeld üblich, obzwar es ja nie zu einer offiziellen Verlobung gekommen sei. Was man im Liebesrausch so ab und an auf ein Papier kritzle, sei nun einmal kein Dokument vom Amt. Sie könne dem Maestro natürlich Scherereien machen, gewiß, aber der Maestro könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, daß eine Frau, die behaupte, ihn zu lieben, dazu imstande sei. Im schlimmsten Fall würde es nur Verlierer geben, zwei kompromittierte Existenzen, welchen Nutzen habe davon irgendwer?
Cori hatte den Boden unter den Füßen verloren, und Pieri redete vor sich hin wie ein alberner Bürokrat. Sie hatte ihre Niederlage begriffen. Beinahe vier Jahre ihres Lebens, verschwendet an einen gewissenlosen Egomanen. Wie Cio-Cio-San auf Pinkerton hat sie gewartet, vergeblich. Hat als Inspiration gedient. Gut, das war eine Niederlage gewesen, aber noch keine Kapitulation. Die Möglichkeit zu kooperieren hatte Pieri doch erwähnt, wie war das gemeint gewesen? Weiter die heimliche Konkubine sein, stillzuhalten, natürlich.
Und jetzt steht nicht einmal diese Option mehr offen?
Es stimmt schon, leider, sie hat sich im Spätsommer mit ein paar Verehrern getroffen, darunter ein schneidiger Capitano mit dem Adelstitel eines Conte, ja, der habe sie ein wenig beeindruckt, kleine Techtelmechtel, und keiner von jenen Verehrern sei häßlich oder alt gewesen und bei keinem sei es in erster oder zweiter Linie um Geld gegangen und zum sexuell Äußersten sei es auch (so gut wie) nie gekommen.
Geld hatte ich zwar kaum noch … aber ich bin vor allem einsam gewesen, Jack, begreifst Du das nicht?
Sie schreibt einen langen Antwortbrief, der für alle Beobachtungen der Detektive Erklärungen bietet, einige klingen glaubhaft, andere weniger.
Giacomo bereut indes, nicht doch ein letztes Treffen gewagt zu haben, die körperliche Attraktion existiert unvermindert weiter, trotz aller Eifersucht. Im Gegenteil, seine Eifersucht schärft ihr Bild nur noch.
Und ihre Männergeschichten – nun, eine aufgeblühte schöne Frau, durch ihn an die körperliche Liebe gewöhnt – kann man es ihr vorwerfen, wenn sie während seiner langen Unpäßlichkeit auch einmal etwas Jüngeres ausprobiert? Jetzt, da er seiner Wut Luft gemacht hat, beschwichtigt er sich selbst, so gut es geht.
Die Wahrheit ist zweischneidig, wo man sie anfaßt, blutet man. Er bereut inzwischen auch den Brief, vielmehr den harten Ton des Briefes. Um so mehr, als sich so viele Personen in seinem Umfeld so demonstrativ für seinen Entschluß freuen. Er wird mißtrauisch. War es denn nicht
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