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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Freund Details über unsere intimsten Angelegenheiten mitgeteilt. Das ist ein schwerer Vertrauensbruch.«
    »Ganz und gar nicht. Ich bin schließlich für die Leitung dieses Hauses verantwortlich. Und ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können, dass die Sache nun aufgeklärt ist. Eine der Studentinnen hat gestanden, dass sie für die meisten der Vorfälle verantwortlich war.«
    »So ein dreckiges kleines Biest«, sagte Mrs Nicoletis. »Werfen Sie sie raus.«
    »Sie ist bereit, uns aus freien Stücken zu verlassen und für den Schaden aufzukommen.«
    »Was soll das jetzt noch nützen? Der Ruf meines schönen Studentenwohnheims ist hin. Niemand wird mehr zu uns kommen.« Mrs Nicoletis setzte sich auf das Sofa und brach in Tränen aus. »Niemand nimmt Rücksicht auf meine Gefühle«, schluchzte sie. »Es ist abscheulich, wie ich behandelt werde. Ignoriert! Zur Seite gedrängt! Wenn ich morgen sterben sollte, wen würde das wohl kümmern?«
    Mrs Hubbard ließ diese Frage klugerweise unbeantwortet und verließ das Zimmer.
    »Möge der Allmächtige mir Kraft geben«, sagte Mrs Hubbard zu sich selbst und ging hinunter in die Küche, um mit Maria zu sprechen.
    Maria war mürrisch und unkooperativ. Das Wort »Polizei« hing unausgesprochen in der Luft.
    »Natürlich wird man mich anklagen. Mich und Geronimo – wir sind ja povero. Welche Gerechtigkeit können wir schon erwarten in einem fremden Land? Nein, ich kann den Risotto nicht so kochen, wie Sie es möchten – man hat den falschen Reis geliefert. Ich werde stattdessen Spaghetti machen.«
    »Wir hatten gestern Abend Spaghetti.«
    »Das macht nichts. Wo wir herkommen, in Italien, da essen wir jeden Tag Spaghetti – jeden Tag des Jahres. Pasta ist immer gut.«
    »Ja, aber hier sind wir in England.«
    »Na schön. Dann mache ich eben Eintopf. Englischen Eintopf. Er wird Ihnen nicht gefallen, aber ich mache ihn trotzdem – fade – fade – mit Zwiebeln, die in Wasser gekocht sind, statt in Öl gebraten – und mit blassem Fleisch voller Knochen.« Maria sprach so drohend, dass Mrs Hubbard das Gefühl hatte, es ginge um das Rezept für einen Mord.
    »Ach, kochen Sie doch, was Sie wollen«, sagte sie ärgerlich und verließ die Küche.
     
    Um sechs Uhr abends war Mrs Hubbard wieder ihr altes tüchtiges Selbst. Sie hatte in allen Studentenzimmern Zettel verteilt, jeder möge vor dem Abendessen zu ihr kommen, und als sie bei ihr vorsprachen, erklärte sie den Studenten, dass Celia sie gebeten habe, die Angelegenheit zu erledigen. Sie hatte den Eindruck, dass alle sehr verständnisvoll waren. Selbst Genevieve zeigte sich besänftigt durch die großzügige Schätzung ihrer Puderdose und sagte fröhlich, alles sei sans rancune. In einem Anflug von Weisheit fügte sie hinzu: »Man weiß ja schließlich, dass es solche Nervenkrisen gibt. Sie ist reich, diese Celia, die hat es nicht nötig, zu stehlen. Nein, es ist nur eine Art Sturm in ihrem Kopf. Da hat Mr McNabb Recht.«
    Len Bateson nahm Mrs Hubbard zur Seite, als die Glocke zum Abendessen rief. »Ich warte im Flur auf Celia«, sagte er, »und gehe mit ihr zusammen rein. So dass sie sieht, dass alles wieder in Ordnung ist.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen, Len.«
    »Das ist schon o.k. Ma.«
    Und bald darauf, als die Suppe serviert wurde, vernahm man Lens Stimme vom Flur her: »Komm mit rein, Celia. Alles ist wieder gut.«
    Nigel sagte bissig zu seinem Suppenteller: »Damit hat er seine gute Tat für heute getan!« Aber ansonsten hielt er seine Zunge im Zaum und winkte mit der Hand zum Gruß, als Celia hereinkam, Lens langen Arm um ihre Schultern gelegt.
    Es folgte ein allgemeiner Ausbruch fröhlicher Unterhaltung über verschiedene Themen, und Celia wurde von dem einen oder anderen mit in das Gespräch einbezogen.
    Beinahe zwangsläufig endete dieser Ausdruck guten Willens schließlich in einer unbehaglichen Stille. Genau da wandte Mr Akibombo sich mit strahlendem Gesicht an Celia, lehnte sich über den Tisch und sagte:
    »Die anderen mir jetzt genau erklären, was ich nicht verstehen. Du sehr clever Dinge stehlen. Lange keiner herausfinden. Sehr clever.«
    In diesem Moment prustete Sally Finch heraus: »Akibombo, du bist noch mein Tod.« Sie verschluckte sich dabei so heftig, dass sie auf den Flur gehen musste, um sich zu erholen. Und ein völlig ungezwungenes Gelächter brach aus.
    Colin McNabb griff erst spät ein. Er wirkte reserviert und noch schweigsamer als gewöhnlich. Am Ende des Essens und bevor die anderen fertig

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