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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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waren, stand er auf und sagte in einer Art verlegenen Murmelns:
    »Ich muss noch mal weg, muss jemanden treffen. Aber ihr sollt es als erste wissen: Celia und ich – wir wollen im nächsten Jahr heiraten, wenn ich meine Ausbildung abgeschlossen habe.«
    Er bot ein Bild errötenden Elends, nahm die Gratulationen, das Gejohle und die Pfiffe seiner Freunde entgegen und entkam schließlich mit einem Ausdruck äußerster Verlegenheit. Celia war dagegen rosig und gefasst.
    »Und wieder hat es einen guten Mann erwischt«, seufzte Len Bateson.
    »Ich freue mich so, Celia«, sagte Patricia. »Ich hoffe, du wirst sehr glücklich werden.«
    »Jetzt ist alles perfekt im Garten Eden«, sagte Nigel. »Morgen werden wir ordentlich Chianti ranschaffen und auf eure Gesundheit trinken. – Warum guckt die gute Jean so ernst? Hast du Einwände gegen die Ehe, Jean?«
    »Natürlich nicht, Nigel.«
    »Ich sage immer, die Ehe ist so viel besser als die freie Liebe, findest du nicht auch? Angenehmer für die Kinder. Sieht besser aus in ihrem Reisepass.«
    »Aber die Mutter sollte nicht zu jung sein«, sagte Genevieve. »Das erzählen sie einem im Physiologiekurs.«
    »Nein, im Ernst«, sagte Nigel, »du willst damit doch nicht sagen, dass Celia zu jung ist, um ihre Zustimmung zu geben, oder irgend so etwas? Sie ist frei, weiß und einundzwanzig, wie man so schön sagt.«
    »Das«, sagte Mr Chandra Lal, »ist eine äußerst beleidigende Bemerkung.«
    »Nein, nein, Mr Chandra Lal«, sagte Patricia. »Es ist nur – nur so eine Redensart. Es hat keinerlei Bedeutung.«
    »Ich nicht verstehen«, sagte Mr Akibombo. »Wenn keine Bedeutung, weshalb dann sagen?«
    Elizabeth Johnston sagte plötzlich mit leicht erhobener Stimme:
    »Es werden manchmal Sachen gesagt, die anscheinend keine Bedeutung haben, aber in Wahrheit bedeuten sie eine ganze Menge. Nein, es ist nicht dein amerikanisches Zitat, das ich meine. Ich spreche von etwas ganz anderem.« Sie sah sich am Tisch um. »Ich spreche von dem, was gestern passiert ist.«
    Valerie sagte scharf: »Was soll das, Bess?«
    »Ach, bitte«, sagte Celia. »Ich glaube – ich glaube wirklich – dass sich bis morgen alles aufgeklärt hat. Ich glaube das ganz sicher. Die Tinte auf deinen Aufzeichnungen und die dumme Geschichte mit dem Rucksack. Und wenn – wenn die betreffende Person sich einfach meldet und alles zugibt, so wie ich das getan habe, dann ist alles wieder gut.«
    Sie sprach ernsthaft, mit rotem Gesicht, und ein oder zwei der Anwesenden sahen sie neugierig an.
    Valerie sagte mit kurzem Lachen: »Und danach leben wir alle glücklich bis an unser Ende.«
    Alle erhoben sich und gingen hinüber in den Gemeinschaftsraum. Hier entwickelte sich ein regelrechter Wettstreit darum, Celia den Kaffee zu bringen. Als das Radio eingeschaltet wurde, gingen einige der Studenten, die noch Verabredungen hatten oder die noch arbeiten wollten, und schließlich gingen alle Einwohner von Hickory Road 24 und 26 zu Bett.
    Das war ein langer, ermüdender Tag, dachte Mrs Hubbard, als sie dankbar unter ihre Bettdecke kroch.
    »Aber zum Glück«, sagte sie zu sich selbst, »ist jetzt alles vorbei.«

Siebtes Kapitel
     
    M iss Lemon war selten, um nicht zu sagen nie unpünktlich. Nebel, Sturm, Grippe, Verkehrschaos – nichts davon schien diese bemerkenswerte Frau zu beeinflussen. Aber an diesem Morgen erschien Miss Lemon, völlig außer Atem, um fünf nach zehn anstatt um Punkt zehn. Sie entschuldigte sich übermäßig und wirkte für ihre Verhältnisse ziemlich angeschlagen.
    »Es tut mir außerordentlich Leid, Monsieur Poirot – wirklich außerordentlich Leid. Ich wollte gerade aus der Wohnung gehen, als meine Schwester angerufen hat.«
    »Oh, sie ist doch hoffentlich gesund und munter?«
    »Um ehrlich zu sein, nein.« Poirot sah sie fragend an. »In der Tat ist sie ziemlich verzweifelt. Eine der Studentinnen hat Selbstmord begangen.«
    Poirot starrte sie an. Er murmelte leise vor sich hin.
    »Was sagten Sie, Monsieur Poirot?«
    »Wer ist es?«
    »Ein Mädchen namens Celia Austin.«
    »Und wie ist es passiert?«
    »Man nimmt an, dass sie Morphium genommen hat.«
    »Könnte es auch ein Unfall gewesen sein?«
    »O nein. Sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, heißt es.«
    Poirot sagte mit leiser Stimme: »Das hatte ich nicht erwartet, nein, das hatte ich wirklich nicht erwartet – allerdings, so viel steht fest, ich hatte irgendetwas erwartet.«
    Er blickte auf und sah, dass Miss Lemon schon bereit saß, Bleistift

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