Die Kleptomanin
Füller.«
»Wir werden eine Liste machen müssen.«
»Das habe ich schon – so weit wie möglich. Aber ich weiß nicht recht, ob ich versuchen sollte, neue Sachen zu kaufen, oder ob ich ihnen lieber das Geld geben soll.«
»Da muss ich erst drüber nachdenken. Das lässt sich nicht so einfach sagen.«
»Ach, lassen Sie mich Ihnen doch jetzt gleich einfach einen Scheck geben. Ich würde mich sofort viel besser fühlen.«
Mrs Hubbard war nahe daran, kompromisslos herauszuplatzen: »Tatsächlich? Und was sollte mir daran liegen, dass ausgerechnet Sie sich besser fühlen?« Aber ihr fiel ein, dass die Studenten ja immer etwas knapp bei Kasse waren, und dass die ganze Angelegenheit so wohl am einfachsten zu regeln wäre. Das würde auch dazu beitragen, Genevieve zu beruhigen, die sonst noch Ärger bei Mrs Nicoletis machen könnte (es würde sowieso schon genug Ärger geben}.
»Na schön«, sagte sie. Sie überflog die Liste der Gegenstände. »Es ist natürlich schwer zu sagen, so aus der hohlen Hand…«
Celia sagte eifrig: »Lassen Sie mich Ihnen doch einen Scheck über die ungefähre Summe ausstellen, die Sie für angemessen halten, und dann fragen Sie die Leute, und hinterher kann ich dann den Rest zurücknehmen oder Ihnen mehr geben.«
»Na schön«, Mrs Hubbard nannte eine vorläufige Summe, von der sie annahm, dass sie ihr genügend Spielraum ließ, und Celia stimmte sofort zu. Sie öffnete ihr Scheckbuch.
»Oh, Mist, mein Füller.« Sie ging hinüber zum Regal, wo alle möglichen Dinge lagen, die verschiedenen Studenten gehörten. »Die einzige Tinte scheint die scheußliche grüne von Nigel zu sein. Ach, dann nehm ich die. Nigel wird das egal sein. – Ich darf nicht vergessen, mir nachher neue zu kaufen, wenn ich rausgehe.«
Sie füllte den Füller, kam zurück und schrieb den Scheck aus.
Sie gab ihn Mrs Hubbard und sah auf ihre Uhr. »Ich werde zu spät kommen. Ich verzichte wohl besser aufs Frühstück.«
»Nein, Celia, Sie sollten wirklich etwas essen, und wenn es nur ein Stück Brot mit Butter ist. Es ist nicht gut, mit leerem Magen loszugehen. Ja, was ist?«
Geronimo, der italienische Hausangestellte, war ins Zimmer gekommen und fuchtelte mit den Händen, wobei er sein runzliges, affenartiges Gesicht zu einer komischen Grimasse verzog.
»Die padrona, sie ist gerade gekommen. Sie will Sie sprechen.« Mit einer dramatischen Geste fügte er hinzu: »Sie ist sehr erregt.«
»Ich komme.«
Mrs Hubbard verließ den Raum, während Celia sich eilig daranmachte, ein Stück Brot abzuschneiden.
Mrs Nicoletis ging in ihrem Zimmer auf und ab und erinnerte stark an einen Tiger im Zoo kurz vor der Fütterung.
»Was muss ich hören?«, platzte sie heraus. »Sie rufen die Polizei? Ohne mir ein Wort zu sagen? Was glauben Sie, wer Sie sind? Mein Gott, was glaubt diese Frau, wer sie ist?«
»Ich habe nicht die Polizei gerufen.«
»Lügnerin.«
»Also so können Sie nicht mit mir sprechen, Mrs Nicoletis.«
»O nein. Natürlich nicht. Ich bin es, die hier die Fehler macht. Nicht Sie. Immer nur ich. Alles, was Sie machen, ist perfekt. – Polizei in meiner ehrbaren Herberge!«
»Es wäre nicht das erste Mal«, sagte Mrs Hubbard, die sich an verschiedene unangenehme Zwischenfälle erinnerte. »Da war diese Studentin aus Westindien, die gesucht wurde, weil sie von unmoralischen Einkünften lebte, und dieser berüchtigte kommunistische Agitator, der sich unter falschem Namen eingeschlichen hatte – und…«
»Ah! Das sagen Sie mir ins Gesicht? Ist es vielleicht meine Schuld, dass solche Leute herkommen und mich anlügen und falsche Papiere haben und von der Polizei gesucht werden, um in Mordfällen auszusagen? Und Sie rügen mich noch für all das, was ich erlitten habe!«
»Ich tue nichts Derartiges. Ich weise nur darauf hin, dass es nicht eben neu wäre, die Polizei im Haus zu haben. – Ich würde sagen, das lässt sich nicht vermeiden, bei so viel verschiedenen Studenten. Aber Tatsache ist, dass niemand die Polizei gerufen hat. Ein Privatdetektiv mit einem sehr guten Ruf hat gestern Abend als mein Gast bei uns gegessen. Er hat den Studenten einen interessanten Vortrag über Kriminologie gehalten.«
»Als ob es noch nötig wäre, unseren Studenten etwas von Kriminologie zu erzählen! Die wissen schon genug davon. Genug, um zu stehlen und kaputtzumachen und Sabotage zu betreiben. Und nichts wird dagegen unternommen – nichts!«
»Ich habe etwas dagegen unternommen.«
»Ja, Sie haben einem alten
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