Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
und Stenoblock in der Hand. Er seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Nein, hier haben Sie die Post von heute Morgen. Ordnen Sie sie bitte, und beantworten Sie sie, soweit Sie können. Ich, ich werde zur Hickory Road gehen.«
     
    Geronimo ließ Poirot ein, und da er in ihm den Ehrengast des vorletzten Abends erkannte, raunte er ihm gleich mit verschwörerischer Stimme zu: »Ah, Signor, Sie sind es. Wir haben Ärger hier – großen Ärger. Die kleine Signor i na, sie hat heute früh tot in ihrem Bett gelegen. Erst kommt Doktor. Schüttelt den Kopf. Dann kommt Inspektor von der Polizei. Er ist noch oben bei der Signorina mit der padrona. Warum sollte sie gewünscht haben, sich zu töten, die poverina? Wo sie doch gestern Abend noch so fröhlich gewesen ist und Verlobung geplant war?«
    »Verlobung.«
    »Si, si. Mit Mr Colin – Sie wissen schon – groß, dunkel, immer mit Pfeife.«
    »Ich weiß.«
    Geronimo öffnete die Tür zum Gemeinschaftsraum und schob Poirot hinein, wobei er sein verschwörerisches Gehabe verdoppelte. »Sie bleiben hier, ja? Gleich, wenn Polizei weg ist, werde ich der Signora sagen, dass Sie da sind. Das ist in Ordnung, ja?«
    Poirot sagte, dass das in Ordnung sei, und Geronimo zog sich zurück. Kaum war er allein, machte sich Poirot ohne Skrupel daran, alles im Raum so gründlich wie möglich zu untersuchen, wobei er dem Besitz der Studenten besondere Aufmerksamkeit widmete. Die Ergebnisse waren mager. Die Studenten bewahrten ihre persönlichen Dinge und Papiere meist in ihren Zimmern auf.
     
    Oben saß inzwischen Mrs Hubbard Inspektor Sharpe gegenüber, der ihr mit leiser, entschuldigender Stimme Fragen stellte. Er war ein großer, gemütlich wirkender Mann mit einem trügerisch sanften Benehmen.
    »Das ist alles natürlich sehr unangenehm und belastend für Sie, das weiß ich«, sagte er beruhigend. »Aber, wie Dr. Coles Ihnen ja schon gesagt hat, wird es eine gerichtliche Untersuchung geben, und dafür müssen wir erst einmal ein klares Bild gewinnen, sozusagen. Dieses Mädchen ist also verzweifelt und unglücklich gewesen in der letzten Zeit, sagen Sie?«
    »Ja.«
    »Liebeskummer?«
    »Nicht wirklich.« Mrs Hubbard zögerte.
    »Sie sagen mir besser alles, was Sie wissen«, suchte Inspektor Sharpe sie zu überzeugen. »Wie ich schon sagte, wir müssen erst ein Bild gewinnen. – Hat es einen Grund gegeben, oder hat sie vielleicht geglaubt, dass es einen Grund gäbe, sich das Leben zu nehmen? War sie möglicherweise schwanger?«
    »Nichts Derartiges, nein, ganz und gar nicht. – Ich habe ganz einfach gezögert, Herr Inspektor, weil das Kind ein paar ganz dumme Sachen angestellt hat, und ich hatte gehofft, es sei nicht nötig, das in der Öffentlichkeit auszubreiten.«
    Inspektor Sharpe hüstelte. »Wir können ziemlich diskret sein, und der Untersuchungsrichter ist ein Mann mit großer Erfahrung. Aber wir müssen es wissen.«
    »Ja, natürlich. Wie dumm von mir. Die Wahrheit ist, dass seit einiger Zeit, seit drei Monaten oder so, bei uns immer wieder Dinge verschwunden sind – kleine Dinge meine ich – nichts von Wichtigkeit.«
    »Modeschmuck meinen Sie, Schminksachen, Nylonstrümpfe und so etwas? Auch Geld?«
    »Kein Geld, soweit ich weiß.«
    »Aha. Und das war dieses Mädchen?«
    »Ja.«
    »Sie haben es dabei erwischt?«
    »Nicht ganz. Vorgestern Abend war ein – äh – Freund von mir hier zu Besuch. Ein Monsieur Hercule Poirot – ich weiß nicht, ob Sie von ihm gehört haben.«
    Inspektor Sharpe sah von seinem Notizbuch auf. Seine Augen waren weit geöffnet. In der Tat, von dem hatte er gehört. »Monsieur Hercule Poirot?«, sagte er. »Tatsächlich? Das ist allerdings interessant.«
    »Er hat uns nach dem Essen einen kleinen Vortrag gehalten, und in dem Zusammenhang kam das Gespräch auf die Diebstähle. Er riet mir, vor allen Zuhörern, zur Polizei zu gehen.«
    »Das hat er getan, wirklich?«
    »Hinterher kam Celia zu mir ins Zimmer und hat alles gestanden. Sie war sehr verzweifelt.«
    »Wegen einer möglichen Strafverfolgung?«
    »Nein. Sie wollte den Schaden ersetzen, und alle waren hinterher sehr nett zu ihr.«
    »War sie denn in Geldnot?«
    »Nein. Sie hatte eine Stellung als PTA in der Apotheke des St Catherine’s Hospital mit einem angemessenen Gehalt. Außerdem besaß sie von Haus aus etwas Geld, glaube ich. Sie war besser gestellt als die meisten unserer Studenten.«
    »Sie hatte es also nicht nötig zu stehlen – und hat es doch getan«, sagte der Inspektor, während er

Weitere Kostenlose Bücher