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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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starrte ihn an. »Was wollen Sie damit sagen?«
    »Wie lange hatten Sie diese Dinge in Ihrem Besitz?«
    Nigel überlegte. »Nun, das Röhrchen mit dem Hyoscin etwa zehn Tage, würde ich schätzen. Das Morphiumtartrat etwa vier Tage. Und die Digitalis-Tinktur habe ich erst an dem Nachmittag bekommen.«
    »Und wo haben Sie diese Dinge aufbewahrt – das Hyoscin, das Hydrobromid und das Morphiumtartrat?«
    »In der hintersten Ecke einer Schublade meiner Kommode, versteckt unter den Socken.«
    »Hat irgendjemand gewusst, dass das Gift da war?«
    »Nein. Nein, da bin ich ganz sicher.«
    Da war allerdings ein leichtes Zögern in seiner Stimme, das Inspektor Sharpe wohl bemerkte. Im Moment wollte er aber diesen Punkt nicht vertiefen.
    »Haben Sie irgendjemandem erzählt, was Sie getan haben? Die Methoden? Wie man an diese Dinge herankommen konnte?«
    »Nein. Zumindest – nein, habe ich nicht.«
    »Sie sagten ›zumindest‹, Mr Chapman.«
    »Nein, habe ich nicht. Um ehrlich zu sein, ich war nahe dran, es Pat zu erzählen, aber dann dachte ich, dass sie das Ganze missbilligen würde. Sie ist sehr penibel, und so habe ich sie mit vagen Andeutungen abgespeist.«
    »Sie haben ihr nichts von dem Auto des Arztes gesagt oder von dem Rezept oder von dem Morphium aus dem Krankenhaus?«
    »Nun ja, ich habe ihr hinterher die Sache mit dem Digitalis erzählt, dass ich mir selbst ein Rezept ausgestellt, die Flasche vom Apotheker geholt und mich in der Klinik als Doktor verkleidet hatte. Leider muss ich zugeben, dass Pat das gar nicht lustig fand. Da habe ich ihr lieber gar nicht erst erzählt, dass ich auch Sachen aus dem Auto geklaut hatte. Dann wäre sie wohl explodiert.«
    »Haben Sie ihr gesagt, dass Sie das Zeug nach der gewonnenen Wette vernichten würden?«
    »Ja. Sie war sehr besorgt und ganz aufgeregt deswegen. Bestand darauf, dass ich die Sachen zurückbringen sollte und so.«
    »Auf diesen Gedanken sind Sie selbst nie gekommen?«
    »Guter Gott, nein! Das wäre tödlich gewesen. Es hätte Ärger ohne Ende bedeutet. Nein, wir drei haben einfach das Zeug ins Feuer und ins Klo geschüttet, und damit war der Fall erledigt. Kein Schaden angerichtet.«
    »Das sagen Sie, Mr Chapman, aber es ist sehr wohl möglich, dass Schaden angerichtet worden ist.«
    »Wie soll das möglich sein, wenn das Zeug vernichtet wurde?«
    »Sind Sie jemals auf den Gedanken gekommen, Mr Chapman, dass jemand beobachtet haben könnte, wo Sie das Zeug versteckt hatten? Oder dass jemand diese Dinge gefunden, das Morphium aus der Flasche genommen und durch etwas anderes ersetzt haben könnte?«
    »Guter Gott, nein!« Nigel starrte ihn an. »Darauf bin ich in der Tat nie gekommen. Und ich glaube es auch nicht.«
    »Aber es wäre eine Möglichkeit, Mr Chapman.«
    »Aber niemand kann davon gewusst haben.«
    »Ich würde meinen«, bemerkte der Inspektor trocken, »dass an einem Ort wie diesem eine Menge mehr Dinge allgemein bekannt sind, als Sie jemals für möglich halten würden.«
    »Schnüffelei, meinen Sie?«
    »Ja.«
    »Vielleicht haben Sie Recht.«
    »Welche Studenten könnten irgendwann in Ihrem Zimmer gewesen sein?«
    »Nun ja, ich teile das Zimmer mit Len Bateson. Die meisten anderen Studenten sind ab und zu bei uns im Zimmer. Die Mädchen natürlich nicht. Die sollen sich ja nicht in den Schlafräumen auf unserer Seite des Hauses aufhalten. Schicklichkeit. Keusches Leben.«
    »Sie sollen nicht, aber sie könnten natürlich trotzdem kommen, nehme ich an?«
    »Jeder könnte«, sagte Nigel. »Tagsüber jedenfalls. An den Nachmittagen ist ja niemand da.«
    »Kommt Miss Lane denn manchmal zu Ihnen ins Zimmer?«
    »Ich hoffe, Sie meinen das nicht so, wie es klingt, Inspektor. Pat kommt manchmal in mein Zimmer, um mir Socken zurückzubringen, die sie für mich gestopft hat. Das ist alles.«
    Indem er sich vorbeugte, sagte Inspektor Sharpe: »Ihnen ist vermutlich klar, Mr Chapman, dass derjenige, der am leichtesten das Gift aus der Flasche gegen etwas anderes ausgetauscht haben könnte, Sie selbst sind?«
    Nigel blickte ihn an, sein Gesicht wirkte plötzlich hart und eingefallen.
    »Ja«, sagte er. »Das ist mir auch vor etwa anderthalb Minuten klar geworden. Genau das könnte ich getan haben. Aber ich hatte keinen Grund, das Mädchen aus dem Weg zu räumen, Inspektor, und ich habe es auch nicht getan. Allerdings – und dessen bin ich mir wohl bewusst – haben Sie nichts als mein Wort dafür.«

Elftes Kapitel
     
    D ie Geschichte mit der Wette und der

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