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Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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sehr überlegen und selbstherrlich, und da habe ich ihnen gesagt, dass jeder mit einem bisschen Einfallsreichtum in der Lage sei, eine geeignete Menge Gift zu besorgen – in der Tat habe ich gesagt, ich wüsste auf Anhieb drei verschiedene Methoden, und ich könne das beweisen.«
    »Was Sie auch getan haben?«
    »Was ich dann auch getan habe, Inspektor.«
    »Und welche drei Methoden waren das?«
    Nigel legte den Kopf ein wenig zur Seite. »Verlangen Sie da nicht gerade, dass ich mich selbst belaste?«, sagte er. »Ich nehme an, Sie müssen mich vorher warnen?«
    »Soweit ist es noch nicht, dass ich Sie warnen müsste, Mr Chapman, aber natürlich sind Sie nicht verpflichtet, sich selbst zu belasten. In der Tat sind Sie durchaus berechtigt, die Antwort auf meine Fragen zu verweigern.«
    »Ich weiß nicht, ob ich mich weigern sollte.« Nigel erwog diese Möglichkeit für einen Augenblick, und ein leichtes Lächeln spielte um seine Lippen. Schließlich sagte er: »Natürlich war das, was ich gemacht habe, ungesetzlich. Dafür können Sie mich drankriegen, wenn Sie wollen. Andererseits ist dies ein Mordfall, und wenn es irgendeine Bedeutung im Zusammenhang mit dem Tod der armen Celia hat, dann sollte ich es Ihnen wohl besser erzählen.«
    »Das wäre sicher das Vernünftigste.«
    »Nun gut, ich werde reden.«
    »Welche drei Methoden waren das?«
    »Also« – Nigel lehnte sich in seinem Stuhl zurück – »die Öffentlichkeit wird immer wieder in den Zeitungen gewarnt, wenn Ärzten gefährliche Arzneimittel aus dem Auto abhanden kommen.«
    »Ja.«
    »Nun, ich dachte mir, eine sehr simple Methode wäre, aufs Land zu fahren, einem Landarzt auf seiner Besuchsrunde zu folgen und, wenn sich die Gelegenheit ergäbe, einfach das Auto aufzumachen, in seinen Arztkoffer zu schauen und herauszunehmen, was ich haben wollte. Denn sie müssen wissen, dass Landärzte bei ihren Hausbesuchen den Koffer nicht immer mit nach drinnen nehmen. Es kommt darauf an, welche Art von Patienten sie gerade besuchen.«
    »Und?«
    »Und das ist alles. Das ist jedenfalls alles, was Methode Nummer eins angeht. Ich musste drei Ärzten hinterherfahren, bevor ich einen gefunden hatte, der sorglos genug war. Sobald ich den hatte, war alles sehr einfach. Das Auto stand vor einem Bauernhof in einer ziemlich einsamen Gegend. Ich machte die Tür auf, schaute in den Koffer, nahm ein Röhrchen Hyoscin-Hydrobromid, und das war’s.«
    »So. Und die Methode Nummer zwei?«
    »Dafür war es notwendig, Celia einzuspannen. Sie hatte nicht den geringsten Verdacht. Ich habe ja gesagt, dass sie ein dummes Mädchen war; sie hatte keine Ahnung, was ich vorhatte. Ich habe einfach ein bisschen lateinisches Kauderwelsch gesprochen, wie die Ärzte es bei Rezepten benutzen, und dann habe ich sie gefragt, ob sie mir ein Rezept für eine Digitalis-Tinktur aufschreiben könnte, in der Art, wie Ärzte das tun. Das hat sie auch ohne Verdacht zu schöpfen gemacht. Danach musste ich nur noch im Branchenbuch einen Arzt finden, der in einer entfernteren Ecke von London wohnte, und seine Initialen oder etwas unleserliche Unterschrift hinzufügen. Damit bin ich dann zu einer Apotheke in der Innenstadt gegangen, wo ich davon ausgehen konnte, dass man die Unterschrift dieses Doktors nicht kennen würde, und habe das Mittel ganz ohne Schwierigkeiten bekommen. Digitalis wird Herzpatienten in großen Mengen verschrieben, und ich hatte Celia die Rezeptur auf einen Hotel-Briefbogen schreiben lassen.«
    »Sehr raffiniert«, sagte Inspektor Sharpe trocken.
    »Ich belaste mich hier wirklich selbst! Ich höre es an Ihrer Stimme.«
    »Und die dritte Methode?«
    Nigel antwortete nicht sofort. Dann sagte er: »Nun mal ehrlich: Auf was genau lasse ich mich hier eigentlich ein?«
    »Das Entwenden von Arzneimitteln aus einem unverschlossenen Auto ist leichter Diebstahl«, sagte Inspektor Sharpe. »Das Fälschen eines Rezeptes…«
    Nigel unterbrach ihn. »Nicht wirklich gefälscht, oder? Ich meine, schließlich habe ich ja kein Geld dafür bekommen, und es war ja auch von keinem Rezeptblock und auch nicht wirklich die Nachahmung der Unterschrift irgendeines Arztes. Ich meine, wenn ich eine Rezeptur aufschreibe und am Ende ›H R James‹ drunter schreibe, dann kann man doch nicht sagen, dass ich damit die Unterschrift irgendeines bestimmten Dr. James fälsche, oder?« Und mit schiefem Lächeln fuhr er fort: »Sehen Sie, was ich meine? Ich halte hier meinen Kopf hin. Wenn Sie mir übel wollen – nun ja –

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