Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kleptomanin

Die Kleptomanin

Titel: Die Kleptomanin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Mrs Hubbard zögerte, dann brach es aus ihr heraus: »Ich mache mir solche Vorwürfe – dass ich sie gestern Abend allein nach Hause gehen ließ – sie hatte nämlich Angst vor irgendetwas, wissen Sie.«
    »Angst?« Poirot und Valerie sagten es gleichzeitig.
    Mrs Hubbard nickte unglücklich. Ihr sanftes, rundes Gesicht wirkte bekümmert. »Ja. Sie hat mehrfach gesagt, dass sie sich nicht sicher fühlt. Ich hab sie gebeten, mir zu sagen, wovor sie Angst hat, aber sie hat mir eine Abfuhr erteilt. Und natürlich hat man bei ihr nie gewusst, ob das nicht alles stark übertrieben war. Aber nun – ich frage mich…«
    Valerie sagte: »Sie glauben doch nicht etwa, dass sie – dass sie auch – dass sie etwa auch…« Sie unterbrach sich mit angsterfülltem Blick.
    Poirot fragte: »Was, hat die Polizei gesagt, war die Todesursache?«
    Mrs Hubbard sagte unglücklich: »Sie – sie haben gar nichts gesagt. Es wird eine gerichtliche Untersuchung geben – am Dienstag…«

Fünfzehntes Kapitel
     
    I n einem ruhigen Zimmer im New Scotland Yard saßen vier Männer um einen Tisch.
    Den Vorsitz führte Superintendent Wilding vom Drogendezernat. Neben ihm saß Sergeant Bell, ein junger Mann von großer Energie und großem Optimismus, der wie ein eifriger Windhund wirkte. Zurückgelehnt in seinen Stuhl, ruhig und wachsam, saß Inspektor Sharpe. Der vierte Teilnehmer der Runde war Hercule Poirot. Auf dem Tisch lag ein Rucksack.
    Superintendent Wilding strich sich nachdenklich übers Kinn. »Das ist eine interessante Idee, Monsieur Poirot«, sagte er vorsichtig. »Ja, das ist eine interessante Idee.«
    »Es ist, wie ich gesagt habe, nichts als eine Idee«, sagte Poirot.
    Wilding nickte. »Wir haben die allgemeine Lage umrissen«, sagte er. »Geschmuggelt wird immer, zu jeder Zeit, auf die eine oder andere Weise. Wenn wir einen Schmuggelring ausheben, bildet sich nach kurzer Zeit anderswo wieder ein neuer. Was meine eigene Abteilung angeht, so ist in den letzten anderthalb Jahren eine große Menge Stoff hereingekommen. Heroin meistens – und ein gewisser Anteil an Kokain. Es gibt verschiedene Lager, sowohl hier als auch auf dem Kontinent. Die französische Polizei hat inzwischen einige Hinweise darauf, wie das Zeug ins Land kommt, aber sie wissen weniger darüber, wie es wieder aus dem Land herausgeht.«
    »Gehe ich recht in der Annahme«, sagte Poirot, »dass sich Ihr Problem grob in drei Punkte gliedern lässt? Da ist das Problem der Verteilung, da ist das Problem, wie die Drogen ins Land kommen, und da ist das Problem, wer den Drogenhandel organisiert und die größten Gewinne einstreicht.«
    »Das ist ziemlich richtig. Wir wissen eine ganze Menge über die kleinen Dealer und darüber, wie der Stoff verteilt wird. Einige der Dealer verhaften wir, andere lassen wir auf freiem Fuß – in der Hoffnung, dass sie uns zu den großen Fischen führen. Das Zeug wird auf viele verschiedene Arten an den Mann gebracht: Nachtklubs, Kneipen, irgendwelche Läden, Ärzte, Modeschneider, Friseure. Es wird weitergegeben bei Pferderennen, bei Antiquitätenhändlern, manchmal auch mitten im Gedränge eines Supermarktes. Aber das brauche ich Ihnen alles nicht zu erzählen. Diese Seite der Angelegenheit ist jetzt nicht von Interesse. Die haben wir einigermaßen im Griff. Und wir haben auch eine Vorstellung davon, wer wohl die wirklich großen Fische sind. Ein oder zwei sehr wohlhabende Herrschaften, auf die bisher niemals auch nur der Hauch eines Verdachtes gefallen ist. Sie sind sehr vorsichtig, kommen niemals selbst mit dem Stoff in Berührung, und die kleinen Fische wissen nicht einmal, wer sie sind. Aber früher oder später macht einer von ihnen einen Fehler – und dann – dann haben wir ihn.«
    »Das ist alles etwa so, wie ich mir das vorgestellt habe. Der Punkt, der mich dabei interessiert, ist eigentlich nur: Wie kommen die Drogen ins Land?«
    »Nun ja. Wir sind eine Insel. Der verbreitetste Weg ist immer noch der gute alte Seeweg. Per Schiffsfracht. Heimlich entladen irgendwo an der Ostküste oder in einer kleinen Felsenbucht im Süden, mit einem Motorboot, das rasch und leise den Kanal überquert hat. Das geht eine ganze Weile gut, aber früher oder später kriegen wir einen Hinweis, und wenn der Bootseigner erst einmal unter Verdacht steht, ist die Möglichkeit vertan. In jüngerer Zeit ist auch gelegentlich Rauschgift per Flugzeug eingeschmuggelt worden. Da werden große Beträge angeboten, und manchmal lässt sich einer der Stewards

Weitere Kostenlose Bücher