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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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Bürgermeister auch wieder ein, zu wem er hier sprach: „Aber natürlich sind das alles kleine und nebensächliche Sorgen im Vergleich zu Ihren: Sie müssen schließlich den ganzen Planeten retten!“
    Für einen Moment stehen der gefährdete blaue Planet von den Hochglanzbildern der Forscher und der müde Bürgermeister der Stadt Amsterdam nebeneinander und verursachen einen leichten Schwindel – in welchem Verhältnis stehen die Welt der Klimaforscher und die eines Bürgermeisters zueinander? Oder die Welt der Kyoto-Verträge und die des Küstenschutzes in den Niederlanden? In den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende bestand die Verbindung in dem Mittel der globalen Temperaturen und des CO 2 -Gehalts der Atmosphäre. Der Kyoto-Vertrag hatte zum Ziel, den Anstieg der globalen Treibhausgasemissionen zu senken, 25 und sowohl Politik als auch Forschung richteten sich danach aus. Dem Problem der Anpassung an einen bereits stattfindenden Klimawandel und an schon immer existierende Klimagefahren wurde wenig Aufmerksamkeit geschenkt.
Der skeptische Gegendiskurs
    Einer der weltweit bekanntesten Skeptiker des etablierten Klima-Diskurses ist Fred Singer, Physiker und Direktor des berühmt-berüchtigten Heartland-Instituts, einem konservativen amerikanischen Thinktank. Skeptiker wie Fred Singer stellen zumeist die Tatsache des Klimawandels oder der globalen Erwärmung gar nicht in Frage, sondern greifen immereinzelne Statistiken oder schwach belegte Ergebnisse aus der Klimaforschung an. Solche Ergebnisse erweisen sich vor allem dann als verletzlich, wenn Wissenschaftler aus politischen oder ideologischen Gründen oder vielleicht auch nur aus solchen des persönlichen Fortkommens auf eine von Zweifeln befreite Wahrheit pochen. Fred Singer, der ebenso wie Al Gore auf einer permanenten Vortragstour ist, richtet sich in seinen Vorträgen fast vollständig an seinem großen Gegenspieler aus.
    So auch an der Universität von Texas in Austin, wo er als Redner einer Vortragsreihe eingeladen wurde, die zu Ehren eines Wohltäters aus der Ölindustrie gehalten wurde, der für ein neues Gebäude für das geophysikalische Institut gespendet hatte. Die Einladung spaltete die Fakultät in Pro und Contra, der Saal war vollbesetzt, und in der anschließenden Diskussion gab es, für amerikanische Verhältnisse ganz ungewohnt, heftige Auseinandersetzungen. Fred Singer hielt seinen Vortrag teilweise im Stil einer offenen Parodie von Al Gore. Er machte sich über dessen Jet-Set-Leben und Hang zu familiären Anekdoten lustig und betonte, dass er selbst nicht im Privatjet zum Vortrag nach Austin geflogen sei. Dem setzte er das Bild des zerstreuten Professors entgegen, der sich im Vortrag (absichtsvoll) in der Abfolge seiner Slides verheddert, die wiederum eine nach der anderen dazu dienten, Al Gore zu widerlegen. Für Nicht-Experten und fachfremde Wissenschaftler sind die Unmengen von Schaubildern und Graphen, die als Ausweis von Wissenschaftlichkeit zeugen sollen, kaum auseinanderzuhalten, wie auch Befragungen von Studenten zeigten. Was von Singers Vortrag blieb, war seine Gewissheit, dass vor allem die Sonne als entscheidender, wenn auch launischer Faktor unser Klima bestimmt.
    Obwohl als wissenschaftlicher Vortrag deklariert und in einem Vorlesungssaal gehalten, kam Wissenschaft auch hier als politische Inszenierung daher, die eine einfache Botschaft hat: Es gibt Unsicherheiten in der Klimawissenschaft, vor deren Klärung jede politische Klimamaßnahme voreilig wäre.Die politische Debatte wird in die Wissenschaft verlagert, was durchaus logisch ist, wenn die Notwendigkeit einer umfassenden Klimaschutzpolitik mit Ergebnissen der Klimawissenschaft begründet wird. Wenn man so eine Politik verhindern will, wird man versuchen, die wissenschaftliche Grundlage oder zumindest Teile davon in Frage zu stellen. Eine solche Verunsicherung war das einzige Anliegen von Fred Singer bei diesem Anlass. Aber neben diesem in den Augen von Skeptikern nützlichen Perspektivenwechsel geschah noch etwas: Der Klimawandel polarisierte Fakultäten und Forschungsrichtungen, und er politisierte die Klimaforschung.
Die Klimadebatte in der Popkultur
    Von vielen Wissenschaftlern, Politikern und Bürgern wird der Klimadiskurs so verstanden, dass die Wissenschaft das Problem erkennt, die Lösung an die Politik weiterleitet, die Politik diese in entsprechende Maßnahmen umsetzt und dafür sorgt, dass das Volk diese versteht und befolgt. Man spricht auch von dem

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