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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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verschwenderischen Lebensführung sei. In der Folge „smug alarm“, einem Wortspiel, das Smog in Eitelkeits-Alarm übersetzt, wird die von Al Gore geforderte energiesparende Lebensweise absurderweise zum Auslöser einer Klimakatastrophe, die sich vor allem als eine gesellschaftliche entpuppt. Der Spruch „Ich will nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein“ wird zur Obsession eines umweltbewegten Familienvaters, der einen Hybrid fährt und selbstgemachte Klimaverschmutzungs-Strafzettel an spritfressende SUVs klebt, zum Entsetzen seines Sohnes. Schließlich zieht die ganze Familie zu Gleichgesinnten nach San Francisco, deren Einwohner sich an ihrer klimagerechten Lebensführung (und ihren eigenen Ausdünstungen) berauschen, während im nahen Hollywood Al Gore den Oscar gewinnt und George Clooney vor der Klimakatastrophe warnt. Die Selbstgefälligkeit, in der dies beide tun, erzeugt ein gefährliches Eitelkeits-Sturmtief, das in Form von schwerem Wetter Richtung South Park zieht und dort Smug-Alarm auslöst. Der Klimawandel bedroht den sozialen Frieden in South Park dadurch, dass die Bevölkerung sich über die Frage des klimafreundlichen Lebensstils entzweit. Einem Lebensstil, der die Bevölkerung spaltet in solche, die bereit sind ihm zu folgen, und solche, die sich davon schlichtweg überfordert fühlen. Die Folge schließt versöhnlich damit, dass die Forderung nach klimagerechtemVerhalten sich nach dem Vermögen der Menschen richten muss und nicht umgekehrt. Sie nahm schon früh vorweg, was erst jetzt zunehmend in den Fokus gesellschaftswissenschaftlicher Studien gerät: das kulturelle Phänomen der Anpassung an den Klimawandel als Diskurs.
Der Klimawandel in der Gesellschaft: „Solar“
    Ein ganz anderes Bild der Wissenschaft bietet der Roman „Solar“ (2010) des britischen Erfolgsautors Ian McEwan, der laut Pressemeldungen zuvor tatsächlich bei (u. a. deutschen) Klimaforschern recherchiert hat. Hier ist der Klimawissenschaftler weder tragischer Held noch jemand, der in die Zukunft sehen kann. Vielmehr ist er einer, der alles erreicht hat, wovon ein (Natur-)Wissenschaftler nur träumen kann. Er hat bereits einen Nobelpreis bekommen und verdingt sich nun als gelangweilter und teurer Vortragsredner, hat Frauengeschichten und ist dem Alkohol zugeneigt. Seine Begegnung mit der Arktis als Gast auf einer Prominentenexkursion – um auf den Klimawandel aufmerksam zu machen, versteht sich – dient ihm hauptsächlich dazu, sich einer Frau auf elegante Art zu entledigen. Erst als einer seiner Rivalen, ein ehemaliger Post-Doc, auf dem Eisbärenfell in seinem Haus zu Tode kommt, ändert sich sein Leben noch einmal: In den Unterlagen des Toten findet er Pläne zur Gewinnung alternativer Energien, konkret für eine Solarfabrik. Diese macht er sich zu eigen und setzt sie in die Tat um. Im Zentrum der lakonischen Geschichte steht diesmal der Klimawandel selbst als ein durch und durch soziales Phänomen, welches neue Möglichkeiten eröffnet, jenseits von Moral und Betroffenheit. So kann der Nobelpreisträger zufrieden seinen Investoren große Gewinne versprechen und seiner Belegschaft gute Neuigkeiten berichten: Neueste Forschungen würden bestätigen, dass die Lage bedenklich sei und die Klimakatastrophe ganz bestimmt kommen werde.
    „Solar“ ist keine weitere Aufklärung über die Gefahren des Klimawandels, noch bedient das Buch die Klientel der Klimaskeptiker. Es bietet auch keine statische Bühne für die immer etwas hölzernen Charaktere, die vorgefertigte Wahrheiten im Mund führen wie in „The day after tomorrow“ oder Michael Crichtons „Welt in Angst“. Es ist vielmehr ein Kommentar über den Klimawandel als ein soziales Phänomen in der wirklichen Welt, ein ebenso treffendes wie bissiges Statement in einer Zeit, in der Klimawissenschaftler als Heilige und Wahrheitssucher verkauft werden oder sich selbst so darstellen.
Nach Hollywood: Der Klimakater
    Die Erfolgskurve des Klimawandels als dominanter Herausforderung verläuft bis 2007 steil nach oben, die Nobelpreise für IPCC und Al Gore stehen für die erfolgreiche Thematisierung des menschengemachten Klimawandels auf globaler Ebene. Wir haben dargestellt, wie dies geschah und dass die Institutionalisierung und Popularisierung des Klimawandels das Resultat von konkreten Entscheidungen und Ereignissen war und keinesfalls „naturgegeben“. Das überaus komplexe Phänomen wurde in einige wenige Diskurskonstellationen gefasst, die den weiteren

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