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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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muss dazu wissen, dass in der Klimaforschung der „Peer Review“ genannte Begutachtungsprozess so verläuft, dass der Autor nicht erfährt, wer Gutachter ist, während der Gutachter weiß, von wem das Manuskript stammt. Gutachtergruppen, wie die von Michael Mann & Co., haben die sehr wirksame Funktion von Torwächtern in den relevanten Zeitschriften. Sie sorgten dafür, dass der Wahrheitsanspruch der Hockeyschlägerkurve im publizierten Wissen für längere Zeit aufrechterhalten werden konnte, indem sie abweichenden Studien ein negatives Gutachten ausstellten.
    Ein anderes wissenschaftliches Problem war, dass diejenigen Proxy-Daten, die für die Rekonstruktion der letzten hundert Jahre die Temperatur abzuleiten erlaubten, dies zumindest in einer Studie von Keith Briffa, einem Kollegen aus East Anglia, nach etwa 1960 nicht mehr taten. Wendete man die gleichen Transferfunktionen 32 an, die man für historische Zeiten nutzte, so wiesen die neuesten Proxy-Daten der Baumringe auf eine Abkühlung hin. Die Thermometerdaten hingegen beschrieben eindeutig eine Erwärmung; in der Zeit von 1960 bis 1990 stimmte die Transferfunktion also nicht. Als Begründung für diesen Zusammenbruch des empirischen Zusammenhangs, für das „irreguläre Verhalten“ der Transferfunktion, verwies man auf die erhöhte Konzentration von Kohlendioxid in der Atmosphäre, welche die Wachstumsbedingungen von Bäumen beeinflussen würde, oder auf temperaturinduzierte Trockenheit. Daher gelte die „alte“ Transferfunktion nicht mehr. Bei einer Anhörung des National Research Council in Washington wurde mit fester Stimme behauptet, in der Vergangenheit habe es ein solch irreguläres Verhalten jedenfalls nicht gegeben; wobei allerdings ausgerechnet Malcom Hughes, einer der Koautoren der Hockeyschlägerstudie, Zweifel äußerte. Aber das schien niemanden zu stören.
    Dieser Vorgang wurde in einer der im Zuge der Climategate-Affäre veröffentlichten E-Mails als „hide the decline“ („Verbergen des Rückgangs“) bezeichnet und erlangte zweifelhafte Berühmtheit. 33 Der Verdacht liegt nahe, dass das Scheitern der Transferfunktion nicht an die große Glocke gehängt werden sollte. Stattdessen setzte man die Kurve im Bereich der Kelle durch Thermometerdaten fort. Dadurch wurde erst die öffentlichkeitswirksame Aussage möglich, dass das Ende der Gesamtkurve weit über dem Niveau der historischen Zeit des knappen Jahrtausends vor 1880 lag. Es ist natürlich schon etwas eigenartig, dass man vor und nach dem Intervall 1880 bis 1980 bzw. nach 1960, das durch Proxy-Daten und durch Thermometerdaten gesichert war, einmal Schätzungen mithilfe der Transferfunktion – vor 1880 – einsetzte, dies aber für die Zeit nach 1980 bzw. 1960 nicht mehr tat, obwohl man wusste, dass zumindest die Briffa’sche Transferfunktion in dieser Zeit problematisch war. Ob sie vorher, vor 1880, richtig gewesen ist, kann man nicht wissen, sondern nur annehmen.
    Hier war etwas faul, aber es wurde nicht grundlegend geklärt, was, jedenfalls nicht für die Öffentlichkeit erkennbar. Die Aussage der Hockeyschlägerkurve, mit nur unwesentlichen historischen Klimaschwankungen und einem dramatischen Anstieg seit Beginn der Industrialisierung samt eines Temperaturrekords im Jahr 1998 für das vergangene Millennium, blieb über Jahre hinaus gültig.
    Hans von Storch und seine Mitarbeiter unterzogen nun, wie andere ebenfalls, diese Kurve einer genaueren Prüfung.Und zwar wollten sie herausfinden, inwieweit die zugrunde liegende Methodik richtige Zahlen erzeugen konnte. Dazu nahmen sie Rechnungen mit Klimamodellen mit den schönen Namen „Christoph Kolumbus“ und „Erik der Rote“ vor, die die Wirkung zeitabhängiger Einflüsse von Treibhausgasen, vulkanischem Material in der Stratosphäre und solarer Leistung über Hunderte von Jahren darstellten. An jenen Orten, wo in der Realität Proxy-Daten zur Verfügung standen, wurden Zeitserien von der Temperatur aus den Datenarchiven der Modellrechnung gezogen und durch Hinzufügung von Zufallszahlen verschmiert. So entstanden künstliche „Pseudo-Proxys“, die wie die wirklichen Proxy-Daten nur teilweise mit den Temperaturen korrelierten. Je nach Zugabe der Zufallsanteile repräsentierten diese Pseudo-Proxys einen verschiedenen Anteil der Schwankungen der Temperatur, ganz wie die wirklichen Proxy-Daten.
    Mit der Hockeyschläger-Methode wurde dann versucht, aus diesen Pseudo-Proxys die Entwicklung der nordhemisphärischen Temperatur in

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