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Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung

Titel: Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kraus Hans von Storch
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müsse. So betonte man im Vorfeld der Veröffentlichung des Dritten Berichts in 2001 im IPCC die besondere Nützlichkeit gerade dieser Darstellung der Temperaturentwicklung – wie aus den illegal erworbenen und veröffentlichten E-Mails der Climategate-Affäre aus dem Jahr 2009 deutlich wurde (siehe Kapitel 5).
    Gerade unter Geowissenschaftlern, die sich auch mit der Geschichte des Klimas beschäftigen, opponierte man gegen die Konstruktion der Hockeyschlägerkurve. In konservativen Kreisen wurde die mittelalterliche Warmzeit als Faktum angesehen, und man sah nicht ein, dass man diese so ohne weiteres „abschaffen“ könne. Und natürlich rieben sich die Skeptiker des Klimadiskurses an der Hockeyschlägerkurve, da sie offenbar zum Symbol für den menschengemachten Klimawandel, für die Klimakatastrophe schlechthin aufgebaut wurde. Wenn es gelänge, den Hockeyschläger als „falsch“ zu enttarnen, würde die ganze Hypothese zusammenbrechen, so die Vorstellung in skeptischen Kreisen. Eine in Anbetracht der öffentlichen Instrumentalisierung der Kurve konsequente Haltung, die jedoch die vielfältigen Indizien, die unabhängig von ihr auf die Gültigkeit der Hypothese der erheblichen Wirkung von Treibhausgasen verwiesen, vollkommen unberücksichtigt ließ. Doch das IPCC hatte nun einmal die Logik des einen, alles überstrahlenden Symbols vorgegeben, um, wie wir vermuten, kurzfristige politische Erfolge zu erzielen. Keine kluge Entscheidung, wie wir noch sehen werden.
Die Hockeyschlägerdebatte: Verlauf und Konfliktlinien
    In der Folge entwickelten sich an mehreren Fronten heftige Auseinandersetzungen um den Hockeyschläger, die zum Teil erbittert und mit allen Mitteln geführt wurden und an Kampfeinsatz einem kanadischen Eishockeymatch in nichts nachstanden. Für die beteiligten Wissenschaftler stand nicht mehrund nicht weniger als ihre Reputation auf dem Spiel, auch wenn kaum mehr jemand dem Verlauf der Debatte folgen konnte.
    So stellten an der wissenschaftlichen Front einige Kollegen fest, dass ihre Ergebnisse nicht zu dem passten, was von der Autorität des IPCC als Wahrheit über den Ablauf der Temperaturentwicklung dargestellt wurde. Insbesondere diejenigen Wissenschaftler sind zu nennen, die aus der Temperaturverteilung in Bohrlöchern auf vergangene Temperaturzustände schlossen. Im Gegensatz zu den Proxy-basierten Schätzungen, die eine empirisch begründete Transformation der Proxy-Daten in Temperaturen benötigen und somit eine Reihe nicht immer explizit gemachter Annahmen vornehmen müssen, werden in Bohrlöchern wirklich Temperaturen gemessen. Diese sind je nach Tiefe über die Zeit „verschmiert“ – d. h., je tiefer man kommt, desto mehr wird ein zeitlich gewichtetes Mittel über längere Zeiträume dargestellt. Das Problem war, dass die Bohrlochtemperaturen etwa in der „kleinen Eiszeit“ um 1700 herum deutlich tiefer lagen als jene, die die Hockeyschlägerkurve vorgab. Der Anstieg im 20. Jahrhundert stimmte gut mit den Thermometerdaten überein, aber das historische Niveau war niedriger.
    Mit anderen Worten: Die Kelle des Hockeyschlägers passte, aber nicht der Griff. Das förderte den Verdacht, dass das Fehlen einer mittelalterlichen Warmphase in der Hockeyschlägerkurve ein Problem der Methode repräsentierte. Inzwischen deutet sich an, dass die mittelalterliche Warmphase tatsächlich kein globales Phänomen war, das sich in einer global gemittelten Temperatur zeigt, sondern ein regionales in Europa. Aber wie es in der Wissenschaft so ist: Auf die Gültigkeit der Methode kommt es an, und Ergebnisse, die mit zweifelhaften Methoden erzielt werden, zählen bestenfalls als Hypothesen. Das IPCC jedoch hatte die Hypothese vorschnell zum Faktum erklärt.
    Für die Wissenschaft ist eine solche Diskrepanz üblicherweise kein besonderes Problem, weil sie dafür sorgt, dass einefalsche Hypothese keine lange Halbwertszeit hat. Bei der Hockeyschlägerkurve kam aber ein erschwerender Umstand hinzu: Der Hauptautor der entsprechenden Studie, bzw. ein enger Kollegenkreis um ihn herum, wurde fast in allen verwandten Fällen als Gutachter von Untersuchungen mit abweichenden Ergebnissen eingesetzt. Exakt die Autoren, die die Hockeyschlägerkurve in die Welt gesetzt hatten, befanden nun über Studien, die ihre eigene Arbeit in Frage stellten – und beurteilten diese stets als unglaubwürdig und methodisch problematisch. Kurz: Sie sorgten dafür, dass sie nicht oder nur eingeschränkt veröffentlicht wurden. Man

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