Die Klimafalle - die gefährliche Nähe von Politik und Klimaforschung
der Klimamodellrechnung, die ja als Modellergebnis bekannt war, zu rekonstruieren. Es stellte sich heraus, dass dies nicht gelang; vielmehr wurden längerfristige Schwankungen viel zu schwach dargestellt. Das Ergebnis wurde im Jahr 2004 in Science veröffentlicht, aus irgendeinem Grunde unbemerkt von den Torwächtern der Hockeyschlägerkurve.
Später stelle sich heraus, dass die Hockeyschläger-Methode bei den Simulationen von Hans von Storch und seinem Team nicht ganz wie bei Mann & Co. implementiert worden war. In der Originalstudie zum Hockeyschläger wurde die Transferfunktion, die Temperatur und Proxys verbindet, aus den gleichzeitig vorliegenden Temperatur- und Proxy-Daten des Zeitraums 1880 bis 1980 bestimmt. In dieser Zeit zeigen beide Zeitreihen von Proxys und von Temperaturen einen erheblichen Trend, was eine statistische Analyse weitgehend ad absurdum führt. Daher wurden in der Simulationsstudie die Trends herausgenommen und der Zusammenhang aus dengemeinsamen Schwankungen abgeleitet. 34 Tatsächlich wurde der Trend bei dem Original-Hockeyschläger nicht abgezogen. Um hier eine größere Ähnlichkeit herzustellen, wurde die Simulationsstudie wiederholt, diesmal ohne Abzug der Trends. Das Resultat verbesserte sich daraufhin, zeigte aber wieder die ursprünglichen Defizite, sobald die hinzugefügten Zufallszahlen etwas realistischer vorgegeben wurden.
Die Hockeyschläger-Methode hatte sich als fehlerhaft herausgestellt, was natürlich kein Beweis war, dass die Temperaturentwicklung wesentlich vom Hockeyschläger abwich. Aber in der Wissenschaft ist es üblich, Vertrauen in eine Behauptung aus der Robustheit der Methode hinter dem Resultat abzuleiten und nicht aus dem Resultat selbst.
Zwei andere Zugänge zur Überprüfung der Hockeyschlägerkurve waren in Skeptiker-Kreisen zu verorten. Da gab es eine Gruppe, die im Geiste Christian Morgensterns argumentierte, dass „nicht sein kann, was nicht sein darf“. Da jeder wisse, dass es die mittelalterliche Warmzeit gab, und die Hockeyschlägerkurve keine solche Warmzeit zeigt, müsse sie konsequenterweise falsch sein. In einer berühmt gewordenen Studie aus dem Jahr 2003 wurden viele Analysen von Paläodaten auf warme Perioden im 11. und 12. Jahrhundert hin durchgesehen – und auch eine Menge gefunden. Dummerweise aber nicht zur gleichen Zeit und auch noch in verschiedenen Teilen der Welt, die bekanntlich viel größer ist als die einzelnen Gebiete, in denen es historische Wetteraufzeichnungen und Wetterindikatoren im Mittelalter gab. Wir kommen auf diesen Fall noch zurück.
Der andere Zugang war der eines neugierigen Individuums: Steve McIntyre, der in seiner beruflich aktiven Zeit als Experte für eine Minengesellschaft gelernt hatte, dass man wirklich hohe Investitionen erst dann tätigt, wenn Evidenz für die Profitabilität von diversen Experten festgestellt worden ist – und zwar nicht nur von den Freunden des Projekts, sondern auch seinen Opponenten. Riesige Investitionen in die Klimaschutzpolitik machten seiner Meinung nach auch eineÜberprüfung der Hockeyschlägerdaten durch unabhängige Analytiker notwendig. Also bat er um die Daten und die Codes der Verfahren, besser gesagt, er forderte sie an – immerhin gibt es in den USA und Großbritannien die „Freedom of Information Acts“ und somit auch ein Recht auf Einsicht. Um es kurz zu machen: Er bekam Daten und Codes dennoch nicht, jedenfalls nicht vollständig. Wo andere verbittert aufgegeben hätten, erwies sich McIntyre als hartnäckiger. Er fand Merkwürdigkeiten, entdeckte und publizierte eine methodische Unsauberkeit, die aber vermutlich keine Folgen für das Ergebnis hatte. Der Nachweis, dass die Hockeyschlägerkurve falsch ist, gelang ihm nicht wirklich – auch wenn nicht alle seine Fragen, etwa die nach der besonderen und unangemessenen Wichtigkeit einer speziellen Baumgruppe für das Ergebnis der Rekonstruktion, beantwortet wurden.
Letztlich wurde McIntyre vom wissenschaftlichen Mainstream einfach weggebissen, möglicherweise in einem Akt falsch verstandenen Korpsgeistes und in Unterstützung der guten Sache der „richtigen“ Klimapolitik, zumal McIntyre offen mit Skeptikern und Leugnern sympathisierte und damit auf der „falschen“ Seite stand. Es hätte der Sache sicher wesentlich besser getan, wenn man ihn hätte gewähren und die vielen Schritte im Detail nachgehen lassen. Stattdessen spricht die immerhin ehrliche, aber indiskutable Antwort eines britischen Mitglieds des
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