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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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die
Situation peinlich wurde. „Die Zeit drängt.“
    „ Ihr habt recht, Dietrich.
Und ich muß wohl wieder nach Männerart reiten? Eines
Ritters Sattel ist schließlich kein Damensitz.“
    Dietrich nickte.
„Ja. Verzeiht, wenn es Euch unangenehm ist, aber es geht nicht
anders.“
    Sie lachte leise
auf. „Ihr braucht Euch doch nicht zu entschuldigen. Langsam
finde ich Geschmack an dieser Art zu reiten! Man sitzt sicher im
Sattel und hat das Pferd besser in der Hand. Ich muß schon
sagen, die Männer haben es hier bedeutend bequemer als wir armen
Frauen, nicht wahr?“
    „ Mag sein“,
entgegnete Dietrich wortkarg. Er wollte der bissigen Zofe, die das
Gespräch mit anhörte, keine Gelegenheit mehr geben, ihn
noch einmal in Verlegenheit zu bringen.
    Als Gräfin Ida
endlich im Sattel saß und den kleinen Bernhard bei sich hatte,
gab Dietrich das Zeichen zum Aufbruch. Die größere Gruppe
verschwand in der Dunkelheit, während der winzige Gebirgsbach
Dietrich und sein Streitroß aufnahm. Er spürte, wie das
Wasser schon bald seine Stiefel durchnäßte, und ihm ein
unangenehmes Gefühl von Klammheit verursachte. Aber er biß
die Zähne zusammen und stapfte entschlossen bergauf, Titus, der
die Gräfin und Klein-Bernhard trug, am Zügel hinter sich
her führend.
    Sie waren bereits
eine Zeitlang unterwegs, als hinter ihnen jaulendes Hundegekläff
ausbrach. Dietrich blieb stehen und lauschte. Titus schnaubte leise.
    „ Was bedeutet das?“
fragte die Gräfin angstvoll.
    „ Das können nur die
Geroldsecker sein. Ihre Hunde haben wohl unseren Lagerplatz
entdeckt“, erwiderte Dietrich düster.
    Schweigend zogen sie
weiter auf dem nassen Pfad den Hang hinauf, begleitet vom Geräusch
des Waldbachs, der ihnen entgegenkam und dessen Wasser sanft
plätschernd zwischen den Beinen von Ritter und Roß
hindurch den Berg hinuntereilte. Dietrich achtete sorgfältig
darauf, daß Titus nicht aus dem Gebirgsbach heraustrat und so
eine Spur auf dem Waldboden hinterließ.
    Wider Erwarten kam
der Lärm der Verfolger nicht näher, sondern ebbte
allmählich ab, je weiter sich die Flüchtigen von ihrem
ursprünglichen Lagerplatz entfernten. Schließlich war
außer dem steten Murmeln des Bächleins nichts mehr zu
hören. Trotzdem stieg Dietrich immer weiter in dessen schmalem
Bett bergauf. Erst nach geraumer Zeit verließ er es und zog
Titus hinter sich her aufs Trockene. Vor ihnen im hellen Mondschein
lag jetzt eine kleine Lichtung.
    „ Sie haben sicher die Suche
für heute nacht aufgegeben“, erklärte Dietrich.
„Wahrscheinlich fürchten sie, uns in der Dunkelheit zu
verfehlen.“
    „ Meint Ihr, daß wir
sie abgeschüttelt haben?“ fragte Ida.
    „ Ich hoffe es. Die einzige
Spur, auf die sie stoßen werden, ist die von Giselbert und den
anderen. Das wird sie von uns wegführen, es sei denn...“
    „ Es sei denn, was?“
    Eine Eule strich
lautlos über die Lichtung. Dietrich blickte ihr nach, wie sie
ins Waldesdunkel eintauchte. „Wenn sie genügend Hunde
haben, könnte es sein, daß sie sich teilen.“
    „ Was bedeutet das für
uns?“
    „ Nun, wenn sie auf das
Lager gestoßen sind, dann finden ihre Hunde natürlich auch
den Platz am Bachlauf, wo wir uns trennten. Wenn ich die Bande
anführte, würde ich auf jeden Fall zwei Mann mit Hunden
bachaufwärts schicken, auf jeder Seite einen.“
    „ Aber da wir nirgends das
Wasser verlassen haben, finden sie doch unsere Fährte nicht!“
    „ Doch, das könnten
sie“, entgegnete Dietrich in nachsichtigem Ton. „Die
Verfolger wüßten in diesem Fall, daß wir nicht ewig
den Wasserlauf benutzen werden, sondern uns schließlich wieder
auf fester Erde fortbewegen müssen. Wie sollten wir sonst unser
Ziel erreichen, das ja nicht irgendwo da oben in der Wildnis liegt?
Also brauchen sie nur lange genug an dem Wasserlauf entlang zu gehen.
Auf diese Weise werden die Hunde schließlich auf die Stelle
stoßen, wo wir das Bachbett wieder verlassen haben.“
    „ Aber glaubt Ihr wirklich,
daß diese Kriegsleute so weit denken?“ fragte die Gräfin
skeptisch.
    "Ich weiß
es nicht, Gräfin. Der Geroldsecker wird kaum die Dümmsten
losgeschickt haben. Andererseits ist es natürlich gut möglich,
daß keiner von ihnen überhaupt auf den Gedanken kommt, daß
wir uns vom Rest unserer Gruppe abspalteten und einen völlig
anderen Weg eingeschlugen."
    Dietrich sah sie an
und schwieg. Ihr Gesicht war in dem milden Mondlicht deutlich zu
erkennen. Da er im Schatten stand, bereitete es ihm ein

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