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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Vorsprung ausreichte, ließ sich daher
zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht beantworten.
    Schweigend schlug
Dietrich die Richtung ins Tal ein. Mit dem schlafenden Knaben im Arm
und dicht gefolgt von der Gräfin, tastete er sich vorwärts.
Titus folgte ihnen mit einer Selbstverständlichkeit, als wüßte
der Rappe, daß dies so sein mußte. Bald lag die
verträumte Lichtung und mit ihr die weiche Stimmung, die die
beiden Erwachsenen dort empfunden hatten, hinter ihnen. Das
Waldesdunkel nahm sie auf und beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit,
während sie sich vorsichtig zwischen den Bäumen den Hang
hinabtasteten.
    Ohne Zwischenfall
gelangten sie schließlich in die Nähe der Talsohle, aus
der das Rauschen des Flusses heraufklang. In der einsetzenden
Morgendämmerung war zu sehen, daß zahlreiche Eschen den
dunklen Tannenwald der Berge abgelöst hatten. Bald erklangen,
zuerst zögernd und noch verschlafen, die ersten Vogelstimmen im
Schimmer des erwachenden Tages.
    So schnell, wie
Dietrich geglaubt hatte, sollten sie jedoch ihr Ziel nicht erreichen.
Wild wucherndes, undurchdringliches Erlengehölz, das sich vom
Flußufer ein Stück weit den Hang hinaufzog, versperrte
ihnen plötzlich den Weg. Dietrich sah sich gezwungen, mit seinen
Schützlingen vorsichtig quer auf dem zusehends steiler
abfallenden Gelände entlangzugehen, um das Hindernis zu umgehen.
    Endlich stießen
sie nach einer halsbrecherischen Kletterei oberhalb einer Ansammlung
von Schwarzpappeln und Grauweiden auf einen schmalen Wildpfad, auf
dem sie zu jenem Bergvorsprung gelangten, der als Treffpunkt
ausgemacht war. Es war eine breite Felsflanke, die aus dem Hang
herausgewachsen schien. Sie war etwa siebzig Ellen lang und
vielleicht zehn Ellen breit und brach an ihrem Ende senkrecht ab. Am
flußseitigen Fuße des Felsabsturzes schäumten die
ungebärdigen Wassermassen der Künzig, während die zum
Tal gewandte Seite mit schütterem Gras bewachsen und leicht zu
ersteigen war.
    Oben auf dem Plateau
des ungefähr zehn Ellen hohen Felsens hielt Dietrich an. Der
hochgehende Fluß beschrieb hier einen weiten Bogen, und seine
Fluten brandeten tosend gegen das wie dunkles Eisen glänzende
nasse Gestein.
    Es war inzwischen
heller Morgen. Der Himmel spannte sich in lichtem Blau über die
dunklen Schwarzwaldhöhen. Dietrich, der den Knaben jetzt Ida
überließ, ging zum Ende des Felsvorsprunges, wo er das in
Ost-West-Richtung verlaufende Tal bis zu den weiter entfernten Bergen
überblicken konnte. Von Roland und der Zofe war noch nichts zu
sehen. Als er zurückkam, meinte er: „Wir werden hier auf
Bertha und den Knappen warten. Ihr könnt Euch eine Weile
ausruhen.“
    Der Knabe machte
sich bemerkbar. „Mama, ich habe Hunger.“
    Ida nahm ihren Sohn
bei der Hand und setzte sich mit ihm auf einen vom Sturm umgerissenen
Baumstamm.
    „ Du mußt dich
gedulden, mein Lieber“, sagte sie sanft und drückte den
Jungen an sich. „Es wird noch eine Weile dauern, aber sobald
Giselbert mit dem Saumroß bei uns ist, bekommst du zu essen,
soviel du willst.“
    „ Ich will aber jetzt
essen“, sagte Bernhard eigensinnig.
    Dietrich ließ
sich neben den beiden nieder. Ida sah ihn an und hob die Augen in
gespielter Verzweiflung zum Himmel. Er schmunzelte und wandte sich an
den Knaben. „Du willst doch ein tapferer Ritter werden, nicht
wahr?“
    Bernhard sah ihn mit
großen Augen an, als müßte er überlegen, und
nickte dann. „Jetzt habe ich aber trotzdem Hunger.“
    „ Ein Ritter geht auf die
Jagd und besorgt sich so sein Essen“, entgegnete Dietrich.
„Wenn du das nicht willst, müssen wir eben alle drei
warten, bis Giselbert da ist.“
    Der Kleine sah
zuerst den Ritter ungläubig an, dann seine Mutter, und
schließlich legte er den Kopf an ihre Brust. „Dietrich
macht Spaß, oder?“
    „ Schlaf noch ein bißchen“,
entgegnete Ida lächelnd. „Und wenn du aufwachst, ist das
Essen da.“
    Mit dieser Antwort
schien der Kleine sich in das Unvermeidliche zu fügen und machte
es sich bei seiner Mutter bequem. Hinter ihnen hatte Titus begonnen,
das auf der Felsflanke spärlich vorhandene Gras abzuknabbern.
Die beiden Erwachsenen warteten schweigend. Der Knabe war
eingeschlummert.
    Nach einiger Zeit
hob Titus den Kopf. Dietrich beobachtete, wie er in die Richtung
äugte, aus der er Roland und Bertha erwartete. Ein dunkler
Schatten tauchte unten im Gehölz auf, verhielt kurz und jagte
dann mit mächtigen Sätzen zu den Wartenden hinauf. Winselnd
umsprang Greif seinen Freund

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