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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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seltsames
Vergnügen, ihre an feines Porzellan erinnernden Züge
ungestört zu betrachten.
    Erst nach ein paar
Augenblicken löste sich der Bann, und er sagte: „Daß
sie auf den Gedanken kamen, unsere Fährte mit Hilfe von Hunden
aufzunehmen, zeigt jedenfalls, daß wir die Verfolger nicht
unterschätzen dürfen.“
    „ Ja, das stimmt wohl. Aber
was sollen wir denn jetzt tun? Wie soll es weitergehen?“
    Dietrich antwortete
nicht sofort. Die Nacht war vorangeschritten, und er dachte voll
Unbehagen an den Augenblick, da der Morgen grauen würde. Er war
sich sicher, daß die feindlichen Bewaffneten die Verfolgung
fortsetzen würden, sobald die Morgendämmerung dies
gestattete. Und bei Tag würden sie wesentlich schneller
vorankommen...
    „ Wir begeben uns von hier
aus hinunter in die Talaue“, beantwortete er nach einigem
Überlegen die Frage der Gräfin. „Dazu müßt
Ihr allerdings absteigen und zu Fuß gehen. Es ist nicht ratsam,
bei Nacht im Sattel zu bleiben, wenn es im Wald steil bergab geht.“
    Er hob zuerst den
Knaben vom Pferd, stellte ihn auf die Erde und half dann seiner
Mutter aus dem Sattel.
    Sie kümmerte
sich um ihren kleinen Sohn und ging vor ihm in die Hocke. Zärtlich
strich sie ihm das schwarze Haar aus der Stirn. „Was meinst du,
Bernhard, willst du ein bißchen zu Fuß gehen?“
    „ Ich weiß nicht - ich
bin doch so müde.“
    Sie nahm ihn in die
Arme. „Das kann ich mir denken. Es ist nicht einfach für
dich!“
    Dietrich sah voller
Ungeduld auf die beiden. „Wir dürfen keine Zeit verlieren,
Gräfin!“ drängte er.
    Sie sah ihn mit
einem Blick an, in dem sich Verständnis und Unwillen mischten.
„Mein Sohn braucht etwas Ruhe. Können wir nicht eine Weile
hier rasten?“
    „ Das geht leider nicht“,
antwortete Dietrich. „Bedenkt, daß wir den mühsam
errungenen Vorsprung einbüßen könnten, wenn wir uns
nicht beeilen.“
    Ida seufzte und
erhob sich. „Ihr habt ja recht. Aber es ist für mich als
Mutter nicht leicht, mein Kind solchen Strapazen aussetzen zu
müssen.“
    „ Das verstehe ich schon,
aber es hilft nichts. Wir müssen weiter, denn noch seid Ihr
nicht in Sicherheit.“
    „ Ihr aber auch nicht!“
entgegnete sie mit einem rätselhaften Lächeln. Verwirrt
beugte er sich zu Klein-Bernhard hinab und nahm ihn auf den Arm.
    „ Ich werde ihn tragen, bis
wir den vereinbarten Treffpunkt erreicht haben“, erklärte
er.
    „ Dann führe ich Euer
Pferd“, sagte Ida schnell entschlossen und griff nach den
Zügeln des Rappen.
    „ Oh, den braucht Ihr nicht
festzuhalten“, entgegnete Dietrich lächelnd. „Schlingt
nur die Zügel um den Sattelbogen, und ihr werdet sehen, Titus
folgt uns freiwillig.“
    „ Ein wundervolles Roß“,
sagte Ida. „So stark und furchtlos, und doch auch so sensibel!“
    „ Er
ist ein Normanne“, bemerkte Dietrich lächelnd. „Aber
in seinen Adern fließt auch arabisches Blut.“
    „ Es ist erstaunlich, daß
ein wackerer Kämpe wie Ihr sich so in die Tierseele einzufühlen
vermag. Das sieht man selten bei euch Kriegsleuten.“
    Ein wohlwollender
Blick streifte ihn und ließ ihn verlegen zur Seite sehen.
    „ Ihr mögt recht haben,
Gräfin. Vielleicht wäre es um uns Menschen besser bestellt,
wenn jeder die Tiere als Geschöpfe ansähe, die Gott uns
zwar zum Nutzen, nicht aber zum Schinden erschuf.“
    Ida sah ihn
unverwandt an, und ihre Augen glänzten im Mondlicht. „Ihr
seid ein guter Mensch, Dietrich.“
    Um die lästige
Befangenheit, die ihn ergriffen hatte, zu verbergen, wechselte er das
Thema. „Jetzt müssen wir aber aufbrechen! Wir setzen sonst
wirklich den Vorsprung vor unseren Häschern aufs Spiel.“
    Ida nickte, und in
dem ungewissen Mondlicht war ihm, als habe für einen Augenblick
ein spöttisches Lächeln ihren Mund umspielt. Doch das war
wohl eine Täuschung, denn sie raffte entschlossen ihre Kleider
und sagte: „Ihr habt recht. Gehen wir!“
    Dietrich versuchte,
in Gedanken abzuschätzen, an welcher Stelle sie im Tal ankommen
würden, wenn sie in schräger Richtung hangabwärts
stiegen. Irgendwo dort unten würden sie dann im Morgengrauen
Roland und Bertha treffen, wie es ausgemacht war, während
Giselbert eine Weile später zu ihnen stieße. Früher
oder später würden ihnen auch die Verfolger wieder auf den
Fersen sein, selbst wenn es gelungen sein sollte, sie eine Zeitlang
in die Irre zu führen. Denn zu guter Letzt trafen alle Fährten
an der Stelle zusammen, wo sie wieder vereint sein würden. Die
Frage, ob der gewonnene

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