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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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und
zurückgezerrt hätte.
    „ Hör
auf, uns im Weg herumzustehen!“ wies der Knappe den Wolfshund
mit gespielter Strenge zurecht. Das hielt jedoch Greif nicht davon
ab, sich noch zweimal als Dietrichs Badegenosse zu versuchen, bis
Roland ihn vor die Tür setzte. Von dort aus probierte der Hund
dann vergeblich, sich mit Kratzen, Knurren und zuletzt mit
schauerlichem Geheul wieder Einlaß zu verschaffen.
    „ Du
bleibst draußen“ schrie Roland. „Wenn du unbedingt
baden willst, dann spring in die Künzig!“
    Die
beiden jungen Burschen gingen Dietrich während seiner
Reinigungsprozedur zur Hand, indem sie ihm den Rücken
einseiften, heißes Wasser nachgossen und dafür sorgten,
daß weiteres Wasser erhitzt wurde und bereitstand.
    „ Das
ist eigentlich die Aufgabe dafür eingeteilter Jungfrauen“,
sagte Roland grinsend, während er seinem Herrn den Rücken
schrubbte. „Wenigstens sei das auf vielen Burgen so, sagt mein
Vater.“
    „ Und
warum schickt man mir dann zwei unreife Burschen zur Bedienung?“
    Roland
kicherte. „Meine Mutter hat darüber andere Ansichten. Als
mein Vater diese Badestube einrichten ließ, wollte er auch die
Sitte mit den Jungfrauen einführen. Aber als Mutter das erfuhr,
da hättet Ihr sie erleben sollen. Getobt hat sie wie eine Furie,
hat ihn einen Unhold geschimpft und gedroht, alle Jungfrauen von der
Burg zu verbannen.“
    Dietrich,
der sich mit Seife eingeschäumt hatte, die Rolands Vater aus
Genua bezog, ließ sich den Schaum von dem zweiten Knappen mit
einem Kübel voll handwarmen Wassers abspülen. „Und -
hat sie sie verbannt?“
    „ Das
war nicht nötig“, sagte Roland lachend. „Wie Ihr
seht, verzichtete mein Vater auf die Jungfrauen im Bade!“
    „ Man
kann den Standpunkt deiner Mutter verstehen“, meinte Dietrich
mit einem Grinsen, das seine Worte Lügen strafte. Er wurde
jedoch gleich wieder ernst, nachdem ihm zu Bewußtsein kam, daß
er gegenüber den beiden Jünglingen das Gesicht zu wahren
hatte.
    „ Nicht
alles, was wir aus dem Morgenlande übernommen haben, paßt
auch für uns“, sagte er streng. Er stieg aus der Wanne,
ließ sich in ein Badetuch hüllen und fuhr im selben Ton
fort: „Wir sind schließlich keine Narren, die alles, was
aus der Fremde kommt, nachäffen müssen. Die Einrichtung, zu
baden, ist eine gute Sache, denn Wasser ist überall gleich. Aber
die Sitten fremder Länder braucht man nicht unbedingt zu
übernehmen, wenn sie mit den eigenen Gebräuchen nicht in
Einklang stehen!"
    Während
die beiden Knappen ihn trockenrieben, setzte Dietrich seine
Moralpredigt fort. „Manches paßt eben nicht für uns.
Nein, Roland, es war richtig, daß deine Mutter gegen diese lose
Sitte eingeschritten ist.“
    Er
sah nicht, wie sein Knappe feixte und der andere Page Mühe
hatte, nicht laut herauszuplatzen.
    Inzwischen
wurde der Große Saal der Husenburg unter den kritischen Blicken
Konrads festlich geschmückt. Diener und Pagen behängten die
Wände mit Teppichen. Es waren einige kostbare Stücke
darunter, die mit Seide und Gold durchwebt waren. Auf dem mit
Hartholzdielen belegten Boden der Halle breiteten die Diener
ebenfalls Teppiche aus, die sie mit getrockneten Blüten
bestreuten. Die auf der Innenseite angebrachten Klappläden der
Fenster wurden verschlossen, um die Kühle des Aprilabends
abzuhalten. An der gegenüberliegenden Wand, auf einem etwas
erhöhten Podest, bauten die Diener die Festtafel auf. Dazu
wurden lange Bretter auf Holzböcke gelegt und mit Tischdecken
aus weißem Leinen bedeckt, die fast bis zum Boden herabhingen.
Es wurden Stühle mit hohen Lehnen hereingetragen und entlang der
Wand an der Herrschaftstafel aufgestellt.
    Nahe
der gegenüberliegenden Wand wurde eine weitere Tafel aufgebaut.
Sie war für jene Bediensteten, die das Gesinde beaufsichtigten,
und für die Unterführer des Kriegsvolkes gedacht und war
nicht erhöht. Als Sitzgelegenheit dienten hier einfache
Holzbänke, die man nacheinander hereinschaffte.
    Die
Kerzen der von der Decke herabhängenden eisernen Radleuchter
wurden entzündet, ebenso jene der auf der Herrschaftstafel
stehenden silbernen Kerzenhalter. Ein Page entfachte ein Feuer in dem
riesigen Kamin, der die Stirnseite der Halle beherrschte. Die von der
Feuerstelle ausgehende Wärme reichte nicht weit in den Raum
hinein. Das Ganze sollten an diesem Abend auch mehr dazu dienen,
durch die prasselnden Flammen bei den Gästen ein Gefühl der
Gemütlichkeit zu erzeugen.
    Nachdem
alles vorbereitet war, dauerte es

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