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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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er
sich in seiner kindlichen Unbekümmertheit nicht dem Rand des
schwankenden Gefährts näherte.
    Als
Giselbert mit den beiden Pferden herangekommen war, gab es zunächst
ein Problem. Während der Zelter sich willig an Bord führen
ließ, stemmte das Saumroß störrisch die Beine in den
Ufergrund und weigerte sich, die in den Fluten der Künzig
schaukelnde Fähre zu betreten. Der sonst so gelassene Giselbert
wurde angesichts der Widerspenstigkeit der Kreatur hitzig und
versuchte, das Tier mit groben Worten und einem Schlag auf die Kruppe
anzutreiben. Das führte jedoch nur dazu, daß es noch
eigensinniger wurde und stocksteif jeden Gehorsam verweigerte. Der
Kriegsknecht begann zu fluchen und holte erneut zum Schlag aus.
    „ Laß
das sein, Giselbert!“ rief Dietrich. „So bringst du das
Tier nur noch mehr gegen dich auf. Hier nimm und paß auf diesen
Gaul auf.“
    Er
warf ihm die Zügel des Zelters zu, den er bisher festgehalten
hatte und der jetzt ebenfalls nervös zu werden drohte. Giselbert
sprang auf die Plattform und packte das Roß am Halfter. Sie
wußten beide, daß das letzte, was sie auf der in den
Wellen tanzenden Fähre brauchen konnten, wildgewordene Pferde
waren. Indessen war Dietrich ans Ufer getreten. Da er nun beide Hände
frei hatte, zog er das Saumroß sachte, aber mit
unwiderstehlicher Kraft nahe zu sich heran. Dazu sprach er beruhigend
auf das Tier ein, so daß es nach einer Weile zögernd
nachgab und sich schließlich ohne jede Gewalt an Bord führen
ließ.
    Dietrich
grinste, als er sah, wie Giselbert den Kopf schüttelte.
    „ Ihr
habt wahrhaftig eine Engelsgeduld mit diesen Viechern“, sagte
der Kriegsknecht verblüfft. „Mir wäre längst der
Kragen geplatzt.“
    „ Man
muß nur wissen, was für den Augenblick am besten
fruchtet“, entgegnete der Ritter lachend. „Manchmal nützt
rohe Gewalt, ein andermal sind solch eigensinnige Tiere für
Schmeicheleien empfänglich!“
    Indem
Dietrich nun auch den Zelter wieder übernahm und die Rosse so
auf der Fährenplattform postierte, daß er beide unter
Kontrolle hatte, entging ihm, daß die beiden Frauen über
ihn miteinander tuschelten.
    „ Ist
es nicht sonderbar“, flüsterte Ida beeindruckt, „daß
dieser Mann, der im Kampf eine so furchtbare Klinge schlägt,
soviel Gefühl für Tiere aufzubringen vermag?“
    „ Nicht
nur für Tiere“, entgegnete ihre Zofe anzüglich.
    „ Sei
nicht albern, Bertha!“
    „ Albern?
Nein, aber man hat Augen im Kopf.“
    „ Vielleicht
sind deine Augen genauso schlecht wie deine Manieren!“ Unwillig
wandte die Gräfin sich ab, während Bertha sich ein
boshaftes Lächeln nicht verkneifen konnte.
    Der
Transport von Mensch und Tier über den hochgehenden Fluß
verlief letztlich ungestört, und weitere dramatische Situationen
blieben zur Erleichterung der geplagten Reisenden aus.
    *
    Am
Nachmittag befand sich Dietrich mit seiner Schar endlich auf der
Husenburg und damit vorläufig in Sicherheit. Hier erfuhren sie,
daß ihr Versuch, die Burgbesatzung durch Greifs abenteuerlichen
Botengang auf ihre Notlage aufmerksam zu machen, ein Fehlschlag war.
Die Wächter hatten den Hund erst im Morgengrauen vor der Burg
bemerkt, wie Dietrich es vorausgesehen hatte. Weiter wurde ihm
berichtet, man habe zwar Idas Beutel mit dem Ortenburger Wappen, der
dem Hund umgebunden war, samt Inhalt sofort entdeckt und daraus
geschlossen, daß es sich um einen Hilferuf handle. Aber da
niemand wußte, in welche Richtung man einen Rettungstrupp
schicken sollte, habe man sich zunächst darauf beschränkt,
die Fahne der Ortenburg zu hissen. Dies um anzuzeigen, daß Hund
und Botschaft angekommen seien, man jedoch auf weitere Lebenszeichen
warte. Erst als Roland eintraf, habe man erfahren, was los war, und
sofort gehandelt.
    Ida
begab sich zusammen mit ihrer Zofe in die Badestube der Burg, wo
beide nach den Strapazen der Reise Entspannung fanden. Dietrich indes
wurde in den Rittersaal geleitet. Hier warteten bereits der Burgherr
Werner von Husen, dessen Waffenmeister Heinrich und Bruder Ambrosius,
der Mönch und Seelsorger der Burg, auf ihn. Sie waren sichtlich
begierig auf den Bericht des Besuchers über den Grund und die
jüngsten Geschehnisse der Reise.
    Werner
von Husen, ein Mann von neunundvierzig Jahren und gut einen Kopf
kleiner als Dietrich, hörte aufmerksam zu, als der Gast seinen
gespannt lauschenden Zuhörern die dramatischen Ereignisse in
knappen, nüchternen Worten schilderte.
    Der
Burgherr war von gedrungener Gestalt, und

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