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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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ihrer
Zähne freigab, dann fühlte man sich an die Wärme eines
lichten Frühlingsmorgens erinnert. Gekleidet war sie in ein
zartrosa Obergewand mit einem spitz zulaufenden Ausschnitt, der
gesäumt war von einem Band mit mäanderartigem Farbmuster.
Darunter lugte der Rand eines seidenen weißen Untergewands
hervor und umrahmte ihren schlanken, alabasterfarbenen Hals.
    Wenn
ihr beleibter Tischnachbar in der Mönchskutte nicht gerade seine
Späße machte, zu denen sie zwar höflich, aber
zurückhaltend lächelte, ließ sie ihre Augen hin und
wieder die Tafel entlangschweifen. Dabei wäre einem aufmerksamen
Beobachter aufgefallen, das ihre Blicke meistens für ein, zwei
Wimpernschläge an Dietrich hängen blieben. Auf ihrer
rechten Seite hatte sie Hilde, die erste Kammerfrau der Burgherrin,
zur Nachbarin, die schweigsam am Tisch saß und für die
Späße des Mönches höchstens ein müdes
Lächeln übrig hatte. Ihr zur Rechten durfte Roland sich
niederlassen, der gleichzeitig den letzten Platz auf dieser Seite
einnahm. Neben ihn hatte sich des Knappen schwarzer Wolfshund wie
selbstverständlich hingesetzt. Mit gespannter Aufmerksamkeit
beobachtete Greif das Treiben um sich herum. Es schien, als wüßte
er aus Erfahrung, daß in Kürze die Tafel vor seiner Nase
mit prächtig riechenden Sachen beladen werde und für ihn
auf jeden Fall eine ordentliche Portion abfiele.
    Kurioserweise
war auch einem der Zweibeiner anzusehen, daß er begierig der
Speisen harrte, die bald aufgetischt würden: Dem Mönch
Ambrosius war die heiße Erwartung der kommenden Genüsse am
Gesicht abzulesen, denn die Ungeduld hatte ihm bereits Schweißtropfen
auf die Stirn getrieben.
    Endlich
begannen zwei Pagen, jedem Gast eine ordentlich dicke Scheibe alten
groben Brotes abzuschneiden. Die Brotscheiben dienten als Unterlage,
auf die man die Speisen legte. Sie würden später an die
Armen verteilt werden, die in der Hoffnung auf Almosen häufig
die Burg aufsuchten.
    Der
Hausherr ließ auffahren, was Küche und Keller aufzubieten
hatten, und das war nicht wenig. Da gab es frischen
Wildschweinbraten, am Spieß gebratene Hühner mit
Pfeffersoße, Hammelbraten, gefüllte Wildente mit
Nelkensoße, mit Hühner- und Taubenfleisch gefüllte
Pasteten und gebratene Karpfen. Dazu wurden Brot und, als eine
Besonderheit der Husener Burgküche, knusprige Brezeln gereicht,
zusammen mit in Milch gekochten Bohnen. Niemand zählte die
Kannen voll Weines, mit dem die bereitstehenden Becher der Gäste
gefüllt wurden und der nach und nach die Stimmung hob.
    Dietrich,
an diesem Abend aller kriegerischen Pflichten ledig, beschäftigte
sich mit wachsendem Eifer damit, seiner Tischnachbarin Ida die besten
Happen aus ihrer beider Schüssel zu überlassen, indem er
sie, wie es Sitte war, eigenhändig damit fütterte. Die für
ihn willkommene Gelegenheit, sich ausgiebig der jungen Gräfin zu
widmen, fiel zunächst nicht weiter auf. Denn sowohl die Schüssel
mit den gereichten Speisen, als auch den Trinkbecher teilten sich,
ebenfalls der Sitte gemäß, immer zwei Personen. So war es
scheinbar ein Akt der Höflichkeit, wenn er mit seinem Eßmesser
das Fleisch für beide in kleine Stücke schnitt, Pasteten
halbierte und hin und wieder einem der Diener befahl, den Becher zu
füllen.
    „ Paßt
auf, daß Ihr nicht zu kurz kommt!“ kicherte die Gräfin
vergnügt.
    Er
lachte und steckte ihr ein Stück Taubenpastete in den Mund.
„Hier, das wird Euch eine Weile beschäftigen, und ich habe
Zeit, auch meinen knurrenden Magen zu besänftigen!“
    Zwischendurch
konnte es geschehen, daß etwas ihn am Bein knuffte, und wenn er
hinunter sah, erblickte er einen schwarzen Hundekopf, der in
Schrägstellung darauf wartete, daß die gute Sitte der
Fütterung auch an ihm vollzogen werde. Da Greif sich dabei auch
an die Gräfin heranmachte, waren ihm doppelte Portionen sicher,
die er jeweils mit einer Eile verschlang, als fürchte er, sonst
nicht genug der leckeren Happen zu erwischen. Und da er offenbar
spürte, wie sein Erscheinen die Ausgelassenheit des Paares stets
vergrößerte, wurden seine Besuche bei den beiden immer
häufiger.
    Werner
von Husen, der Tischnachbar zur Rechten Idas, freute sich über
die gute Laune seiner Schwägerin und ihres Beschützers,
ohne im geringsten zu ahnen, was sich da anbahnen mochte. Und während
die Diener hin und wieder für Nachschub bei den Speisen sorgten,
wurde die allgemeine Stimmung unter den Gästen immer lustiger.
Derbe Späße flogen vor allem an der

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