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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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seinem Knappen teilte.
    Aber
nur wenige Stunden Schlaf waren ihnen vergönnt. Im Morgengrauen
schreckte das Horn des Torwächters die Burgbewohner aus dem
Schlummer. Verwundert erhob sich Dietrich von seinem Lager und
wappnete sich notdürftig. Automatisch ergriff er die
lederbezogene Scheide mit dem Schwert und verließ eilig die
Kemenate. Draußen stieß er auf den Burgherrn und dessen
Waffenmeister. Ohne viele Worte zu wechseln, hasteten sie gemeinsam
zur Ringmauer.
    Als
sie den Wehrgang hinter den Zinnen betraten, sahen sie knapp
unterhalb der Burg im ersten Licht des Tages die Helme von mindestens
vierzig schwerbewaffneten Berittenen blinken. Eine leichte Brise
bewegte das rotweiß gestreifte Banner des Geroldseckers in der
kalten Morgenluft. Das Schnauben der Rosse, deren Atem gleich
Rauchsäulen vor den Tieren aufstieg, drang an das Ohr der Männer
hinter den Zinnen.
    „ Ein
stattliches Kriegsvolk, das der Geroldsecker da aufbietet“,
sagte Dietrich grimmig. „Urban hat also nicht vor, seine
Absichten aufzugeben! Ob er selbst den Kriegshaufen anführt oder
seinen Sohn wieder geschickt hat?“
    „ Aber
Egeno ist doch verwundet!“ sagte Werner von Husen erstaunt und
schüttelte verständnislos den Kopf. Niemand ging jedoch auf
seine Bemerkung ein. Inzwischen hatte sich Giselbert zu den dreien
gesellt, und zu gleicher Zeit erschien auch Roland auf der Mauer.
    „ Das
sieht nach Ärger aus, Herr“, sagte Waffenmeister Heinrich
düster. „Ich glaube fast, die beabsichtigen, unsere Burg
zu berennen!“
    Werner
von Husen stieß ein gekünsteltes Lachen aus. „Laßt
sie es nur versuchen! Sie werden sich die Zähne an unseren
Mauern ausbeißen, das ist gewiß.“
    „ Da
bin ich anderer Ansicht“, sagte Dietrich gedehnt.
    „ So,
so“, entgegnete der Burgherr in überheblichem Ton. „Glaubt
Ihr vielleicht, das Kriegsvolk da unten könnte unsere Burg
brechen?“
    „ Damit
wird es der Geroldsecker wohl nicht eilig haben. Ich an seiner Stelle
würde die Burg belagern und warten, bis Euch die Nahrungsvorräte
ausgehen.“
    „ Pah,
da können sie lange warten!“
    „ Glaubt
Ihr? Vergeßt nicht, der Winter war lang, und mit dem, was Ihr
übrig habt, müßt Ihr noch eine Weile auskommen. Durch
die Belagerung wäre die Burg von allem Nachschub abgeschnitten.
Was wollt Ihr tun, wenn der Geroldsecker im Sommer Eure Felder
verwüstet und die Hütten Eurer Bauern niederbrennt?“
    „ Ach,
das wird nicht geschehen. So ein Wüterich ist Urban von
Geroldseck nicht!“ Der besorgte Blick, den Werner von Husen
Dietrich zuwarf, strafte jedoch seine hoffnungsfrohen Worte Lügen.
    „ Urban?"
entgegnete Dietrich stirnrunzelnd. "Macht ihn doch nicht besser,
als er ist! Man sagt, daß er kein Erbarmen kennt, wenn ihm
jemand im Wege steht. Er scheute ja auch nicht davor zurück, uns
seinen Sohn Egeno mit einer Kriegshorde auf den Hals zu hetzen. Habt
Ihr das schon vergessen?
    „ Sie
nähern sich dem Tor“, warf Heinrich ein. „Sollen wir
nicht zum Torhaus gehen und uns anhören, was sie begehren?“
    Werner
von Husen warf seinem Waffenmeister einen unsicheren Blick zu. Es war
ihm anzusehen, daß ihn Dietrichs eisige Antwort nachdenklich
gemacht hatte. Doch dann besann er sich, daß er als Herr der
Burg Entschlossenheit zeigen mußte. Mit theatralischer Gebärde
wies er nach vorne und versuchte seiner Stimme einen festen Klang zu
verleihen: „Auf, Männer, gehen wir und hören uns an,
was die Eindringliche von uns wollen.“
    Sie
eilten zusammen den Wehrgang entlang und schlüpften dort, wo die
Mauer an die Längswand des Torbaues stieß, durch eine
kleine Tür in dessen Inneres. Die Torhalle war innen bis zum
Boden offen, um das freie Spiel der Schwungruten* zu gewährleisten.
Die Balken ruhten jetzt, bei geschlossener Zugbrücke, in zwei
senkrechten Mauerschlitzen. Ein umlaufender hölzerner Wehrgang,
jeweils in Höhe der Balkenschlitze durch einen schmalen
Zwischenraum unterbrochen, ermöglichte es, von einer Seite der
Torhalle auf die andere zu wechseln.
    *[Schwungruten
= Zugbalken für die Brücke.]
    Durch
zwei sich nach außen verjüngende Schießscharten
drang ein wenig Helligkeit ins Innere des Gebäudes. Im
Dämmerlicht sahen die eintretenden Männer den Torwächter
an der ihnen zunächst befindlichen Schießscharte stehen
und hinausspähen. Der Waffenmeister schob ihn wortlos beiseite
und warf einen Blick nach draußen.
    „ Sie
tummeln ihre Rosse an der Stelle, wo der Burgweg eng wird“,
berichtete er. „Jetzt

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