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Die Klinge des Löwen 01

Die Klinge des Löwen 01

Titel: Die Klinge des Löwen 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Ihr immer noch, eine Weiterreise wäre die
bessere Wahl?“ Man hörte an dem spöttischen Ton, in
dem Elisabeth von Husen die Frage stellte, daß sie jetzt ihrer
Sache sicher war.
    Ida
neigte sich leicht zu Dietrich und flüsterte: „Ihr müßt
nachgeben, so leid es mir für Euch tut.“
    Er
warf ihr einen erstaunten Blick zu. Ihr tat es leid? Diese Worte
klangen süß in seinen Ohren, und er maß ihnen einen
besonderen, nur für ihn bestimmten Sinn zu. Er sollte den
Widerstand gegen Elisabeths Pläne aufgeben - gegen eine
unausgesprochene geheime Verheißung! Jetzt nachzugeben,
bedeutete also nicht das Ende ihrer leise wachsenden Beziehung. Es
handelte sich nur um eine Unterbrechung, um einen vorübergehenen
Abschied, dem ein Wiedersehen folgen mußte, wann immer das sein
würde...
    Angesichts
dieser, wie er glaubte, für ihn beglückenden Aussicht fiel
es ihm leicht, seinen Widerstand aufzugeben. Lächelnd sah er
Elisabeth von Husen an. „Es mag so sein, wie Ihr sagt. Eure
Sorge um unser weiteres Schicksal ehrt Euch und uns. Ich nehme
deshalb Eure Einladung, die Sicherheit Eurer Burg einer ungewissen
Weiterreise vorzuziehen, für meine Schutzbefohlenen dankend an.
Ich selbst allerdings werde unter diesen Umständen zur Ortenburg
zurückkehren, zusammen mit meinem Knappen Roland, Eurem Sohn,
und Giselbert. Dort braucht man uns dringender als hier.“
    Elisabeth
von Husen neigte zustimmend den Kopf, während ihre blauen Augen
triumphierend glitzerten. Sie sah ihre Absichten verwirklicht, denn
sie hatte letztlich erreicht, was sie wollte. Für sie bestand
nun keine Veranlassung mehr, das Streitgespräch fortzuführen.
    Dietrich
dagegen war es nicht ganz wohl angesichts der von Elisabeth praktisch
erzwungenen Entscheidung. Das Glücksgefühl, das bei Idas
Worten wie ein Fieberschauer über ihn gekommen war, schwand.
Hatte er ihrer hastig hingeworfenen Bitte nicht eine viel zu große
Bedeutung beigemessen? War er nun nicht dabei, das Vertrauen seines
Lehnsherrn in zweierlei Hinsicht schmählich zu hintergehen:
Einmal, indem er nahe daran war, seinen Gefühlen für dessen
Gemahlin freien Lauf zu lassen; zum anderen, weil er sich einer
Weiberstimme beugte und damit den ihm erteilten Auftrag, Ida und
ihren Sohn sicher zur Kastelburg zu bringen, nicht ausführte?
    Seine
gute Laune hatte sich nun ebenso wie der Alkohol verflüchtigt.
Ärgerlich lehnte er sich zurück und sah zerstreut über
die Rücken der Tischnachbarn zu seiner Rechten hin. Da gewahrte
er, daß ein Blick aus leuchtenden Mädchenaugen ihn traf.
Bis er sich dessen richtig bewußt wurde, hatte Adelheid, die
Tochter der Burgherrin, ihre Augen bereits wieder züchtig
niedergeschlagen. Der Ausdruck mitleidigen Bedauerns auf ihren zarten
Gesichtszügen verwehte wie ein Windhauch. Aber Dietrich, der das
schöne, blonde Geschöpf an diesem Abend zum erstenmal
bewußt wahrnahm, entging es nicht, daß ihre Wangen sich
rosa färbten. Unmutig riß er sich von diesem Bild los,
unmutig deshalb, weil er bemerkte, daß auch Ida sich
zurückgelehnt hatte und daß ihre Augen den seinen gefolgt
und für einen Augenblick ebenso an der blonden, jungen Schönheit
hängen geblieben waren. Danach streifte ihn Idas Blick. Dietrich
gab sich mühsam den Anschein von Unbefangenheit, aber er sah
wohl, wie sich in ihrer Miene Überraschung mit einer Spur von
Eifersucht mischte. Er zwang sich, das erwachende Mißtrauen,
das ihm aus ihren Augen entgegenschimmerte, mit einem harmlosen
Lächeln im Keime zu ersticken.
    Ein
Teil der Kerzen auf den Radleuchtern war inzwischen niedergebrannt
und nicht mehr erneuert worden, so daß die Runde in der Halle
im Halbdunkel saß. Ungemütliche Kühle machte sich
breit, denn auch das Kaminfeuer war in sich zusammengesunken. Auf
Elisabeths Wink hin wurde den Gästen noch der Schlaftrunk
kredenzt, den die meisten schweigend und wohl auch schon schläfrig
einnahmen.
    Endlich
löste die Gesellschaft sich auf. Elisabeth schob sich geschwind
zwischen Dietrich und Ida, faßte die junge Gräfin mit
scheinbarer Fürsorge unter den Arm und führte sie
persönlich zu ihrer Kemenate. Mit einer Miene voll Bitterkeit
starrte Dietrich den beiden hinterher. Im war klar, was die
durchtriebene Gastgeberin bezweckte - er sollte in dieser Nacht keine
Gelegenheit mehr haben, mit Gräfin Ida noch ein Wort zu
wechseln. Weiß Gott, was dieses Weibsbild sich ausdenken mag,
dachte er wütend. Mißmutig begab er sich in das ihm zur
Verfügung gestellte Gemach, das er mit

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