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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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dir eigentlich
klar, wieviel Raubzeug das angezogen hätte? Wir hätten hier
so oder so keine ruhige Minute mehr. Vergiß nicht, es gibt
Bären und Wölfe genug in diesen Wäldern. Nein, wir
wollen aufbrechen und eine möglichst große Entfernung
zwischen diesen Platz und uns legen.“
    Dietrich
ließ sich, ohne den verdatterten Giselbert eines weiteren
Blickes zu würdigen, von Ida einen Schleier geben und wickelte
ihn für eine Weile um seine Hand, damit der Geruch sich auf den
Stoff übertrug. Anschließend rieb er mit dem zarten Gewebe
noch über den Hals seines Hengstes Titus, der neugierig den Kopf
wandte und freundlich die weiche Schnauze an seines Herrn Waffenrock
drückte.
    „ So“,
sagte Dietrich schließlich und lachte vergnügt, denn bei
dieser Tätigkeit hatte sich seine Stimmung wieder aufgehellt.
„Der Geruch von Titus ist Rolands Hund der liebste. Da weiß
er, was er suchen muß, und nichts wird ihn mehr von unserer
Fährte abbringen.“
    „ Aber
wie sollen sie uns denn erreichen, wenn wir immer weiter von ihnen
fortziehen?“ fragte Ida.
    „ Roland
und die Krieger, die er hoffentlich mitbringt, kommen viel schneller
vorwärts als wir mit unseren Saumrossen. Sie werden uns früher
oder später einholen, dessen könnt Ihr gewiß sein.“
    „ Ja,
da hat Herr Dietrich recht“, pflichtete Giselbert bei, froh
darüber, daß sein Herr wieder besserer Laune war. „Wir
haben ja eine regelrechte Karawane zu beaufsichtigen, und das kostet
halt Zeit.“
    Der
sorgenvolle Ausdruck verschwand aus Idas Gesicht. Sie lächelte
Dietrich zu, und in ihren Augen war ein Glitzern, das ihn verwirrte.
Da alle ihn ansahen und auf seine Anordnungen warteten, riß er
sich zusammen und schüttelte den Zauber ab, mit dem der
reizvolle Blick Idas ihn gebannt hatte.
    „ Wir
wollen keine Zeit verlieren“, sagte er rauh, bemüht, sich
nicht anmerken zu lassen, daß die Gräfin ihn so leicht aus
dem Gleichgewicht bringen konnte. „Je weiter wir heute noch
kommen, desto schneller werden wir die Kastelburg erreichen.“
    „ Sind
wir ihr denn schon so nahe?“ fragte Ida
    „ Aber
nein. Wir werden bestimmt noch zwei Tage brauchen. Vergeßt
nicht, Gräfin, wir dürfen nicht auf einer öffentlichen
Straße reisen, wo wir schnell vorwärts kämen. Wir
wollen uns doch nicht noch einmal den Geroldsecker auf den Hals
laden, nicht wahr?“
    „ Nein.
Natürlich nicht. Es hörte sich nur so an, als wären
wir schon bald an unserem Ziel.“
    Dietrich
mußte lächeln. „Das wären wir auch, wenn wir
uns nicht mühsam durch die Wildnis dieser riesigen Wälder
durchschlagen müßten.“
    „ Nun
ja“, sagte Ida mit einem Seufzer. „Ich weiß, was
Ihr meint. Auf dieser Reise sind wir dazu verdammt, uns zu
verstecken, wie Diebe auf der Flucht.“
    „ Leider
ist es so, meine Herrin“, entgegnete Dietrich mit bedauernder
Miene. „Und besonders ärgerlich ist die Tatsache, daß
unsere Verfolger ungeschoren öffentliche Wege benutzen können,
obwohl sie es sind, die das Gesetz brechen.“
    „ Wo
bleibt denn da die Gerechtigkeit!“ warf plötzlich die Zofe
entrüstet ein.
    Dietrich
lachte spöttisch. „Gerechtigkeit! Damit hat es in unserer
Welt wohl nicht viel auf sich. Aber wir wollen jetzt keine Zeit
verlieren, sondern so schnell wie möglich aufbrechen. Wir haben
heute noch eine tüchtige Strecke zurückzulegen.“
    Er
befestigte den Schleier, den er immer noch in der Hand hielt, gut
sichtbar an einem Baum in nächster Nähe ihres mit Fußspuren
übersäten Aufenthaltsortes. Der Platz war so zertrampelt,
daß jedem, der des Weges kam, das Zeichen sofort ins Auge
springen mußte.
    Eilig
packten sie nun ihre Sachen zusammen und machten sich wieder auf den
Weg. Aber auch der Abstieg vom Winterberg in den Reutengrund war
nicht einfach, denn obwohl die Sonne jetzt regelrecht vom Himmel
brannte und die Reisegesellschaft ins Schwitzen brachte, lag vor
ihnen noch eine teilweise geschlossene Schneedecke. Abermals gerieten
Mensch und Tier auf dem schlüpfrigen Boden zuweilen ins
Rutschen, und es war vor allem der umsichtigen Führung Dietrichs
zu verdanken, daß alle heil im Talgrund anlangten. Vielleicht
hatte dabei auch der Himmel ein Einsehen, denn anstatt zu fluchen,
nahm Giselbert diesmal bei jeder Rutschpartie zu einem mehr
religiösen Ausruf Zuflucht: "Herrgott, hilf!"
    Zu
ihrer Linken erhob sich das dicht bewaldete Bergmassiv des
Farrenkopfes, an dem vorbei sie zu einer neuen, weiter entfernt
liegenden Höhe aufstiegen. Dietrich fiel

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