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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Räuberbande
hausen soll. Als ich das zum erstenmal hörte, maß ich
diesem Hinweis keine Bedeutung bei, denn ich hatte ursprünglich
die Absicht, am Farrenkopf vorbei direkt auf den Elztalweg zu
gelangen. Dort wären wir schnell vorwärts gekommen und
hätten dieses verrufene Waldgebiet nicht zu durchqueren
brauchen.“
    „ Ah,
ich verstehe! Das Auftauchen der Geroldsecker Streitmacht vor der
Husenburg hat Eure Reisepläne über den Haufen geworfen,
nicht wahr?“
    „ Ja,
Giselbert, das kann man wohl sagen! Egeno von Geroldseck mag mit
seinen Mannen die Belagerung der Husenburg abgebrochen haben; aber
daß er es aufgegeben hat, uns zu verfolgen, das glaube ich
nicht. Ich wünschte, Roland wäre schon hier, dann wüßten
wir zumindest, was sich auf der Burg seines Vaters nach unserer
Flucht abspielte. Da ich das aber nicht weiß und auch nicht
ausschließen kann, daß der Geroldsecker uns irgendwo auf
dem Weg durch das Elztal erneut auflauert, sind wir gezwungen, diesen
verwünschten Wald zu durchqueren. Er bietet die einzige
Möglichkeit, auf unserem Weg zur Kastelburg unentdeckt zu
bleiben und somit ein erneutes Zusammentreffen mit Egeno zu
vermeiden.“
    „ Teufel,
nochmal! Und dafür laufen wir jetzt vielleicht Räubern und
Mördern in die Hände.“
    Dietrich
nickte düster. "Wir tauschen ein Übel gegen ein
anderes, und erst am Ende werden wir wissen, ob der Tausch günstig
für uns war."
    Er
warf einen nachdenklichen Blick auf die im Morgendämmer liegende
stille Landschaft und setzte dann hinzu: "Und die gefährlichste
Gegend haben wir noch gar nicht erreicht.“
    Die
Augen des breitschultrigen Kriegsknechts verengten sich. „Ihr
meint das Gebiet, wo die Schufte ihren Unterschlupf haben?“
    „ Ja.
Nach allem, was ich an Werners Tafel zu hören bekam, haben die
Galgenvögel sich inmitten des Geroldswaldes eingenistet. Wie
sollen wir ungesehen an ihrem Schlupfwinkel vorbeikommen? Um ihn zu
umgehen, müßte ich wissen, wo genau sich dieser Platz
befindet. Aber niemand von uns weiß es, und was sie an der
Tafel erzählten, war so allgemein, daß man nichts damit
anfangen kann. Was geschehen würde, wenn wir aus Unkenntnis in
das Räubernest hineintappten, kannst du dir wohl denken. Das ist
es, was mir auf dem Magen liegt!“
    „ Gott
steh uns bei, dann handelt es sich hier also um eine von
Leuteschindern verseuchte Gegend!“
    Dietrich
nickte mit ernstem Gesicht. „Wenn es halbwegs stimmt, was mir
an jenem Abend zu Ohren kam, dann hätten wir es mit fünf-
bis zehnmal zehn Halsabschneidern zu tun. Was das im Ernstfall
bedeuten würde, brauche ich dir wohl nicht zu erklären!“
    „ Der
Schinder soll diese zweibeinigen Zecken holen!“ fluchte
Giselbert, dem inzwischen aufgegangen war, in welch aussichtsloser
Lage sie sich allesamt befanden, wenn es zutraf, was sein junger Herr
ihm ausmalte.
    Dietrich
warf abermals einen unauffälligen Blick auf die Frauen. Sie
hatten die Köpfe gehoben und schauten in ihre Richtung. „Laß
dir nichts anmerken. Wir wollen unsere Schutzbefohlenen nicht
beunruhigen.“
    Giselbert
nickte und begab sich zu dem auf der Erde aufgestapelten Gepäck,
um damit die Saumrosse zu beladen. Als Dietrich zu den Frauen trat,
sah er, daß sie Brot und Käse ausgepackt hatten. Er
bemerkte, wie Ida ihn prüfend ansah.
    „ Aha“,
sagte er unbefangen. „Hier wird wohl gleich gefrühstückt?“
    „ Ja,
setzt Euch zu uns und greift zu“, sagte Ida, immer noch mit
forschendem Blick. „Giselbert soll auch kommen. Ihr Männer
müßt euch stärken, denn wer weiß, was uns der
heutige Tag bringen wird, nicht wahr?“
    Dietrich
sah sie unsicher an. Ahnte sie etwas? Hatte sie Wortfetzen seines
Gesprächs mit Giselbert aufgeschnappt - oder war ihre Bemerkung
nur so eine Redensart? Er beschloß, sich vorläufig nichts
anmerken zu lassen, und erwiderte, indem er ein zuversichtliches
Lächeln aufsetzte: "Na, auf jeden Fall werden wir nicht
mehr vom Schnee behelligt! Und der dichte Wald wird uns vor
unberufenen Blicken schützen."
    Ida
reichte ihm wortlos einen Kanten groben Brotes und ein Stück
ziemlich trockenen Käse. Ihr mißtrauischer Blick zeigte,
daß sie ihm nicht recht glaubte. Um weiteren Fragen aus dem Weg
zu gehen, setzte er sich ein wenig abseits und verzehrte schweigend
die karge Mahlzeit.
    Sie
warteten bis zum Mittag auf Roland. Die Sonne schmolz auf den freien
Flächen die letzten Schneereste, und nur stellenweise hielten
sich die weißen Spuren des Winters noch ein wenig

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