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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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auf, daß dort, wo
der Schnee weggeschmolzen war, der Boden von Pferdehufen zerstampft
war, und daß die Spuren ziemlich frisch aussahen. Er dachte
sich jedoch weiter nichts dabei, denn er wußte, daß diese
Route eine Verbindung zwischen Künzig- und Elztal darstellte,
die mitunter von Leuten aus dem Einzugsgebiet der Burg Geroldseck als
Abkürzung benutzt wurde, um den langen Umweg über das
Gutachtal zu vermeiden.
    Sie
gelangten zu einem Bergsattel, den sie überqueren mußten.
Noch einmal blickten sie zurück auf das Tal, das sie nun
verließen. In der Ferne grüßte das mächtige,
schneebedeckte Massiv eines Berges, den man Brandenkopf nannte. Nach
einem weiteren Abstieg bog der vorausreitende Dietrich in das
rechtwinklig abzweigende Tal des Bücherner Baches ein. Nach
einer Weile änderte er erneut die Richtung und wandte sich nach
links in ein anderes Tal, von dem aus er, an einem „Hörnle“
genannten Berg vorbei, den Geroldswald zu erreichen hoffte.
    Der
Tag ging zur Neige, ohne daß ihnen der Ur noch einmal begegnet
wäre. Roland hatte sie mit der erhofften zusätzlichen
Verstärkung immer noch nicht eingeholt. Da sie eine weitere
Nacht im Freien zubringen mußten und bald die Dunkelheit
hereinbrechen würde, sah Dietrich sich nach einem geeigneten
Lagerplatz um.
    Unterhalb
des Hörnleberges, in einer nur spärlich bewaldeten flachen
Senke, die wie eine riesige Narbe den Berghang durchschnitt,
bereiteten sie ihr Nachtlager auf einer Grasfläche. Den Boden
hatte hier die kräftige Sonne tagsüber vollkommen
getrocknet, während die Schattenlagen noch weiß blinkten.
Nur ungern ließ Dietrich ein Feuer entfachen, denn er
fürchtete, daß dies ihren Standort verraten könnte.
Aber da es empfindlich kühl wurde und Klein-Bernhard wieder zu
husten begann, hieß er Giselbert, Feuerholz zu sammeln. Bald
prasselte ein kleingehaltener Brand in einem flüchtig
zusammengesetzten Ring aus groben Steinen. Schweigend kauerten sich
die Menschen um die wärmenden Flammen, während im
Hintergrund die von Sätteln und Gepäck befreiten Rosse
unruhig stampften und schnaubten.
    Dietrich
hatte die erste Wache übernommen. Er hielt sich außerhalb
des Feuerkreises und lauschte in die Nacht. Ein leichter Wind
wisperte in den Tannen, ansonsten lag tiefe Stille über der
Landschaft, zuweilen durchbrochen vom Knacken der brennenden
Holzscheite.
    Dietrich
blickte hinauf zu dem nachtschwarzen Himmel. Noch war der Mond nicht
aufgegangen. Nur die Sterne funkelten wie ein Netz von Diamanten. Von
Zeit zu Zeit machte er seine Runde, hielt bei den Pferden und
besänftigte sie, wenn sie unruhig waren, mit ein paar
geflüsterten Worten. Titus antwortete mit leisem, dunklem
Wiehern und drückte seine weiche Schnauze vertrauensvoll gegen
die Brust seines Herrn, der liebevoll seinen Hals tätschelte.
    „ Alter
Racker, schlaf ein bißchen“, flüsterte er dem Hengst
ins Ohr, und Titus antwortete mit einem zufriedenen Grunzen.
    Als
Dietrich sich wieder dem Lichtkreis des Lagerfeuers näherte und
sinnend den Blick über die Schlafenden gleiten ließ,
schlug das entfernte Knacken trockener Zweige an sein Ohr. Er blieb
stehen und lauschte. Da war es wieder! Das Geräusch kam vom
südlichen Rand der Senke, oberhalb ihres Lagers, und obwohl im
Finstern nichts zu sehen war, schien ihm, als entfernte sich das
unbekannte Etwas wieder.
    Eine
Weile horchte er noch in die mondlose Nacht, aber kein Laut war mehr
zu vernehmen. Nur der Wind flüsterte sanft in den Bäumen.
Es war wohl irgendein Tier, ein Bär vielleicht, der die
Witterung der Lagernden und ihrer Rosse aufgenommen und den der
Feuerschein davon abgehalten hatte, näher zu kommen. Es war also
gut gewesen, ein Lagerfeuer zu entzünden, dachte er zufrieden.
Feuer war immer gut, wenn es galt, vierbeiniges Raubzeug abzuhalten!
    Die
Nacht schritt voran, während Dietrich aufmerksam seine Runden
drehte, und schließlich weckte er Giselbert, daß er
seinen Teil der Wache übernähme. Der Kriegsknecht war
sofort hellwach.
    „ Achte
ein wenig auf den Südrand der Senke“, sagte Dietrich
leise, nachdem Giselbert sich erhoben hatte und neben ihn getreten
war. Er unterrichtete ihn kurz über Art und Entfernung der
Geräusche, die er gehört hatte und schärfte ihm ein,
sein Augenmerk verstärkt auf die bezeichnete Stelle zu richten
und das Feuer keinesfalls ausgehen zu lassen.
    Dietrich
hatte das Gefühl, eben eingeschlummert zu sein, als Giselbert
ihn wachrüttelte. Als erstes sah er, daß das

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