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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Feuer
niedergebrannt war. Er wickelte sich aus seiner Decke und sprang auf,
um den Waffenknecht wegen dessen vermeintlicher Nachlässigkeit
zurechtzuweisen. Aber noch ehe er den Mund zu einer entsprechenden
Bemerkung öffnen konnte, fiel ihm ins Auge, daß im Osten
bereits die Morgendämmerung emporstieg. Das also war der Grund,
warum Giselbert das Feuer hatte ausgehen lassen. Dietrich war nunmehr
heilfroh, den treuen Krieger nicht mit voreiliger Kritik vor den Kopf
gestoßen zu haben, und er trat mit einem freundlichen Lächeln
neben ihn.
    Auch
die Frauen waren bereits wach und flüsterten unter ihren Decken
miteinander. Zwischen sich hatten sie das Kind, das wieder zu husten
begann.
    Giselbert
zog Dietrich ein wenig abseits. „Herr, ich habe Euch nicht
geweckt, weil der Tag bald anbricht, sondern weil die Geräusche,
auf die Ihr mich aufmerksam machtet, sich vor wenigen Augenblicken
wiederholt haben, aber auf der anderen Seite der Senke. Hört nur
hin, da ist es wieder!“
    Während
in der Senke selbst nur wenige Bäume standen, drängte sich
der finstere Fichtenwald links und rechts bis auf etwa fünfzig
Schritt an deren Rand, daß es aussah, als hätten
Riesenhände zwei undurchdringliche Wälle errichtet.
Tatsächlich hörte Dietrich jetzt auch das leise Brechen
dürrer Zweige, als schleiche jemand vorsichtig innerhalb des
dunkel aufragenden Waldes nahe dem unteren Ende der Senke entlang.
    Ida
war aufgestanden und trat zu den beiden Männern, während
ihre Kammerfrau sich mit dem Knaben beschäftigte, der jetzt
unablässig hustete. Auf dem Gesicht der Gräfin spiegelte
sich Unruhe. „Ist etwas nicht in Ordnung?“
    „ Es
ist nichts Besonderes“, versuchte Dietrich sie zu beruhigen.
„Wir haben Geräusche gehört, die wahrscheinlich von
einem Tier herrühren.“
    Ida
schien erleichtert, aber nur, soweit es ihre Sicherheit betraf. Ihre
Augenpartien waren vom unruhigen Schlaf aufgequollen. „Ich
fürchte, Bernhard hat sich wieder erkältet. Hoffentlich
wird es nicht schlimmer.“
    Um
sie zu beruhigen, sagte Dietrich: „Wenn die Sonne am Himmel
steht, wird es sehr warm werden. Das wird ihm bestimmt helfen.“
    Sie
sah ihn unsicher an, nickte dann vage, als könne sie an
Dietrichs Zuversicht nicht recht glauben, und ging langsam zu ihrem
Platz zurück. Bertha war es gelungen, den Knaben in einen
leichten Schlummer zu wiegen. Sein Husten hatte nachgelassen.
Dietrich gab Giselbert einen unauffälligen Wink, ihm zu folgen.
Sie schlenderten zu den Pferden, so daß sie außer
Hörweite der Frauen waren. Dietrich deutete mit einer
Kopfbewegung in die Richtung, aus der die verdächtigen Geräusche
kamen.
    „ Wir
müssen uns vorsehen“, sagte er leise. „Ich habe das
Gefühl, daß es keine Tiere waren, die das Knacken
verursachten.“
    Giselbert
sah ihn erstaunt an. „Ihr meint, die Geräusche rührten
von Menschen her?“
    „ Ich
fürchte, ja. Heute nacht konnte man noch glauben, daß es
vielleicht ein Bär sei. Aber auch ein großes Raubtier
wechselt nicht mir nichts, dir nichts über eine freie Fläche,
wenn es mittendrin Menschen wittert.“
    „ Da
habt Ihr allerdings recht. Und Bären haben es nicht in der
Gewohnheit, großen Lärm zu machen, wenn sie sich bewegen!“
    „ Ganz
recht! Mein Gefühl sagt mir, daß die verdächtigen
Laute überhaupt nicht von einem Tier herrührten.“
    Dietrich
warf einen prüfenden Blick auf die zwei Frauen, die auf ihren
Decken kauerten und mit dem Kind beschäftigt waren. Sie schienen
ihn und Giselbert nicht zu beachten.
    „ Aber
Herr“, sagte Giselbert mit unterdrückter Stimme. „Ist
es denn möglich, daß sich in dieser Wildnis nachts
Menschen herumtreiben?“
    Dietrich
lächelte dünn. „Wir sind ja auch hier!“
    „ Gewiß,
aber das ist doch etwas anderes. Wir müssen gezwungenermaßen
diese unwirtliche Gegend durchqueren. Es scheint mir
unwahrscheinlich, daß der oder die Verursacher der
geheimnisvollen Geräusche sich in der gleichen Lage befinden.“
    „ O
ja, das ist wohl richtig. Wenn es Menschen sind, die hier um uns
herumschleichen, dann leben sie hier. Aber das würde bedeuten,
daß wir von nun an einer bedrohlichen Situation ausgesetzt
wären!“
    „ Das
klingt aber nicht gut, Herr“, entgegnete Giselbert mit einem
bedeutungsvollen Blick auf die Frauen und das Kind. „Was meint
Ihr denn, wer das sein könnte?“
    Dietrich
runzelte die Stirn. „Man machte mich auf der Husenburg darauf
aufmerksam, daß in den Wäldern hier herum eine

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