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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Ihr
auch jemand benennen, der Eure Version bestätigt?“
    Fast
mürrisch kam die Antwort. „Natürlich kann ich das.
Die vier Begleiter des toten Justus Schwertfeger warten draußen.“
    „ Schön,
dann herein mit ihnen!“
    Einer
der Bewaffneten eilte hinaus und kam mit den vier Waffenknechten des
Geroldseckers zurück. Linkisch stellten sie sich neben ihren
Herrn, wobei es fast so schien, als wolle jeder sich hinter dem
Rücken des anderen verstecken. Ihre Blicke flogen unstet über
die Versammlung, und ihre Mienen zeigten, daß ihnen angesichts
des herzoglichen Richters alles andere als wohl war in ihrer Haut.
    „ Nun?“
fragte der Vorsitzende in strengem Ton. „Wer von Euch spricht?“
    Da
keiner der vier Lust zu verspüren schien, den Wortführer zu
machen, wurde Graf Urban vom Richter aufgefordert, einen der Männer
auszuwählen. Nach kurzer, leise geführter Beratung unter
den fünfen trat schließlich ein untersetzter Krieger mit
schwarzem, wolligem Vollbart und schwarzem Kraushaar vor.
Weitschweifig begann er von dem verantwortungsvollen Dienst zu
erzählen, den sie für Graf Urban leisteten. Die
Auseinandersetzung, um deren Klärung es dem Gericht ging,
streifte und verniedlichte er, und als er immer weiter vom
eigentlichen Thema abzuweichen drohte, unterbrach ihn der Herzog
zornig.
    „ Mir
scheint, du bist weniger ein Kriegsmann, als ein recht ermüdender
Geschichtenerzähler. Sage mir in einem Satz: welche der beiden
Parteien hat angegriffen?“
    Der
Dienstmann sah unsicher zu seinem Herrn und antwortete dann
ausweichend: „Also da bin ich jetzt überfragt. Aber ich
denke...ich glaube, die anderen fingen an.“
    Herzog
Berthold bedachte den ins Schwitzen geratenen Zeugen mit einem
finsteren Blick. Zwischen seinen Augenbrauen erschien eine steile
Falte. „Kerl, was soll das Geschwätz von 'Denken' und
'Glauben'. Ist dir eigentlich klar, daß du deine Aussage
beeiden mußt?“
    „ Ja,
so, das hab' ich nicht gewußt...“
    „ Dann
weißt du es jetzt! Strapaziere meine Geduld nicht länger,
wenn dir dein Leben lieb ist. Ich frage dich also noch einmal: Wer
hat die Rauferei, bei der euer Hauptmann erschlagen wurde, begonnen?“
    Ratlos
sah der Zeuge seine Kumpane an. Von dort bekam er jedoch keine
Ermunterung, denn die Kerle blickten allesamt angestrengt zu Boden,
als wollten sie mit den Augen Löcher in die Tonfliesen bohren.
    „ Nun?“
sagte der Richter drohend. „Antworte!“
    „ Ich
weiß es nicht genau. Ich war ja nicht vorne dran.“
    Schweißperlen
standen auf der Stirn des stämmigen Kriegsmannes, der in diesem
Augenblick allerdings mehr einem ertappten Sünder glich. Der
Ankläger machte inzwischen einen letzten Versuch, die
Glaubwürdigkeit seiner Zeugen zu retten.
    „ Das
Hohe Gericht möge die anderen befragen. Vielleicht wissen sie
mehr.“
    Aber
aus der Gruppe der Kumpane des eben vernommenen Zeugen kam kein Laut.
Betreten starrte jeder vor sich hin. Hohnlachend rief der Herzog:
„Was für ein beredtes Schweigen! Ich rate Euch, Graf
Urban, diesen Teil Eurer Anklage fallen zu lassen. Die dafür
aufgebotenen Zeugen scheinen taube Nüsse zu sein!“
    Mit
zornrotem Gesicht ließ der Geroldsecker seine Männer
abtreten, die wie geprügelte Hunde aus dem Saal schlichen.
    „ Es
sind unbeholfene Tölpel“, stieß der Ankläger
wutentbrannt hervor. „Der Verstand scheint ihnen zu Eis zu
gefrieren, wenn sie vor einem solch ehrwürdigen Tribunal den
Mund aufmachen sollen!“
    Herzog
Berthold, dessen Grimm inzwischen wieder verraucht war, lächelte
amüsiert über den Mißmut des Grafen. „Habt Ihr
noch mehr Zeugen von der Sorte aufzubieten? Dann wäre es
vielleicht besser, wir lassen das Scharmützel bei Biberaha auf
sich beruhen, weil es offenbar weder Euren Kriegern zur Ehre
gereichte, noch für Eure Anklage nützlich war. Was meint
Ihr?“
    Dietrich,
der den ersten fehlgeschlagen Versuch, ihn einer Straftat zu
überführen, mit unbewegtem Gesicht verfolgt hatte, atmete
auf. Bis jetzt hatte der Geroldsecker noch keinen Stich gemacht. Er
vermutete, daß dieser rasch zum nächsten Punkt, dem
angeblichen Mordversuch an seinem Sohn Egeno, übergehen würde.
Dietrich sollte sich darin nicht täuschen. Urban von Geroldseck
verzichtete darauf, den Tod seines Hauptmannes noch einmal zur
Sprache zu bringen; auch die diesem Ereignis unmittelbar folgenden
Kampfhandlungen erwähnte er nicht mehr. Angesichts des Fiaskos,
das er soeben erlebt hatte, hielt er es für geraten, seine
diesbezüglichen

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