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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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an ihren
Plätzen stehen und waren, wie man an ihren Mienen ablesen
konnte, in ein ernstes Gespräch vertieft.
    Ida
und Dietrich verließen die Halle gemeinsam und stießen
draußen auf Idas Schwägerin, Elisabeth von Husen. Sie war
mit ihrer blutjungen Tochter Adelheid und mehreren Kammerfrauen an
der Seite ihres Gemahls Werner soeben eingetroffen. Sofort nahm sie
sich Idas an und zog sie von Dietrich fort. Verärgert über
die empörende Handlungsweise Elisabeths, mit der sie ihn von Ida
trennte, sah er den beiden nach und beschloß, in der Nähe
des Saales zu bleiben. Er bemerkte wohl, daß ihn zahlreiche
Blicke der Umstehenden trafen - abschätzend, manche
unfreundlich, und auch solche, die offenen Hohn erkennen ließen.
    Es
war Dietrich im Laufe der Verhandlung klar geworden, daß die
eigentliche Gefahr für Ida und ihn erst noch kommen würde.
Ehebruch galt bei der Frau als ein schweres Verbrechen, wobei Ida im
Falle einer Verurteilung der Tod durch die Hand ihres Gemahls drohte.
Allerdings glaubte Dietrich nicht, daß der Graf dazu fähig
wäre. Eher war es möglich, daß er sie verstieß
und damit der Ehrlosigkeit preisgab, was für eine Frau noch
schlimmer war als der Tod. Sollte weder das eine noch das andere
eintreffen, so würde wohl die Verbannung in ein Kloster Idas
Schicksal sein.
    Dietrich
begann, die Hände auf dem Rücken verschränkt, auf und
ab zu gehen, um des Aufruhrs in seinem Kopf Herr zu werden. Aber die
düsteren Gedanken wollten nicht weichen. Hatte er die Anklage zu
leicht genommen? War es möglich, daß der Geroldsecker mit
seinen Lügen vor Gericht durchkam? Zwar ließ die
Prozeßführung des Herzogs bisher nicht erkennen, welcher
Seite er als Richter wirklich zuneigte. Dietrich war sich nicht
einmal sicher, ob dessen scheinbares Wohlwollen ihm gegenüber
echt war.
    Wie
würde das Urteil für ihn begründet sein? Buhlschaft
mit einer Höhergestellten und Verrat an seinem Lehnsherrn? Würde
auf ihn der Galgen warten? Vielleicht nicht, weil man bei ihm als
Mann seinen Anteil am Ehebruch - dank dieser von Männern des
Adels und der Kirche ersonnenen Gesetzgebung - milder beurteilte.
Aber was bedeutete das schon, wenn man ihn statt dessen in Acht und
Bann schlug. Vogelfrei und damit rechtlos, ohne Besitz und Heimat,
durch eine feindliche Welt streifen zu müssen, war nicht gerade
das, was er vom Leben erwartet hatte.
    Das
ganze trostlose Ausmaß und die üblen Folgen dieser Intrige
für ihn und Ida wurden ihm nunmehr bewußt. Wenn es ihnen
nicht gelang, die niederträchtigen Beschuldigungen des
Geroldseckers zu entkräften, dann würde ihrer beider Leben
in einer Katastrophe enden, noch ehe es sich richtig entfaltet hatte.
    Seine
Gedanken kreisten unentwegt um diesen drohenden Schluß, der wie
ein unbezwingbarer Berg vor ihm lag. Die bedrohliche Tatsache, daß
der Geroldsecker Ankläger im Ansatz auf der richtigen Spur war,
fand in Dietrichs Gehirn keinen Widerhall. Er war vielmehr der
Meinung, daß jetzt nicht der Zeitpunkt für Gewissensbisse
sei. Er verdrängte die Erinnerung an seine eigenen
Annäherungsversuche und die Beweise der Zuneigung, die Ida ihm
offenbart hatte. Was war denn schon geschehen? Nichts, was man auch
nur in die Nähe eines Ehebruchs rücken konnte! Nein, er
würde keinen Gedanken daran verschwenden, denn in der jetzigen
Lage hatte das für ihn absolut keinen Sinn und würde ihn im
Kampf gegen den Lügner Urban nur schwächen.
    Verhängnisvoll
erschien es ihm allerdings, daß er sich gar nicht vorstellen
konnte, was Urban von Geroldseck als Beweismittel gegen sie in der
Hand haben mochte. Ihm schwante, daß er sie beide mittels
lügnerischer Behauptungen in die Enge treiben wollte. Darauf war
er zwar gefaßt - aber wie sollten sie sich dagegen verteidigen?
Für Ida kam erschwerend hinzu, daß sie sich gar nicht
selbst verteidigen durfte, sondern nach geltendem Recht als Frau
eines Fürsprechers bedurfte. Aber wer sollte für sie
eintreten? Ihr Gemahl war als unmittelbar Betroffener ausgeschlossen.
Ihr Bruder? Das war nicht denkbar, denn außer daß seine
Burg ihr Reiseziel war, wußte er ja nichts. Lediglich Werner
von Husen hätte eventuell die Rolle des Fürsprechers
übernehmen können. Aber so, wie Dietrich ihn kennengelernt
hatte, war es besser, ihn von einem solchen Amt fernzuhalten, da
eigenständiges Denken nicht seine Stärke war. Bliebe allein
Giselbert, der von Anfang an und fast überall dabei war; aber da
er als einfacher Waffenknecht nicht dem Adelsstand

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