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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Geroldsecker
inzwischen gut genug, um zu wissen, wie sehr er ihn mit seiner zur
Schau gestellten Ruhe reizen konnte. Und er wußte, wer sich
reizen ließ, machte Fehler.
    Deshalb
wiederholte er in herausforderndem Ton: „Er nannte den Grund
absichtlich nicht! Denn hätte er es getan, dann hätte er
seine Beschuldigungen selbst als Lügen entlarvt!“
    Abermals
sprang der Geroldsecker wutentbrannt auf, und wiederum polterte sein
Stuhl gegen die Wand. Mit jetzt krebsrotem Gesicht rief er dem
Richter zu: „Muß ich mir das gefallen lassen? Muß
ich mich von dem Angeklagten verhöhnen lassen? Der Mensch tut
ja, als stünde ich vor Gericht!“
    Schweratmend
schickte er wilde Blicke vom Herzog zu Dietrich und zurück. Und
die momentane Stille durchbrach Dietrich mit schneidender Stimme:
„Der Grund für die Reise der Gräfin Ida war das
Verlangen ihres Gemahls, sie in Sicherheit zu wissen. Denn ihm hatte
zuvor Graf Urban von Geroldseck, der hier den Ankläger spielt,
unter einem fadenscheinigen Vorwand die Fehde erklärt!“
    Unter
den Versammelten entstand Unruhe. Empörte Rufe wurden laut. Die
anwesenden Vasallen Urbans schienen gegen die Aussage Dietrichs
protestieren zu wollen, gleichzeitig jedoch ergriffen einige der
anderen Ritter Partei für ihn. Es wurde lauter im Saal, bis
Herzog Berthold mit gebieterischer Geste die Ruhe wieder herstellte.
    „ Ist
das wahr, Graf Urban, was der Beschuldigte Euch vorwirft?“
    Mit
unwilliger Miene hatte der Geroldsecker sich wieder gesetzt. „Ja,
die Fehde wurde von mir erklärt, aber nur mündlich. Es war
also noch nichts Endgültiges.“
    „ Und
hattet Ihr einen Anlaß dafür?“
    „ Nun,
den...ja, den hatte ich. Es war...“
    „ Das
genügt! Ich will nicht, daß wir zu weit abschweifen. Wir
wissen jetzt, warum Dietrich vom Hain den Geleitschutz der Gemahlin
seines Lehnsherrn übernehmen mußte. Hören wir uns
also an, was er weiter zu Euren Anschuldigungen zu sagen hat.“
    Mit
Befriedigung spürte Dietrich, daß der Prozeß sich zu
seinen Gunsten zu entwickeln schien. Durch seinen leidenschaftslosen
Vortrag hatte er bei dem Vorsitzenden und wohl auch bei den Schöffen
Pluspunkte gewonnen, während sein Gegner sich durch
unbeherrschtes Dazwischenreden offenbar immer mehr in Mißkredit
brachte. Dietrich war entschlossen, diesen Vorteil weidlich
auszunutzen.
    „ Es
ist wahr“, sagte er gelassen, „daß mein
Waffenknecht Giselbert und ebenso mein Knappe Roland nahe der
Künzigbrücke bei Biberaha von einem Reitertrupp der Burg
Geroldseck angehalten wurden. Es ist auch wahr, daß diese
wohlbewaffnete Schar von einem Hauptmann namens Justus Schwertfeger
angeführt wurde. Aber es entspricht keineswegs den Tatsachen,
daß Giselbert den Anführer grundlos getötet habe. Das
Gegenteil ist richtig! Die Mannen um Schwertfeger hielten sich auf
einem Gelände auf, das nicht zum Territorium der Geroldseck
gehört. Somit hatten sie überhaupt kein Recht, Reisende
anzuhalten und zu kontrollieren. Genau das haben sie aber in
anmaßender Weise versucht. Als ich dem Wortführer diesen
Sachverhalt auseinandersetzte, wurden wir plötzlich und ohne
Vorwarnung von ihm und seinen Waffenknechten attackiert. Dabei wurde
Giselbert unmittelbar von Justus Schwertfeger angegriffen. Er setzte
sich zur Wehr und erschlug ihn.“
    „ Habt
Ihr Zeugen für diese Darstellung?“ fragte der Herzog.
    „ Ja,
die habe ich. Sowohl mein Knappe Roland als auch Giselbert selbst
können beschwören, daß es so war, wie ich es
geschildert habe. Auch Gräfin Ida und ihre Kammerfrau Bertha
können, obwohl sie die Auseinandersetzung nur aus der Ferne
sahen, sicher bezeugen, daß unsere Gruppe den Angriff nicht
eröffnet hat.“
    „ Aber,
aber, Ritter Dietrich!" sagte Herzog Berthold unwillig. "Ihr
solltet eigentlich wissen, daß Frauen normalerweise nicht als
Zeugen auftreten können.“
    Er
wandte sich an den Hauptmann der Wache. „Bringt diesen
Giselbert herein.“
    Wenig
später schilderte der Kriegsknecht vor dem Richter und seinen
Schöffen den Ablauf des gerade behandelten Vorganges genau so,
wie Dietrich ausgesagt hatte. Graf Urban hörte diesmal
unbeweglich und mit finsterem Gesicht zu. Die augenblicklich für
ihn wenig günstige Stimmung hielt ihn offensichtlich davon ab,
sich noch einmal lautstark einzumischen. Allerdings mußte er
sich schließlich zu dem diskutierten Punkt äußern,
denn nun wandte sich der Herzog wieder ihm zu.
    „ Nun,
Graf Urban - was sagt ihr zu dem Bericht des Zeugen? Könnt

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