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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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angehörte,
kam auch er nicht infrage.
    Dieser
ungeklärte Punkt ließ Dietrich in Ratlosigkeit zurück,
und ihm wurde während der Verhandlungspause mit schmerzhafter
Deutlichkeit bewußt, daß es auf ihn allein ankam, ihrer
beider Kopf zu retten. Von seinem Verhalten, seinen Antworten, würde
alles abhängen. Leben oder Tod, Freiheit oder schmachvolle
Verurteilung - sie lagen in seiner Hand. Seine Geistesgegenwart und
seine Kaltblütigkeit allein konnten, nein, mußten die
tödliche Gefahr abwenden!
    Er
blieb stehen, seine Gestalt straffte sich, und er verspürte den
aus einer plötzlichen Hoffnung erwachsenden Willen, den
lügnerischen Gegner zu bezwingen. Er war entschlossen, sich bis
zum letzten Augenblick zur Wehr zu setzen. Er würde vor dem
Tribunal erbarmungslos gegen ihren gemeinsamen Feind, den Ankläger
Urban, kämpfen.
    Nachdem
er diesen Entschluß gefaßt hatte, begab er sich
einigermaßen beruhigt in den Saal zurück. Ein Teil der
versammelten Ritterschaft hatte bereit die Plätze wieder
eingenommen. Nach und nach kamen auch die Schöffen zurück;
Max von Ortenburg tauchte auf und ließ sich mit mürrischem
Gesichtsausdruck auf seinem Sitz nieder. Die restlichen Ritter
erschienen und mit ihnen der Ankläger und Herzog Berthold.
    Als
letzte betrat Ida von Ortenburg den Saal, überraschenderweise in
Begleitung ihrer Schwägerin Elisabeth von Husen. Aller Augen
waren auf die beiden Frauen gerichtet. Auf zahlreichen Gesichtern der
wie üblich nur aus Männern bestehenden Versammlung dieses
Gerichtstages zeigte sich ein Ausdruck der Verblüffung. Auch
Dietrich sah den beiden erstaunt entgegen. Ida nahm wortlos neben ihm
auf dem Armsessel Platz, während sich Elisabeth in aufrechter,
stolzer Haltung hinter sie stellte.
    Der
Herzog, der inzwischen auf dem Richterstuhl Platz genommen hatte,
betrachtete die beiden Frauen mit gerunzelter Stirn. Schließlich
heftete er seinen Blick auf Ida. „Was hat das zu bedeuten, daß
Ihr in Begleitung einer Frau hier erscheint?“
    „ Sie
ist meine Fürsprecherin.“
    Dietrich
sah sie überrascht an. Das konnte nicht gutgehen! Frauen durften
normalerweise mit einer solchen Aufgabe nicht betraut werden. Und
prompt ergriff der Ankläger unaufgefordert das Wort. „Ich
protestiere! Die Gräfin von Ortenburg versucht hier anscheinend,
das Gesetz zu umgehen. Jedermann weiß, daß es Frauen
nicht erlaubt ist, zu ihrer Verteidigung eine Frau als Fürsprecherin
zu wählen. Ich beantrage daher, Elisabeth von Husen aus diesem
Gerichtssaal zu entfernen.“
    Der
Richter nickte fast unmerklich mit dem Kopf, während er Ida mit
deutlichem Mißfallen betrachtete. „Mir ist so etwas noch
nicht vorgekommen. Was, bei allen Heiligen, habt Ihr Euch eigentlich
dabei gedacht, hier mit einer Geschlechtsgenossin dieses Verfahren
bestreiten zu wollen? Ich würde fast annehmen, daß dieser
unüberlegte Versuch, eine neue Sitte einzuführen, Eurer
Jugend zuzuschreiben ist.“
    Sein
Gesicht blieb unfreundlich, als er sich jetzt in sarkastischem Ton an
Elisabeth wandte: „Aber daß Ihr Euch auf dieses Spiel
eingelassen habt, das kann man angesichts Eurer Erfahrung als eine
langjährig verheiratete Gemahlin des angesehenen Ritters Werner
von Husen nicht mehr mit jugendlichem Leichtsinn entschuldigen!“
    Elisabeths
Gestalt straffte sich. Den Kopf stolz erhoben, das Kinn kampflustig
vorgestreckt, stellte sie sich dem Angriff. „Vergebung, Eure
Hoheit! Ich weiß, daß es von den Männern nicht gerne
gesehen wird, wenn Frauen sich in ihre Angelegenheiten mischen. Aber
dies hier ist keine reine Männersache. Meine junge Schwägerin
soll eines Verbrechens beschuldigt werden, das sie, nach allem, was
ich weiß, niemals begangen hat. Und von wem wird sie
angeklagt?“
    Sie
hielt inne, warf Urban von Geroldseck einen Blick zu, in dem sich
Zorn mit Verachtung mischte, und rief dann empört in den Saal:
„Sie wird angeklagt von einem Mann! Und wenn ich jetzt um mich
schaue, was sehe ich? Das arme Geschöpf ist umringt von lauter
Männern, die meisten davon Angehörige der Ritterschaft. Ich
frage: wieviel Mut gehört dazu, einem schwachen Weib die
schwesterliche Hilfe eines weiteren Weibes nur deshalb zu versagen,
weil so etwas nicht in den Gesetzen der Männer vorgesehen ist?“
    Für
einen Augenblick herrschte atemlose Stille im Saal. Die Versammelten
schienen starr vor Staunen über diesen ungeheuerlichen Vorgang.
Selbst Graf Max, der zuvor mit einer Miene voller Bitternis
dagesessen hatte, sah seine

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