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Die Klinge des Löwen 02

Die Klinge des Löwen 02

Titel: Die Klinge des Löwen 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Schwägerin mit einem Ausdruck an,
als wäre er ihr dankbar, daß sie für seine Gemahlin
eintreten wollte. Für die im Saal zusammengekommenen Herren
jedoch war es etwas ganz Neues! Eine einzelne Frau hatte es gewagt,
Gedanken auszusprechen, die zwar hin und wieder auch in den Köpfen
vieler Anwesender herumspukten, die auszusprechen aber verpönt
war. Alles blickte gespannt auf den Herzog, wie er wohl auf diesen
Skandal reagieren würde. Er löste die Spannung mit einem
ärgerlichen Lachen.
    „ Bei
Sankt Georg, so hat wohl noch kein Weib es uns Rittern besorgt! Frau
Elisabeth, merkt Ihr eigentlich, daß Ihr samt Eurem Schützling
auf des Messers Schneide wandelt? Ihr habt soeben die Ehre der
Ritterschaft angegriffen.“
    Die
Herrin von Husen trat neben Ida, und ihre Augen blitzten, als sie
antwortete. „Nein, Hoheit, ich habe niemandes Ehre verletzt.
Das war auch gar nicht meine Absicht, Gott bewahre! Aber Ihr wißt
selbst, und jeder hier im Saal weiß es, daß es nicht
ritterlich wäre, einer willkürlich des Ehebruchs
beschuldigten Frau die letzte Chance zu nehmen, ihre Unschuld zu
beweisen. Ich bitte deshalb das Gericht, ausnahmsweise mich als Frau
als Fürsprecherin Gräfin Idas zuzulassen.“
    Herzog
Berthold beugte sich mit skeptischer Miene vor und stützte dabei
in herausfordernder Haltung die Rechte auf den Schenkel. „Sagt
mal, woher wollt Ihr denn überhaupt wissen, daß die gegen
die beiden Angeklagten erhobene Beschuldigung des Ehebruchs
willkürlich wäre?“
    Elisabeth
warf den Kopf in den Nacken und zeigte auf Urban von Geroldseck. „Er
tritt hier als Ankläger auf. Dabei weiß doch jeder, daß
er in der Zeit, wo das geschehen sein soll, überhaupt nicht auch
nur in die Nähe der beiden Angeklagten gekommen ist. Sie waren
viele Meilen von ihm entfernt, und er saß auf seiner Burg; ist
er denn mit dem zweiten Gesicht begabt?“
    „ Nun,
das wird sich zeigen.“ Der Richter nahm wieder eine entspannte
Haltung an. „Ihr seid eine kämpferische Person, Frau
Elisabeth, und ich will Euch nachsehen, daß Ihr Euch in Eurem
Eifer, die Schwägerin zu schützen, etwas viel
herausgenommen habt. Aber ob Ihr als ihre Fürsprecherin
auftreten dürft, möchte ich nicht allein entscheiden.“
    Er
erhob sich und fuhr fort: „Ich bitte deshalb den Ankläger,
die Schöffen und Euch, Graf Max, sich mit mir in einen anderen
Raum zurückzuziehen, wo wir ungestört wegen dieses
ungewöhnlichen Ansinnens beraten können. Die Verhandlung
ist so lange unterbrochen!“
    Nach
längerer Zeit kamen die Herren zurück und nahmen wieder
ihre Plätze ein. Im Saal wurde es ruhig. Alles wartete gespannt
auf die Verkündung des Ergebnisses der Beratung.
    Herzog
Berthold warf einen ernsten Blick in die Runde, ja, er machte es
recht spannend, ehe er das Resultat der Besprechung verkündete.
„Wir haben einmütig festgestellt, daß die Zulassung
eines weiblichen Fürsprechers vor Gericht nicht in unserem
deutschen Recht vorgesehen ist.“
    Bei
diesen Worten stockte Dietrich der Atem. Er hörte Ida entsetzt
flüstern: „Mein Gott!“
    „ Aber“,
fuhr der Herzog fort, „wir haben auch festgestellt, daß
es Ausnahmen gibt, wo das Gericht anders nicht zu einem gerechten
Urteil finden kann. In einem solchen Fall liegt es im Ermessen des
Gerichts, ausnahmsweise auch einen weiblichen Fürsprecher
anzuerkennen.“
    Er
wandte sich jetzt direkt an Ida. „Euch, Gräfin, gewähre
ich daher die Gunst, mangels eines männlichen Fürsprechers
Eure Schwägerin, Elisabeth von Husen, zu Eurer Verteidigung zu
bestimmen.“
    Die
beiden Angeklagten und Elisabeth atmeten erleichtert auf, während
die versammelten Ritter die Entscheidung schweigend zur Kenntnis
nahmen. Von einigen Gesichtern konnte man zwar deutliche Mißbilligung
darüber ablesen, aber um die Auffassung dieser in ihren alten
Gewohnheiten verhafteten Männer kümmerte sich Elisabeth
nicht. Sie hatte sich durchgesetzt, und die Ewiggestrigen sollten
schauen, wo sie blieben! Ihre Freude über die Entscheidung des
Richters währte jedoch nur kurz, denn schon im nächsten
Augenblick erteilte er dem Ankläger das Wort. Und Urban von
Geroldseck ließ die beiden Angeklagten sofort das Gewicht
seines Vernichtungswillens spüren.
    „ Es
ist für mich ein beschämender Vorgang“, sagte er mit
geheuchelter Bitterkeit, „daß ich vor diesem ehrwürdigen
Tribunal das schäbige Verbrechen der Buhlschaft zweier
Angehöriger unseres Standes anzeigen muß. Die hier
anwesende Gräfin Ida, Gemahlin

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