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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Philipps vorzustoßen.
    Die
Ortenburg hatte den ersten Großangriff des Feindes unbeschädigt
überstanden, aber ihren Bewohnern war anzusehen, daß sie
sich fragten, wie lange das noch gutgehen mochte. Hilfe von außen
war nicht zu erwarten. Trotz der voraussehbaren Folgen, die eine
Zerstörung der Burg für das ganze Territorium zeitigen
würde, konnte sich keiner aus den Reihen des Mortenauer Adels
dazu durchringen, in die Bresche zu springen, um seinen
Standesgenossen mit gutem Beispiel voranzugehen. Sie alle zauderten
und warteten, daß ein anderer als erster dem bedrängten
Dietrich und seinen Mannen zu Hilfe eilte. Mochten diese sich auch
noch eine Weile wehren - das Schicksal der umkämpften Burg
schien besiegelt.
    Was
das letztendlich bedeutete, war jenen, die um die Ränkespiele
der Großen wußten - wo es wie immer nur um Macht und Geld
ging -, völlig klar: wenn es nach dem Sturz der Ortenburg den
Slawen gelang, bis zum Sitz König Philipps vorzustoßen und
ihn zu entmachten, hätten sie ihren Auftrag im Sinne des
Gegenkönigs Otto von Braunschweig vollendet. Danach würden
sie wahrscheinlich wieder abziehen. An ihre Stelle aber träten
die von Philipp abgefallenen Mortenauer Vasallen. Als Handlanger
Ottos würden sie ihre Gegner in den eigenen Reihen die neue
Macht spüren lassen, um dem Welfen zu gefallen und sich dadurch
seinen Rückhalt zu sichern. Er selbst bräuchte keinen
Finger zu rühren. Das Geschäft des Verrats zwingt stets die
Verräter, gegen die eigenen Volksgenossen schlimmer zu wüten
als derjenige, an den sie sich verkauften.
    Wenn
das eintreten sollte, würde die einst ruhige Mortenau zu einem
unfriedlichen Krisengebiet werden, in dem die Plagen ständiger
Kleinkriege die Menschen der Region heimsuchen mochten. Dem Eintritt
in eine solch katastrophale Lage stand nur noch die Ortenburg im
Wege.
    Und
diese Burg wehrte sich aus Leibeskräften. Nachdem der Angriff
der Belagerer mit dem Sturmbock fehlgeschlagen war, versuchten sie es
mit einer anderen Taktik. Ihr Heerführer Gotvac schickte eine
Abteilung seiner Krieger und rund zwei Dutzend Knechte jener neuen
Vasallen, die sich auf seine Seite geschlagen hatten, in den Bergwald
im Osten der Burg. Dort hörten in der Folge die Bewohner der
Feste Geräusche von Äxten und Sägen, sodann das
Krachen fallender Bäume, und schließlich vernahmen sie mit
bangem Herzen Hammerschläge.
    Dietrich
und seine Getreuen ahnten, daß der Feind dabei war, einen
Belagerungsturm zu zimmern. Da dies auf der Ostseite geschah,
vermutete der Ritter, daß der Angriff wohl auch gegen die in
dieser Richtung liegende Burgmauer geführt werde.
    So
kam es denn auch wenige Tage später. Früh am Morgen, als es
noch dunkel war, setzten rund fünfzig Slawen den ziemlich hohen
Belagerungsturm in Bewegung. Vorne wurden die Haltekeile von den
zurechtgeschnittenen Baumstämmen entfernt, die als Rollen
dienten, auf denen der Turm laufen sollte. Hinten hielten fünf
Gruppen von Männern auf der abschüssigen Strecke das
Bauwerk mit dicken Tauen, während ein paar Knechte ständig
die hinten freiwerdenden Rollen eilig nach vorne brachten, um sie
dort wieder anzulegen.
    Auf
diese Weise näherte sich das Ungetüm knirschend und ächzend
der Burgmauer. Allerdings hatten die Angreifer in ihrem Eifer nicht
bedacht, daß auf der gewählten Mauerseite über ihnen
der mächtige Bergfried stand, von dem aus die
Belagerungsmaschine frühzeitig beschossen werden konnte. Aus
Bequemlichkeit hatten sie es außerdem unterlassen, die
Vorderseite ihrer Holzkonstruktion zumindest im oberen Teil mit
nassen Fellen zu schützen, weil sie glaubten, die Entfernung
zwischen Bergwald und Mauer so schnell zurücklegen zu können,
daß ihr Angriff die Burg überraschen würde. Aber
immer wieder mußten sie unterwegs den Turm zum Stehen bringen,
weil er auf dem abschüssigen Gelände mehrmals umzukippen
drohte.
    Auf
der Gegenseite waren Dietrich und seine Mannen längst auf ihren
Posten, und da nun schon der Tag anbrach, beobachteten sie die
Bemühungen ihrer Feinde mit zunehmender Heiterkeit.
    "Kommt
nur her mit eurem Wackelpeter", schrie einer der Burgleute. "Wir
werden ihm das Tanzen schon beibringen!"
    "Ihr
da hinten", rief ein anderer in Richtung der schwitzenden
Slawen, "laßt doch die Seile los, euer Kunstwerk findet
allein den Weg in die Künzig!"
    „ Ja,
ja“, schrie ein weiterer Burgmann unter dem brüllenden
Gelächter seiner Kameraden. „Hurtig, hurtig! Besteigt
jetzt geschwind eure

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