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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Händler scheint verarmt zu sein.
Deshalb will er ja von Euch einen Passierschein, um sein
Handelsgewerbe wieder aufnehmen zu können. Ihr könnt Euch
also darauf verlassen, daß er kommen wird. Der Erlaubnisschein
ist der Köder, und der dicke Fisch wird anbeißen!"
    "Nun
ja - möglicherweise! Er gibt uns die gewünschte Auskunft
und bekommt dafür das ersehnte Pergament, das ihm Freizügigkeit
in diesem von uns besetzten Land gewährt. Aber was haben wir
davon?"
    "Feinel
lächelte hintergründig. "Damit haben wir zwei wichtige
Figuren auf unserem Schachbrett - den Freiherrn von Ullenburg und den
Händler! Aber ob wir Hacko wirklich brauchen, hängt davon
ab, wie sich unser Spiel gegen Dietrich entwickelt, bei dem der
Ullenburger eine Rolle spielt. Ich will Euch nun auseinandersetzen,
was getan werden muß, damit uns die Ortenburg fast kampflos in
die Hände fällt."
    Zwar
verbarg Gotvac seine gespannte Erwartung zunächst hinter einer
zweifelnden Miene, aber Feinel trug ihm einen Plan vor, der ganz nach
dem Geschmack des polnischen Grafen war und diesen letztlich
überzeugte, damit seinen Feldzug retten zu können.
    *
    Niemand
auf der Ortenburg konnte sich vorstellen, was als Nächstes
geschehen würde. Manche behaupteten unverzagt, der Krieg wäre
aus, die Slawen würden das Land verlassen. Andere meinten, der
Feind könnte sich jetzt schwächeren Burgen zuwenden. Nur
Dietrich, den Graf Max einst in die politischen Verhältnisse des
Reiches und die damit verbundenen Machenschaften eingeweiht hatte,
sah die Dinge nüchtern. Er vertrat die Ansicht, daß der
Heerführer der Slawen kein Mann war, der sich so leicht
geschlagen gab. Daß der Pole zweimal vergeblich gegen die
Ortenburg angerannt war, bedeutete, gemessen an der Macht, mit der er
die Mortenau im Griff hielt, nicht viel. Womöglich kam es ihm
auch nicht darauf an, ein weiteres Jahr in der Region auszuharren.
Die Versorgung seines Heeres war wohl gesichert, seit die Edlen der
Nordhälfte weitgehend zu ihm übergelaufen waren. Deren
Bauern hatten jetzt eben zwei Herren zu dienen - dem eigenen, nach
althergebrachter Art, und dem fremden Bedrücker, den sie in
erster Linie mit Nahrungsmitteln versorgen mußten.
    Der
Monat August brachte zunächst viel Regen. Es war kühl, die
Wege wurden morastig, und es schien, als hätten die Slawen bei
diesem Wetter keine Lust zu kriegerischen Handlungen. Trotz des
schlechten Wetters lockerte sich deshalb auf der Ortenburg die
Stimmung von Tag zu Tag mehr. Die Gesichter der Bewohner hellten sich
auf, man hörte wieder Lachen und Scherzen, und ganz Mutige
wollten es wagen, mit dem Fuhrwerk die sichere Feste zu verlassen.
Sie wurden beauftragt, die wenigen Bauern aufzusuchen, die noch das
Land bestellten, um Nahrungsmittel für die Burg einzufordern.
    Erstaunlicherweise
gelang dies, ohne daß irgendwo Slawenkrieger aufgetaucht wären.
Auch Dietrich ließ sich allmählich von der allgemeinen
Zuversicht anstecken. Nachdem im Umkreis der Burg tatsächlich
alles ruhig zu bleiben schien, schickte er an einem Tag, an dem es
einmal nicht regnete, mehrere Knechte vor die Mauern, damit sie die
Trümmer des feindlichen Sturmbocks und des Belagerungsturmes
bargen und Brennholz für den Winter daraus machten.
    Die
Toten und die Verwundeten hatten die Slawen längst geborgen.
Dietrich hatte sie nach jenem schrecklichen Sturz ihres vollbesetzten
Belagerungsturmes gewähren lassen. Insgeheim war er froh, daß
der Feind die Bergung aus freien Stücken übernahm. Er ahnte
auch, warum der Slawenführer hier scheinbar menschliche Züge
zeigte. Der Unglücksort lag zu nahe beim Hauptkampfplatz. Hätte
er seine verunglückten Krieger, ob tot oder lebendig, im
Halsgraben liegen lassen, so hätte er seine kämpfenden
Scharen dem Stöhnen und Schreien der Verletzten und später
dem Verwesungsgestank der Leichen ausgesetzt. Damit wäre er
Gefahr gelaufen, daß zumindest ein Teil seiner Bewaffneten ihm
unter solchen Bedingungen die Gefolgschaft verweigert hätte.
    Nachdem
die letzten Überreste der von den Slawen erfolglos eingesetzten
Kriegsmaschinen beseitigt waren, sah es vor der Burg wieder so
friedlich und aufgeräumt aus, als hätte nie ein Angriff
stattgefunden.
    Das
alles trug letztlich zu der Überzeugung bei, daß der Krieg
nun endgültig zu Ende wäre. Nur Jost von Ullenburg schlich
nach wie vor mit tieftrauriger Miene umher. Den Mann bedrückte
neben dem Verlust seiner Burg vor allem die Ungewißheit um Weib
und Kinder. Lediglich während

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