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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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bald. Die Zeit drängt.
Sattle jetzt die Rosse und komme mit ihnen zum Tor."
    Der
Knappe stürzte davon, und Dietrich begab sich zu Anselm Hutter.
Der Kämmerer war mit Eintragungen in einen seiner Folianten
beschäftigt, als der Ritter den Raum betrat.
    "Nanu",
sagte der Alte mit seiner krächzenden Stimme. "Haben die
Feinde sich zurückgezogen, daß Ihr mich besucht?"
    "So
ähnlich", entgegnete Dietrich, ohne weiter auf die Frage
einzugehen. "Ich benötige Eure Schreibkunst! Nehmt ein
Pergament und schreibt auf, daß ich den Herrn der Geroldseck
bitte, eine Streitmacht zur Ortenburg zu entsenden, um der Feinde
Herr zu werden, welche die Burg mit Hilfe einer unsauberen List zu
überwältigen gedenken."
    Er
schwieg und überlegte, ob diese Nachricht ausreichend sei, um
Graf Urban zu veranlassen, der Ortenburg zu Hilfe zu eilen.
Inzwischen war der Kämmerer bereits eifrig dabei, mit einem
frisch zugeschnittenen Gänsekiel und hellbrauner Dornentinte*
fette Buchstaben auf ein Pergament zu malen.
    *[ Dornentinte:
Aus dornigen Sträuchern hergestellt (z. B. Weißdorn) ]
    "Setzt
noch hinzu", sagte Dietrich nach einer Weile, "daß
die Geroldseck die nächste Burg sein dürfte, die von den
Eroberern berannt werden wird. Urbans Waffenschar müßte
also bis morgen mittag hier sein, sonst ist es zu spät."
    "Ist
das wahr?" fragte der Kämmerer beklommen.
    "Ja!
Für Späße ist jetzt keine Zeit. So schreibt schon
weiter! Ich warte darauf, denn es eilt wirklich!"
    Wenig
später begab sich Dietrich mit dem beschriebenen und mit dem
Siegel der Ortenburg versehenen Pergament zurück zum Tor, wo
bereits Roland mit seinem Wallach und einem zweiten, ebenfalls
gesattelten Roß wartete.
    "Wollt
Ihr beiden einen Sturmangriff auf das Slawenlager unternehmen?"
empfing ihn der Händler, der dabeistand, in neugierigem Ton.
    "Der
Bursche wird auf der väterlichen Burg gebraucht",
entgegnete Dietrich kurz angebunden. Ein schneller Blick sagte ihm,
daß der Dicke die Ausrede glaubte, und um weiteren Fragen aus
dem Weg zu gehen, setzte er in befehlendem Ton hinzu: "Du,
Hacko, hast jetzt die Aufgabe, die Wächter des Tribocks für
eine Weile zu beschäftigen, damit mein Knappe ungefährdet
den Burgweg gewinnen kann. Rasch, spute dich!"
    Auf
einen Wink des Ritters wurde das Tor geöffnet und die Zugbrücke
heruntergelassen. Sie setzte mit knirschendem Schlag auf dem
Schüttgut auf, mit dem die Slawen Tage zuvor den Burggraben
gefüllt hatten. Hacko verließ den Zwinger, den Handkarren
gemächlich hinter sich herziehend. Roland saß schon im
Sattel. Das Pergament mit der Botschaft für den Geroldsecker
steckte wohlverwahrt unter seinem Wams. Er hatte das Handpferd am
Zügel gefaßt und war bereit, auf ein Zeichen seines Herrn
loszureiten. Beide hielten sich sorgfältig im Schatten der
Torhalle, so daß sie draußen einem Beobachter nicht ins
Auge fielen. Nur Greif hielt sich nicht an die Vorsichtsmaßregeln.
Mit der Nase am Boden, verfolgte er eifrig die Spuren der
interessanten Gerüche, die seinen Geruchssinn beschäftigten.
Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre über die
Zugbrücke in Richtung des feindlichen Lagers getrabt, um sich
den Urheber der seltsamen Düfte näher anzusehen.
    "Das
Teufelsvieh verrät uns noch!" flüsterte Dietrich
kopfschüttelnd.
    "Hierher,
Greif! Fuß!" zischte Roland. Der Wolfshund blieb auf
halbem Weg stehen und sah zurück; schließlich wandte er
sich um. Gemächlich setzte er sich zunächst einmal auf die
Hinterbacken - mitten auf der Brücke.
    "Komm
her, du Schuft!" raunte Roland wütend, erreichte aber nur,
daß der Schuft die Ohren spitzte und den Kopf schräglegte.
    "Laß
ihn", murmelte Dietrich. "Es fällt eher auf, wenn wir
uns zu sehr mit ihm beschäftigen!"
    Inzwischen
war der Händler bei den Palisaden angelangt. Dietrich sah, wie
er offenbar die von der Schirmwand gedeckten Wächter ansprach
und im nächsten Augenblick mit seinem Karren dahinter
verschwand.
    "Jetzt!
Reite los!" befahl Dietrich dem gespannt wartenden Knappen.
Roland gab seinem Roß die Sporen. Das hohl klingende Poltern
der Hufe schallte über den Platz, als er mit den Tieren über
die Zugbrücke sprengte. Aber selbst wenn jemand von den Slawen
die Geräusche vernahm, waren Rosse und Reiter samt dem in langen
Sätzen folgenden Greif längst um die Mauerecke
verschwunden, bis die Quelle des Lärms erkannt war. Sie jagten
bereits in gestrecktem Galopp den Burgweg hinunter, und eine sich
langsam auflösende Staubwolke war alles, was

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