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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Kappe. Es regnete jetzt häufig, und
das ausgedörrte Land schluckte gierig, was ihm Sommer und Herbst
vorenthalten hatten. Von der Künzig ausgehend, war die Erde bald
bis weit ins flache Land hinaus aufgeweicht, moorig und zum Teil mit
Wasser bedeckt, das nicht versickern konnte, weil der Boden bereits
vollgesogen war. Ob dies oder andere Probleme die Ursache dafür
waren, daß die Slawen an ihren Standorten verharrten und sich
ruhig verhielten, war nicht auszumachen.
    Damit
hatte sich aber auch Dietrichs Befürchtung vorläufig nicht
bewahrheitet. Nachdem er die Slawenschar unter der Führung des
"Herolds" Feinel grob abgewiesen hatte, glaubte er eine
Zeitlang, der Feind würde die Ortenburg bald angreifen. Es blieb
jedoch seltsam ruhig im Land, und fast schien es, als seien die
Besatzer es müde geworden, zu rauben und zu brandschatzen.
    In
Wahrheit hatte der polnische Heerführer Gotvac auf seinen
Berater Feinel gehört, der ihm dringend nahelegte, während
des Winters nichts zu unternehmen. Der Jude hatte in den
zurückliegenden Monaten als Herold nicht nur die Ortenburg
aufgesucht. Er war weit im Land herumgekommen und mit seiner
bewaffneten Rotte vor den Mauern zahlreicher Burgen aufgezogen, um
die Edlen der Mortenau mit Lockung und Drohung gefügig zu
machen. Dabei war ihm aufgefallen, daß die Bedingungen für
Kriegszüge wegen des Wetters immer ungünstiger wurden.
Deshalb riet er Gotvac, bis zum Frühjahr mit dem "Burgenbrechen"
zu warten, wenn das Land wieder trockengefallen sei. Der Pole war
damit einverstanden, denn er wußte, die drei an verschiedenen
Standorten befindlichen Heeresteile waren durch die vorangegangenen
Raubzüge bestens und für Monate mit Nahrungsmitteln
versorgt.
    Der
Januar kam mit mehr Regen, und die Niederungen ertranken in den
Wassermassen, die von oben herniederrauschten, aber auch aus den
überquellenden Flüssen heraustraten. Die hochgehende Künzig
hatte mit ihren Seitenarmen die Gegend des Taleinganges von den
Bergen bis hinaus in die Ebene überschwemmt und in einen See
verwandelt. Zu der Furcht vor den slawischen Feinden kam bei den
Bewohnern des Flachlandes jetzt noch die Angst, in den wachsenden
Fluten Hab und Gut zu verlieren, wenn nicht gar umzukommen. Nicht
wenige Menschen waren vom Wasser eingeschlossen und saßen
hilflos entweder im oberen Stockwerk ihrer Häuser, soweit
vorhanden, oder bei den meistens eingeschossigen Behausungen auf den
Dächern, wo sie auf Hilfe warteten.
    So
kam es, daß den Menschen auf der Ortenburg die Arbeit nicht
ausging, wohl aber die Nahrungsvorräte schneller abnahmen, als
man berechnet hatte. Denn Dietrich und Ida sahen sich gezwungen, die
ärgste Not derer, die im Umfeld der Burg vom Wasser
eingeschlossen waren, dadurch zu lindern, daß sie die
Obdachlosen nicht nur retten ließen, um sie an weniger
betroffenen Orten unterzubringen, sondern sie auch mit Proviant aus
ihren Vorratsspeichern versorgen mußten.
    Mitte
Februar, als aufgrund der vorangegangenen milden Temperaturen in den
trockenen Teilen der Landschaft bereits das Gras zu sprießen
begann, an geschützten Stellen Schneeglöckchen ihre
Lanzettblättchen durch das Erdreich ins Freie schoben, und als
die Kohlmeisen zwar zögernd, aber doch halbwegs zuversichtlich
anfingen, den Frühling einzuläuten, da zeigte ihnen von
einem Tag zum anderen der Winter seine eisige Faust. Es wurde so
kalt, daß selbst die stürmischen kleinen Bergbäche
unter einer Eiskruste verschwanden, unter der sie empört
murmelnd zu Tale drängten.
    Besonders
verheerend wirkte sich der plötzliche verspätete
Wintereinbruch für die Menschen aus. Vielen schwand der
spärliche Holzvorrat zum Heizen nach kurzer Zeit. Man hatte
weder im abgelaufenen Jahr noch während des Winters Holz
schlagen und sich den notwendigen Nachschub sichern können. Zwar
war es infolge der Besetzung des Landes durch die Slawen sowieso
lebensgefährlich, sich wie sonst in der kalten Jahreszeit in die
Holzschläge zu begeben, aber das hätte man riskiert. Viel
schlimmer war die lange Regenperiode und die damit einhergehende
Überschwemmung großer Landesteile, die es unmöglich
machten, sich das bitter benötigte Feuerholz zu beschaffen.
    War
es zuerst die Nässe, die nicht aufhören wollte und unter
Mensch und Tier ihre Opfer forderte, so hielt jetzt eine furchtbare,
endlos scheinende Kälte das Land und seine Lebewesen in ihrem
eisigen Griff. Ein schneidend kalter Nordostwind fuhr über die
Ebene, schüttelte die Wälder, heulte

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