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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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Konsequenz gezogen: Nachdem
ihr die Bitte nach einer Verstärkung ihrer Burgmannschaft von
Ida rundweg abgeschlagen worden war, hatte sie einen Tag später
auf der Thiersburg alle Bewohner außer den Gefangenen
zusammenrufen lassen. Sie hatte ihnen erklärt, daß sie
angesichts der Bedrohung durch umherstreifende Slawenscharen
beabsichtige, einen Wachdienst am Taleingang einzurichten, der die
Burgbewohner früh genug alarmieren sollte, falls sich eine
solche Bande dem Tale näherte. Die erschrockenen Leute
vernahmen, daß es ihr nicht möglich gewesen war, von der
Ortenburg zusätzliche Waffenknechte überstellt zu bekommen
und daß sie nun auf sich allein angewiesen seien. Sie machte
ihnen klar, daß einige der im Stalldienst und in der
Landwirtschaft tätigen Knechte dort abgezogen und von einem
erfahrenen Krieger im Umgang mit Waffen unterwiesen werden müßten,
um die spärliche Schar der Bewaffneten zu verstärken.
    Da
es Adelheid bewußt war, daß weder die Landwirtschaft noch
das Vieh unter dieser Umstellung leiden durften, ordnete sie an, daß
mehrere Mägde bis auf weiteres die Arbeit der für den
Waffendienst abgestellten Knechte übernehmen mußten. Was
ihr noch Kopfzerbrechen bereitete, waren die slawischen Gefangenen,
die ihr Dietrich im Vorjahr zugeteilt hatte. Bisher hatte es Adelheid
nicht gewagt, sie als Arbeitskräfte einzusetzen, weil
Bartholomäus ihr davon abgeraten hatte. Doch jetzt, wo sich
durch die veränderten Aufgaben des Gesindes der Mangel an
Knechten bemerkbar machte, stellte sich die Frage nach einem
Arbeitseinsatz der Gefangenen erneut. Abermals sprach sie eines
sonnigen Morgens im Mai Bartholomäus darauf an.
    "Nun
ja", sagte der Großknecht, der gerade ein paar Leute für
die Feldarbeit einteilte, und kratzte sich unschlüssig am
Hinterkopf. "Ihr kennt ja das Risiko, wenn wir die Kerle frei
hier herumlaufen lassen. Sie werden wohl andauernd nach einer
Fluchtmöglichkeit Ausschau halten, und ob ihnen da noch der Sinn
nach ernsthafter Arbeit steht, bezweifle ich."
    "Wir
könnten sie doch innerhalb der Burg beschäftigen",
meinte Adelheid. "Vielleicht im Küchendienst?"
    Bartholomäus
unterdrückte ein Lächeln. "Nein, Herrin, das auf
keinen Fall. Für eine solche Tätigkeit sind diese Burschen
völlig ungeeignet. Die kann man nur mit harter körperlicher
Arbeit bändigen, so daß sie am Abend zerschlagen auf ihr
Lager sinken und der Gedanke an Flucht ihnen höchstens noch im
Traum erscheint."
    "Also
- was schlägst du vor?"
    Der
Großknecht sah sie eine Weile sinnend an, dann schüttelte
er den Kopf. "Herrin, laßt die Slawen, wo sie sind. So
lange wir sie im Verließ eingesperrt halten, sind wir sicher
vor ihnen. Was für eine Arbeit ich mir für sie auch
ausdenken mag - ich meine handwerkliche oder sonstige schwere Arbeit,
die uns nützt -, ich müßte ihnen Arbeitsgeräte
in die Hand geben. Da wären zum Beispiel Bretter zurechtzusägen,
um morsches Holz am Stalldach zu ersetzen. Dazu brauchen sie Axt,
Säge, Hammer und dergleichen. Versteht Ihr jetzt, welche
Gefahren das für uns heraufbeschwören kann? Die Bande würde
doch solche Werkzeuge als Waffen gegen uns benutzen und in einem
günstigen Augenblick über uns herfallen. Bedenkt, es sind
sechs kräftige Burschen, und wir haben lediglich fünf
Waffenknechte, von denen zwei am Tag schlafen, weil sie nachts Wache
halten müssen, und die anderen drei sind bei Tag auf die äußeren
Punkte der Burg verteilt. Von den vier zusätzlichen Mannen, die
Ihr jetzt aus ihrem normalen Arbeitsbereich ausgesondert und den
Bewaffneten zugeteilt habt, müßtet Ihr zwei als Wächter
abzweigen, die nichts zu tun hätten, als auf die Steppenstrolche
aufzupassen. Damit wäre niemand gedient, am allerwenigsten
unserer Burgmannschaft, die Ihr doch verstärken wollt."
    Betroffen
starrte Adelheid den Großknecht an. Es war das erste Mal, daß
er ihr so nachdrücklich widersprach, und wenn sie es nüchtern
bedachte, hatte er recht. Zögernd und mehr zu sich selbst sagte
sie: "Ich verstehe nicht, wieso mein Gemahl die Gefangenen zu
uns gebracht und dazu noch betont hat, daß wir sie als
Arbeitskräfte verwenden sollen."
    Ein
mitleidiger Blick Bartholomäus' streifte sie. "Wahrscheinlich
ist er von den Verhältnissen auf der Ortenburg ausgegangen. Dort
haben sie natürlich keine Sorgen, daß ihnen zu wenig Leute
zur Verfügung stehen."
    "Ach,
Bartholomäus!" seufzte Adelheid und ließ die Arme
hängen. "Wie schwer ist das Leben als Burgherrin, wenn sie
den

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