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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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von heroischem Trotz, umgeben von seinen gleich ihm
ratlosen Kriegern und ungeachtet des Lärms der Feinde, ein
stilles Gelübde. Er, der eigentlich nicht sonderlich religiös
war und mitunter insgeheim daran zweifelte, daß es den Gott der
Kirche wirklich gab, versprach in seiner seelischen Not und
angesichts der riesigen Gefahr, die der Feind für ihn und seine
Schutzbefohlenen heraufbeschwor, diesem Gott, sein Leben radikal zu
ändern, wenn er ihm hülfe, den heraufziehenden Slawensturm
erfolgreich abzuwehren. Er versprach nicht weniger, als Ida zu
verlassen und fortan als ein treuer Gemahl an Adelheids Seite zu
leben...
    Und
als sei seine Bitte um Hilfe, kaum zu Ende gedacht, bereits gewährt,
öffnete sich die zum Wehrgang weisende Tür des Turmes.
Einer der zur Verstärkung angeforderten Kriegsknechte stand
leicht gebückt in der niedrigen Öffnung, den langen
Dreiecksschild vor sich auf den Boden gestützt. Dietrich sah
erleichtert, wie sich hinter ihm weitere Mannen drängten.
    "Deckt
euch!" rief Dietrich ihnen zu. "Hier hagelt es
Slawenpfeile! Zwei Mann hinter Schilden raus zu mir! Die anderen
mögen im Turm bleiben. Sie sollen sich aber vorsehen, durch die
Mauerschlitze pfeifen mitunter Eisenbolzen!"
    In
kurzen Worten gab Dietrich zwei geduckt vor ihn hin getretenen
Waffenknechten zu verstehen, was sie zu tun hatten, denn jetzt war
ein Einsatz Volkers möglich. Die beiden Schildträger
sollten ihn so decken, daß er ohne Gefahr von der Mauer aus
seitlich die feindlichen Wannenträger mit seiner Armbrust
beschießen konnte. Das würde, wie Dietrich hoffte, die
Angreifer daran hindern, den Burggraben an der vorgesehenen Stelle
vollends zuzuschütten.
    Kaum
hatten die beiden neuen Kämpfer sich bereitgestellt, flogen
abermals feindliche Pfeile und pochten an ihre gehobenen Schilde.
Jedoch war Volker jetzt in der Lage, in deren Schutz mit
schußbereiter Armbrust darauf zu lauern, daß die
Grabenfüller wieder mit neuem Schüttgut hinter ihren
Schirmdächern hervorkamen. Allerdings schien man auf seiten der
Slawen zu bemerken, was die Verteidiger vorhatten. Der Mann auf dem
Schimmel trieb durch Gesten und lauten Zuruf zwei Speerträger
an, die daraufhin mit gezückter Waffe auf die Mauerstelle
zuliefen, wo Volker stand. Ein Schwarm von Pfeilen stieg im Rücken
der Speermänner auf, fuhr über sie hinweg und prasselte wie
starker Hagel gegen Mauer und Zinnen. Bald starrten auch einzelne
Pfeilspitzen durch das zersplitternde Holz der Schilde, die Volker
schützten. Bei den Schirmdächern der Slawen aber tat sich
noch immer nichts.
    Dietrich
bewegte sich gebückt zur Tür, öffnete sie einen Spalt
weit und rief: "Neue Schilde her!"
    Danach
kroch er eilig zurück und sah zwischen zwei Zinnen hindurch die
beiden slawischen Speerkämpfer fast schon in Wurfweite.
Gleichzeitig hörte er im Turm einen Schmerzensschrei. Ein
Krieger kam gebückt aus dem Torhaus und reichte seinen beiden
Kameraden neue Schilde.
    "Einer
von uns ist verletzt, Herr!" rief er gleichzeitig Dietrich zu.
"Der Armbrustmann da draußen trifft durch unsere
Mauerschlitze, als wären es offene Scheunentore. Ein halbes
Dutzend Bolzen liegt schon im Torhaus auf dem Boden!"
    "Haltet
Euch von den Schießscharten fern", gab Dietrich zurück.
Er sah, wie Volker anlegte und ungeachtet der nahenden Speerkämpfer
zielte und den Bolzen fliegen ließ. Schmerzliches Geheul
ertönte unten. Volker duckte sich rasch hinter seine Zinne, ein
Speer krachte über ihm gegen die Turmwand und fiel dann
wirkungslos hinunter auf die Erde. Der zweite Speer, unkonzentriert
geschleudert, flog hoch über die Mauer hinweg und ein Stück
weit in den Zwinger hinein, wo er zitternd im Boden stecken blieb.
    "Einen
hab ich erwischt!" rief Volker, zu Dietrich gewandt.
    Der
nickte und sagte grimmig: "Schon gut, aber wir müssen
deinen feindlichen Kollegen ausschalten. Sieh zu, daß du ihn
triffst, wenn er wieder aus seiner Deckung hervorhüpft und
unsere Schießscharten für seine Zielübungen
mißbraucht!"
    Dietrich
wußte, daß sie sowohl das Schußfeld der
Mauerscharten des Turmes, als auch den Gußerker* benötigten,
um den Gegner vor dem Tor wirksam zu bekämpfen. Der slawische
Armbrustschütze schien ein Meister seines Faches zu sein. Die
Anzahl der im Torhaus am Boden verstreuten Bolzen bewies, daß
er kaum einmal danebenschoß. Unklar war bisher, wo der
unheimliche Schütze sich in den Ruhepausen verbarg.
    *[ Erker
auf Konsolen und ohne Boden; diente der Feindbekämpfung

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