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Die Klinge des Löwen 03

Die Klinge des Löwen 03

Titel: Die Klinge des Löwen 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Weil
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angekohlten Stellen mehrmals zu treffen."
    Mittlerweile
waren jedoch zwei Scharen gegnerischer Bogner aus dem Hintergrund
herangekommen und schwärmten auf beiden Seiten des Pavesenblocks
aus. Dahinter tummelte ihr Hauptmann in silbern blitzender Brünne
und blutrotem Waffenrock sein weißes Roß und erteilte mit
sonorer Stimme den Kriegern seine Befehle. Dietrich, der nicht wußte,
daß es der polnische Heerführer Graf Gotvac persönlich
war, der diese erste Attacke leitete, sah mit ungutem Gefühl,
wie sich der Angriff mit atemberaubender Wucht entfaltete. Etwa
dreißig Schützen auf jeder Seite des unaufhaltsam näher
rückenden Blocks spannten ihre Bogen, und ein Schwarm von
Pfeilen flog mit tödlichem Pfeifen gegen die Verteidiger auf den
Burgmauern. Eine Geschoßwolke nach der anderen folgte und zwang
Dietrichs Mannen in die Deckung der Zinnen.
    Einzelne
Slawen schlüpften währenddessen mit Äxten flugs hinter
den fahrbaren Holzschirmen hervor, schlugen blitzschnell die
brennenden Pfeile dicht an den Bretterwänden ab und bewarfen die
glimmenden Stellen mit Erde. Sie hatten aber offenbar nicht damit
gerechnet, daß sie aus dem Torturm heraus bereits auf diese
Entfernung unter Beschuß geraten würden. Gurgelnd brach
einer der Krieger mit einem Pfeil im Rücken zusammen, während
zwei andere hastig durch die Lücken zwischen den Schirmdächern
in die Deckung zurückhuschten.
    Es
war Roland, der sich in der Sicherheit des Torturmes in aller Ruhe
die Gegner aussuchte und kurz nach seinem ersten Treffer mit
gezielten Schüssen auch zwei in der Nähe befindliche Bogner
ausschaltete. Doch diese Möglichkeit, unbekümmert um die
herrschende Gefahr kämpfen zu können, weil die Turmmauern
ihn schützten, währte nicht lange. Gerade noch rechtzeitig
bemerkte der Knappe einen feindlichen Armbruster, der plötzlich
seitlich aus dem Pavesenschutz heraustrat und mit seiner Waffe auf
die Maueröffnung zielte, hinter der Roland sich befand. Der
Knappe sprang geistesgegenwärtig zur Seite, und fast im selben
Moment fuhr ein eiserner Bolzen durch die Schießscharte und
schlug mit hellem Ton auf die gegenüberliegende Turmwand, ehe er
zu Boden fiel. Kreideweiß und wie gelähmt lehnte sich
Roland eine Weile an die Wand und starrte das Geschoß, das nun
harmlos am Boden lag, entsetzt an. Allmählich dämmerte ihm,
daß er wohl nur knapp dem Tode entronnen war. Er schüttelte
sich und murmelte: "O Gott, wie haarscharf das war!..." Die
Angst um sein Leben hatte ihn gepackt und hielt ihn davon ab, noch
einmal vor eine der beiden Schießscharten zu treten, und da er
momentan der einzige im Raum war, fiel der Torturm als strategischer
Verteidigungspunkt vorläufig komplett aus.
    Während
es unaufhörlich Pfeile regnete, die alle Verteidiger der
Tormauern hinter ihrer Deckung festnagelten und zur Untätigkeit
verdammten, war das Ochsengespann mit seiner Geröllfracht unter
dem Schutz der Schirmdächer nahe am Burggraben aufgefahren. Für
die Slawenkrieger, die vor der hochgezogenen Fallbrücke den
Graben aufzufüllen hatten, begann jetzt der schwierigste Teil
der Operation. Sie mußten sich für kurze Zeit ungedeckt
dem möglichen Beschuß aus dem Torturm und von den
angrenzenden Mauern herunter aussetzen, sobald sie mit ihren schwer
beladenen Wannen auftauchten, um sie in den Burggraben zu schütten.
    Aber
nun zeigten die Slawen, daß sie ihr Kriegshandwerk verstanden.
Unter dem gleichzeitig einsetzenden ohrenbetäubenden Lärm
der Pfeifen und Hörner zurückliegender Abteilungen ließen
die in vorderster Linie stehenden Bogenschützen jetzt wieder
Massen von Pfeilen wie Sturmvögel gegen die Verteidiger
schwirren, um sie hinter die Zinnen zu zwingen. Hatten sie ihre
Pfeile verschossen, trat sofort die zweite Reihe in Aktion, während
zwei weitere Abteilungen dahinter auf ihren Einsatz warteten.
    Dietrich,
der genauso hilflos in der Deckung kauerte, wie alle anderen, gestand
sich inzwischen zähneknirschend ein, daß er ein derart
planmäßiges und sehr geschicktes Vorgehen des Feindes
nicht erwartet hatte. Das aber bedeutete, daß die Burg langsam,
aber sicher in tödliche Gefahr geriet. Er wußte, daß
er bald einen wirksamen Gegenschlag führen mußte, wenn er
nicht mitansehen wollte, wie der Feind erfolgreich alle Maßnahmen
traf, um den Sturmbock in jene Position zu bringen, in der er Brücke
und Tor zertrümmern konnte.
    Mit
einem Ruck erhob sich Dietrich trotz der heranfliegenden Pfeile, war
mit einem Satz bei der Turmtür,

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