Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
Vom Netzwerk:
zehnmal klingeln.
    Niemand hob ab.
    Komm schon, Arnie, wo steckst du? Es ist Sonntagmorgen, da müsstest du doch in deiner Suite herumhängen.
    Nach dem Schwimmen zog Ian sich an und setzte sich mit einer Tasse Kaffee an den Schreibtisch. Er schrieb drei Seiten seines Romans. Dann mixte er sich eine Bloody Mary und rief erneut in Arnies Suite an.
    Es klingelte zweimal, ehe jemand abhob.
    »Arnold Barrington Associates«, leierte eine nasale männ liche Stimme herunter.
    Das war offensichtlich nicht Arnies Sekretärin Bernice.
    Natürlich nicht, dachte Ian. Es ist Sonntag. Das muss Arnies aktueller Liebhaber sein.
    »Ich würde gerne mit Arnie sprechen.«
    »Und wer spricht da, bitte?«
    »Ian Collins.«
    »Oh, Ian! Evan Chandler, nehme ich an?«
    »Genau.«
    »Oh, wie schön, mal mit Ihnen zu sprechen. Ich vergöttere Ihre Bücher geradezu. Sie sind so prächtig . Und Manche nennen es Schlaf! Was soll ich sagen? Ein wundervoller Roman. Hoffentlich wird der Film der Vorlage gerecht.«
    »Das will ich hoffen. Arnie und ich sind Ko-Produzenten, deshalb ist es auch unsere Schuld, wenn die Sache schiefgeht.«
    »Es wird bestimmt ein großartiger Film. Ich bin übrigens Dennis.«
    »Wie geht’s Ihnen, Dennis?«
    »Ach, mir geht’s einfach super . Sie haben mir den Sonntagmorgen versüßt . Aber Sie haben bestimmt keine Lust, den ganzen Tag mit meiner Wenigkeit zu verplaudern. Ich hole Arnie ans Telefon. Warten Sie eine Sekunde. Legen Sie nicht auf.«
    »Klar. Danke.«
    Er nippte an seiner Bloody Mary. Es war zu wenig Tabasco darin.
    Dennis meldete sich wieder. »Arnie kommt gleich.«
    »Danke, Dennis.«
    »Es ist wirklich toll , mit Ihnen zu sprechen. Ich bin so ein Fan. Und ich freue mich so darauf, Ihnen einmal persönlich zu begegnen. Wir werden natürlich alle bei der Premiere sein.«
    »Ja. Wahrscheinlich sehen wir uns dann.«
    »Hier ist er. Ciao , Ian.«
    »Bis dann, Dennis.«
    »Ian?«, sagte Arnie.
    »Hallo, Arnie. Entschuldige, dass ich dich am Sonntag störe.«
    »Du störst mich nie, mein Freund. Wie läuft es im sonnigen Los Angeles?«
    »Kein Wölkchen am Himmel.«
    »Ach, manchmal könnte ich vor Neid sterben.«
    »Du würdest wahrscheinlich vor Langeweile sterben, wenn du New York jemals verlassen würdest.«
    »Du hast ja so recht. Ich glaube, ich würde verdorren und weggeweht werden, wenn ich von hier vertrieben würde. Natürlich werde ich das zu verhindern wissen. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich muss dich um einen großen Gefallen bitten.«
    »Und wenn ich ihn dir gewähre, tust du mir dann den Gefallen, von deiner törichten Besessenheit abzulassen, junge Geister zu manipulieren – und Vollzeit zu schreiben?«
    »Aber ich genieße es, junge Geister zu manipulieren«, sagte er.
    »Wir könnten dein Einkommen verdoppeln .«
    »Das erzählst du mir schon die ganze Zeit. Aber ich glaube, ich unterrichte weiter. Zumindest im Moment.«
    »Du bist egoistisch. Deine Leser dürsten nach mehr.«
    »Sie müssen sich eben gedulden.«
    »Glaub bloß nicht, ich wüsste nicht, warum du darauf bestehst, dich in Klassenzimmern herumzutreiben.«
    Er weiß es nicht, dachte Ian. Er kann es unmöglich wissen.
    »Du kannst dich einfach nicht von all den attraktiven Jungfrauen losreißen.«
    Ian kicherte. »Das ist sicher auch ein Grund.«
    Es ist wirklich ein Grund, dachte er. Der tägliche Kontakt mit den Mädchen, nicht nur mit den attraktiven Jungfrauen, sondern mit ihnen allen, mit den süßen und den reizlosen, mit den netten und den rotzigen, mit den klugen und den stumpfsinnigen. Und der tägliche Kontakt mit den Jungen gehörte ebenfalls dazu: die fleißigen Schüchternen, die Schlaumeier, die Sportskanonen, die allwissenden Spinner, die grinsenden Rüpel.
    Auch der Kontakt mit den anderen Lehrern und Schulangestellten spielte eine Rolle. Es gab die Sekretärinnen und Sachbearbeiter, die im Allgemeinen freundlicher und bodenständiger waren als die Lehrer. Und es gab Lehrer aller Couleur: die eifrigen, oft verängstigten jungen Lehrer; die engagierten Profis; die Faulenzer, die die meiste Unterrichtszeit damit verbrachten, Filme vorzuführen; die arroganten Pedanten; die Kinderhasser; die Erschöpften und die Griesgrämigen und die Enttäuschten.
    Die Enttäuschten wie Emily Jean.
    »Bis du noch dran, Ian?«
    »Was? Ja. Entschuldigung. Ich war in Gedanken.«
    »Hast du von den Lolitas in deinen Klassen geträumt?«
    »So in der Art. Jedenfalls, ich habe angerufen, weil …«
    »Ah, der Gefallen.«
    »Ich

Weitere Kostenlose Bücher