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Die Klinge: Roman (German Edition)

Die Klinge: Roman (German Edition)

Titel: Die Klinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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kommt.«
    »Es klang, als hättest du ihn überreden müssen.«
    »Irgendwas schien ihm Sorgen zu machen. Wahrschein lich schämt er sich, uns zu treffen, nach dem, was beim letzten Mal passiert ist.«
    »Ich wüsste nicht, wieso.«

31   HAUSBESUCH
    Das Haus auf der anderen Seite des dunklen Rasens machte einen guten Eindruck. Es hatte nichts Besonderes an sich. Albert hatte es nur ausgesucht, weil es das kleinste im Viertel war. Wahrscheinlich nur ein paar Zimmer.
    Er hatte heute Nacht keine Lust, es mit einem ganzen Haufen aufzunehmen.
    Als er aus dem Auto stieg, fror er. Besonders an den nackten Beinen.
    Er lief zum Haus.
    Alle Fenster in der Straße waren dunkel. Die Chancen standen gut, dass ihn niemand sehen würde.
    Er ging die Stufen zur Tür hinauf. Im Schatten holte er das Springmesser aus der Handtasche.
    Er hob den Saum seines Rocks und schnitt hinein. Mit dem Messer zwischen den Zähnen zog er am Stoff. Es gab ein trockenes Knistern, als er den Rock fast bis zur Hüfte aufriss. Er schob sein Bein durch den Schlitz. Es sah hellgrau und schlank aus.
    Weil es so dunkel war, hätte er sich das Rasieren vermutlich sparen können.
    Aber es hat Spaß gemacht.
    Es hatte dazu geführt, dass er sich sämtliche Körperbehaarung abrasierte, nicht nur, um seine Tarnung als Frau zu perfektionieren, sondern auch, weil es ihm gefallen hatte, sich einzuschäumen und die glänzende Klinge des Rasiermessers über seine Haut gleiten zu lassen.
    Das Leben ist voller kleiner Freuden, dachte er.
    Er riss die Bluse auf. Die Knöpfe sprangen ab. Er blickte nach unten und zog den Stoff so weit auseinander, dass man beide Schalen des schwarzen Spitzen- BH s sehen konnte, den er in Karens Kommode gefunden hatte.
    Albert hielt das Messer hinter seinem Rücken und drückte die Klingel. Er drückte wieder und wieder schnell hintereinander den Knopf.
    Schließlich hörte er Schritte.
    Die Stimme eines Mannes. »Ja? Wer ist da?«
    »Ich brauche Hilfe!«, keuchte Albert. »Bitte, ich bin vergewaltigt worden. Der Mann ist immer noch hinter mir her! Ich konnte fliehen, aber … Hilfe! Bitte! Oh Gott! Lassen Sie mich rein! Bitte!«
    Die Sicherheitskette rasselte, und ein Mann in Pyjamahose und mit wirrem Haar riss die Tür auf. Er wirkte verschlafen und durcheinander. »Kommen Sie besser rein«, sagte er.
    Nachdem Albert eingetreten war, blickte der Mann einen Moment in die Dunkelheit hinaus.
    Albert stellte sich hinter ihn, legte die Hand über seinen Mund und stieß ihm das Messer in den Rücken.
    Nun hatte er ein Haus in Denver.

32   LESTER ALLEIN
    Wieder eine Dienstagnacht allein. Die Schlampe.
    Lester brauchte sie so dringend wie ein Loch im Kopf.
    Dieses Mal war sie bei einer verfluchten Sitzung der Schulaufsichtsbehörde.
    Wer braucht sie schon?
    Wenn sie nicht auf einer Sitzung oder bei einem Seminar an der U.C.L.A. war, schloss sie sich hinten im Arbeits zimmer ein und hämmerte auf der Schreibmaschine herum, um irgendwelche beschissenen Stundenpläne oder so zu schreiben.
    Die Schlampe.
    Widerwillig schluckte er einen letzten Happen des mexikanischen Bohneneintopfs. Das Essen war nicht einmal richtig warm. Er faltete die leere Aluminiumschale zu einem Dreieck, ging damit in die Küche und warf sie gegen die Wand, sodass sie abprallte und in den Mülleimer fiel. Sie hinterließ eine braune Schmutzspur an der Wand.

33   VORWARNUNG
    Ian warf die abgenagte Hühnerkeule in die Pappschach tel. Er las weiter in seiner Taschenbuchausgabe von Schuld und Sühne , die er mit einer Hand hielt, während er die klebrigen Krümel von seinem Daumen nagte. Als er das Kapitel beendet hatte, legte er das Buch zur Seite, strich kleine Stückchen Hühnerhaut von seinem Arbeitshemd und stand vom Sofa auf.
    Er ging mit der Schachtel mit den Knochen in die Küche, stopfte sie in die Einkaufstüte, die er für den Müll benutzte, und wusch sich die Hände mit heißem Wasser und Seife. Währenddessen überlegte er, ob er das Geschirr spülen sollte, das sich auf der Arbeitsfläche stapelte.
    Später.
    Im Moment brauchte er nur eine Tasse. Er fand eine. Ihr Boden war von einer Pfütze Kaffee bedeckt. Braunem Kaffee. Die Tasse, die Charles Freitagnacht benutzt hatte.
    Der arme Junge. Helen Bryant hatte ihn völlig durcheinandergebracht.
    Was ist überhaupt los mit dieser Frau? Weiß sie nicht, dass man nicht mit seinen eigenen Schülern fickt?
    Ein halbes Dutzend blaue Schimmelflecken schwammen in dem Kaffeerest.
    Ian spülte die Tasse aus,

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