Die Klinge: Roman (German Edition)
könnte ihr Spaß machen, zu sehen, wie sich Lehrer vergnügen.«
»Das ist eine gute Gelegenheit«, sagte Phil, »ich bin sicher, Sie werden sich amüsieren.«
Kichernd fügte Susan hinzu: »Manchmal amüsieren wir uns zu sehr.«
»Wohl kaum«, sagte Dale. »Man kann sich nicht zu sehr amüsieren.«
»Ich weiß nicht, ob das stimmt«, meinte Phil.
»Einer ist immer der Dumme«, sagte Susan und lächelte Janet freundlich an.
»Irgendjemand muss garantiert kotzen, ehe der Abend zu Ende ist«, sagte Phil. Der pummelige Mann mit Brille demonstrierte es, indem er sich vorbeugte, den Mund aufriss und den Verandaboden anschrie: »Würg, würg!«
Susan gab ihm einen scherzhaften Klaps auf den Arm. »Hör auf damit, Schatz. Du bist peinlich.«
Janet lachte.
Das könnte ganz lustig werden, dachte sie.
»Warum gehen wir nicht alle ins Warme?«, schlug Dale vor.
Janet folgte ihnen ins Haus. »Ich bin neugierig, was Ihr Kostüm bedeuten soll«, sagte sie zu Susan.
»Ich bin eine Mauer«, erklärte Susan.
»Und ich bin …?« Phil zog seine grauen Augenbrauen hoch und schwenkte grinsend seine Kelle.
»Oh nein!« Janet lachte. »Sie sind der Maurer!«
»Stets zu Diensten.« Phil verbeugte sich.
Susan schlug ihm wieder sanft gegen den Arm. »Zu meinen Diensten, nicht zu ihren. Vergiss das nicht, alter Mann.«
»Du sorgst schon dafür, dass ich es nie vergesse.«
Susan packte seinen Ärmel und zog ihn hinter sich her. »Es war schön, Sie kennenzulernen, Janet. Ich bin sicher, wir sehen uns noch.«
»Bis später.«
Während sie sich in die Menge drängten, trat Dale dicht zu Janet.
»Sie scheinen wirklich nett zu sein«, sagte Janet.
»Oh ja, sie sind richtige Schätzchen. Wenn du deine Handtasche loswerden willst, kannst du sie ins Schlafzimmer legen.« Sie zeigte in die Richtung.
»Danke. Vielleicht später.«
»Die Bar ist draußen im Innenhof. Da sind auch ein paar Männer.« Sie zwinkerte und fügte hinzu: »Viel Spaß«, dann eilte sie zur Tür, weil es erneut klingelte.
Janet ging durch das überfüllte Wohnzimmer und lächelte gelegentlich unbekannten Gesichtern zu, die sich zu ihr umwandten. Die meisten Leute schienen verkleidet zu sein. Sie entdeckte einen Vampir, einen Clown, einen Piraten …
»Janet!«
Sie drehte den Kopf und sah in die lebhaften, schelmischen Augen des Rektors.
»Hallo, Mr. Harrison.«
»Willkommen auf der Party.«
»Danke.«
Er betrachtete sie von Kopf bis Fuß.
Sie betrachtete ihn von Kopf bis Fuß.
Er hielt ein Glas in der Hand und trug eine alte, lederne Fliegerkappe mit aufgestellten Ohrenklappen und eine Schutzbrille auf der Stirn. Um seinen Hals zog sich eine lange, weiße Narbe. Dort schien sein Kostüm zu enden. Darunter trug er ein langärmliges Hemd, eine Stoffhose und Slipper.
»Snoopy?«, fragte Janet ihn.
Er stieß ein fröhliches Lachen aus. »Beiß dir auf die Zunge, Squaw. Ich bin Charles Lindbergh!«
»Aha.«
Er zog die andere Hand hinter dem Rücken hervor. Eine nackte und blutverschmierte Plastikpuppe bau melte an ihrem winzigen Fuß herab. »Und das hier ist das Baby.«
»Das ist ja gruselig! «
Harrison strahlte. »Ich weiß, ich weiß. Es ist halt Halloween. An Halloween muss es gruselig sein. Jedenfalls bin ich froh, dass Sie zur Party kommen konnten. Dale hat mir erzählt, dass sie Sie eingeladen hat. Janet, ich möchte Ihnen Steve und Cathie Lindstrom vorstellen.«
Sie waren als Landstreicherpärchen gekommen, mit Melonen, alten karierten Hemden mit Flicken und zerlumpten Jeans.
»Mir gefällt Ihre Verkleidung«, sagte Cathie.
»Danke. Wie ist es so auf den Güterwaggons?«
»Windig«, sagte Steve grinsend.
»Steve«, sagte Harrison, »ist einer unserer Spitzennaturkundelehrer, und Cathie ist seine Spitzenfrau.« Er wandte sich an die Lindstroms. »Janet war heute Emily Jean Bonner. Ich habe gehört, sie hat das sehr gut gemacht. Sie wird die ganze nächste Woche bei uns sein. Vielleicht auch länger.«
»Willkommen an Bord«, sagte Steve.
»Danke.«
Cathie wirkte besorgt. »Ich hoffe, es ist nichts Ernstes bei Emily Jean.«
Stirnrunzelnd schüttelte Harrison den Kopf. »Ihr geht’s gut. Ihre Tochter wurde schwer verletzt, deshalb ist sie zu ihr gefahren.«
»Ein Autounfall?«, fragte Cathie.
»Sie wurde überfallen. In Denver.«
»Wie schrecklich!«, sagte Cathie.
»Offenbar ist sie nur knapp mit dem Leben davongekommen.«
»Mein Gott«, sagte Cathie.
Harrison nickte, sah dabei zufällig auf die blutige Kinderpuppe in
Weitere Kostenlose Bücher